02/2024 von Klaus Kosack
In letzter Zeit häufen sich Fahrzeuge verschiedener Hersteller, die noch aus Zeiten des kalten Krieges zwischen West und Ost stammen. Jüngeres Beispiel waren die Kesselwagen von Minitrix der US-Army, die in Deutschland gebaut wurden. Neuestes Beispiel ist der Besatzer-Zug der britischen Rheinarmee (Royal Transportation Corps = RTC), den Arnold im Herbst 2023 auf den Markt brachte.
Vorbild
Noch 1945 vereinbarten die drei Siegermächte einen privilegierten Sonderzugverkehr zwischen ihren Besatzungszonen und ihrem Besatzungsteil in Berlin mit den Sowjets. Die meisten Züge fuhren über Helmstedt- Magdeburg nach Berlin. Viele Züge endeten in Berlin-Charlottenburg. Außer bei der Berlin Blockade 1948/49 verkehrten die Züge regelmäßig bis 1991. Dabei wurde der Verkehrsverlauf von den jeweiligen Staatsbahnen betrieben – DB im Westen- von Helmstedt nach Berlin und in Berlin übernahm die DR. Daher musste in Helmstedt die Lok und das deutsche Zugbegleitpersonal ausgetauscht werden. Die Züge waren in der Regel nur für Besatzungssoldaten und ggfs. ihren Angehörigen zugelassen. Eine Besonderheit gab es dennoch: Damit kein Reisender den Zug verlassen konnte bzw. (unerlaubt) einsteigen konnte, wurden bei Abfahrt alle Türen des Zuges mit Kette und Schloss verriegelt. So wurde dieses Problem – wohl auf Wunsch der DDR - gelöst. Es war nicht ganz auszuschließen, dass der Zug mal außerplanmäßig auf einem DDR- Bahnhof halten musste. Der Zug fuhr normalerweise 1- bis 2-mal wöchentlich und hatte anfangs die Zugbezeichnung DB. Später wurde sie auf Dm abgeändert. An Feiertagen der DDR (z.B. 1. Mai oder 7. Oktober) sollten alle Züge mit dem Hammer und Sichel-Flagge der DDR geschmückt werden. Dem widersetzten sich jedoch die Alliierten. Die Lösung war, dass am Grenzbahnhof Helmstedt der Zug herausgenommen wurde und musste auf den nächsten Tag warten. Dann konnte er ohne DDR-Flagge weiterfahren.
Wie sahen diese Militär-Züge aus? Welche Wagen wurden mitgeführt? Der Arnold-Zug spielt um 1985. Er hat den Laufweg Braunschweig- Berlin-Charlottenburg (oder zurück). Als Zuglok kommt auf der DB-Seite Loks aus der V 160 Familie in Frage (BR 216, 215 oder 218) oder auch die BR 220, nach der Elektrifizierung der Strecke Braunschweig- Helmstedt auch die BR 110 oder 140., Auf der DR-Seite waren ausschließlich Dieselloks im Einsatz, und zwar BR 130 oder 132 (Ludmillas) oder 118 (ehem. V 180). Alle Loks gibt/ gab es im Fachhandel.
Zu den Wagen des Zuges:
Der Inhalt der Zugpackung (Arnold #HN4297) besteht aus vier Wagen.
Also beinhaltet das Set zwei Sitzwagen der DB, ein je ein Liegewagen und Speisewagen mit Sonderabteil. Dieses Sonderabteil war für die britischen Zugbegleiter reserviert. Zu wenig sind m.E. die Sitzwagen 2. Klasse. Da kann man gut aus seinem Fundus Wagensortiment der Ep. IV zugreifen, egal, ob ozeanblau/ beige oder grün. Oder -wenn man hat- den 2. Kl. Wagen RTC von Roco nehmen. Weitere Liegewagen und/ oder Schlafwagen der DSG sind auch nicht verkehrt, denn der Zug fuhr hauptsächlich nachts. An bestimmten Tagen (z.B. Weihnachtsverkehr) ist ein Gepäckwagen Dm 903 nicht verkehrt. So kommt schnell ein Zug mit 8 oder 9 Wagen zusammen. Die Wagen mussten von der DB gestellt werden, die Miete für die Wagen wurde vom Bund als Reparations-Folgekosten bezahlt. Ein Wagen musste noch eine Funkausrüstung haben, für den Fall der Fälle. Dieses Kriterium erfüllt der Speisewagen mit Sonderabteil der RTC, wo auch der Warrant-Officer seinen reservierten Platz hatte.
„The Berliner“ als Modell
Auf dem ersten Blick sehen die vier Wagen alle sehr ähnlich aus. Schaut man aber genauer hin, so haben die Wagen doch gewisse Unterschiede. Hier einmal ein Blick auf die vier Wagen im Einzelnen.
Alle Wagen tragen (wohl als Aufkleber) den Union Jack (britische Staatsflagge), damit jeder sehen kann, hier fährt ein britischer Militär-Zug. Zwei Wagen gehören dem Royal Corps of Transport und sind als Privatwagen bei der DB eingestellt. Hier folgt eine Detail-Aufnahme des Eigentümer-Logos.
Der Wagen 3 (WRSm) trägt auf dem Dach die Funkausrüstung.
Ferner ist der Packung ein Fahrschein beigepackt, sowie eine Beschreibung des Militärverkehrs in Englisch. Hier werden u.a. auch die administrativen Zuständigkeiten für den Zug in Berlin beschrieben.
Die Wagen selbst rollen leicht und ungewollte Entkupplungen auf der Club-Anlage kamen selten vor. Die Wagen selbst kuppeln recht kurz. Man sollte aber darauf achten, dass die Gummiwulste der Wagenübergänge fest eingesteckt sind, sonst kommt es zu ungewollten Entgleisungen in Kurven der Anlage.
Mein Fazit
Der Zug ist eine interessante zeithistorische Zusammenstellung – noch aus der Zeit des „kalten Krieges“. Der Zug gibt ein Beispiel des späten Militärverkehrs Mitte der 80er Jahre in Deutschland wieder. Leider gibt es keine Ergänzungswagen für den Zug. Dem kann man durch „normale“ DB-Schnellzugwagen abhelfen, idealerweise mit einem Decal des „Union Jack“. Den kann man sich ggfs. selbst herstellen, wenn man die Flagge eines Wagens einscannt und auf Trägermaterial farbig ausdruckt. So kann auch die Flagge entfernt werden, wenn der Wagen für zivile Zwecke wieder genutzt werden soll. Das Zugset ist mit knapp 120 € für die vier Wagen sehr preiswert.
Klaus Kosack