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02/2024 von Klaus Kosack

Neuer Behelfs-Gepäckwagen MDyge986 von Minitrix

Werksfoto MDyge986

In den 50er Jahren suchte die DB nach neuen Geschäftsfeldern. Aufgrund der veränderten politischen Rahmenbedingungen war das Land zu einem Nord-Süd Gebilde gewachsen, wo auch die Verkehre neu geordnet werden mussten. Hinzu kam noch geänderte Ein- und Verkaufsgewohnheiten, auf das die Bahn reagieren wollte. So erfand man den Expressgutverkehr. Dummerweise gab es hierfür noch keine geeigneten Fahrzeuge. Da stand die DB zweifach im Dilemma: Es gab kein Geld für neue Fahrzeuge, andererseits hatte die DB viele Fahrzeuge aus dem Krieg, wofür es keine rechte Verwendung mehr gab. Es waren die Behelfs-Personenwagen MCi-43. So kam man auf die Idee, zwei dieser Fahrzeuge zusammen zu bauen. Das Ganze im Rahmen eines Umbauprogramms. Nach einigen Probewagen fiel der Startschuss für den Serienumbau.

Vorbild

Die neuen Behelfspackwagen waren 23,014 m lang und hatten ein Eigengewicht von 31 t. Verbaut wurden die Schwanenhals-Drehgestelle von ehemaligen preußischen D-Zug-Wagen.  Anfangs hatten die Wagen alle einen offenen Übergang, der später einem geschlossenen Übergang mit Gummiwulst- Übergängen wich. Seitlich eingebaut in dem Übergang war noch eine Tür zum Ausstieg. Zugelassen waren die Wagen für 120 km/h.

Die Wagen mit den offenen Übergängen firmierten anfangs als MPw4ie-50, später als MDi996. Gebaut wurden die Wagen von 1950 bis 1955 in den bahneigenen AWs. Insgesamt wurden 236 Wagen gebaut. Diese Wagen erfuhren später einige Umbauten: So wurde der geschlossene Übergang nachträglich eingebaut, einige Wagen bekamen 4 Fenster an den Ladetüren, sowie z.T. neue Drehgestelle, die 140 km/h zuließen. Ab den 60er Jahren bekamen die Wagen neue Wände. Statt der Bretterwände, die noch von den Behelfspersonenwagen MCi-43 stammten, wurden Plattenwände verbaut. Diese umgebauten Wagen hießen MPw4yg-57, später MDyg986. Zusätzlich zu den erst gebauten 50 Wagen kamen nochmal 122 Wagen dazu, so dass die DB 172 Wagen besaß. Am 31.12.1977 waren von den MDi996 noch 115 Wagen übrig, von der Bauart MDyg986 dagegen 157 Fahrzeuge. Der Vollständigkeit halber seien noch weitere Varianten des Wagens erwähnt:

  • als Autotransporter
  • als Weinkellerwagen
  • als Hilfszugwagen
  • als Arztwagen.

Hier ein Foto des Vorbilds:

Vorbildfoto- Quelle EK-Spezial 82, S.36

Die Verlegung der Annahme- und Ausgabestellen des Stückgutverkehrs von den Bahnhöfen zu den Güterbahnhöfen hat sicherlich weitere Kunden vergrault. Wenn das Gut auf dem Lkw sich befand, so konnte man es gleich zum Empfänger fahren und die Bahn hatte das Nachsehen.

Fahrzeugskizze MPw4yg-57- Quelle: EK-Spezial 82, S. 38

Mit der Bildung der DB AG wurde das Geschäftsfeld -wegen angeblicher Verluste- immer unattraktiver und die Bahn stellte dieses Geschäftsfeld 1994/95 ein. Hinzu kam ein Unfall mit dem Wagen: Durch unsachgemäße Schweißung verlor ein Wagen einen Puffer, der in einer Weiche hängen blieb. Dadurch entgleisten Wagen und rollten in ein Nachbargleis, wo grade ein Schnellzug fuhr. Auch dieser entgleiste und es gab Tote und Verletzte. Daraufhin wurden alle noch vorhandenen Behelfspackwagen aus dem Verkehr gezogen.

Modell

Wie schon oben erwähnt, waren für die Behelfs-Packwagen der Ausgangspunkt der Kriegspersonenwagen MCi-43. Hier ein Bild des Modells von Minitrix.

Minitrix Behelfspersonenwagen MBi-44

Der Minitrix MDyge ist nicht der erste Behelfspackwagen, der das Licht der N-Welt erblickte. Vorgänger waren die Wagen von Roco, die schon seit 1981 produziert worden sind. Gleich zu Anfang stellte Roco den Wagen in zwei Versionen her:

  • als MPw4i-50 mit offenem Übergang und
  • als MDyge986 mit geschlossenem Übergang.

Zwei Jahre später folgte noch die Version als Hilfszugwagen. Drei Jahre später wurden die Behelfswagen aus dem Programm genommen. 2006 erinnerte man sich an den Wagen und brachte ihn nochmal in Epoche III als MPw4i-50 heraus. Hier folgen Bilder der Vorgänger:

MDyge986 von Roco (1981) 50 80 92-11 463-8
MPw4i-50 von Roco (1981) 113 822 Hmb
Hilfszugwagen von Roco (1983) Stg 5506
MPw4i-50 von Roco (2006) 113 974 Han

Wie man unschwer erkennen kann, haben alle Wagen Bretterwände.  Alle Ladetüren (außer Hilfszugwagen) haben zwei Fenster. Sie haben alle die Schwanenhals-Drehgestelle, jedoch -wie damals bei Roco üblich- keine Kurzkupplungskinematik.  Somit hat Roco an der Form der Behelfspackwagen nichts verändert. Am jüngsten Wagen klebt noch ein Preisschild: Der Wagen war damals für 9,90 € zu haben. Somit hat Fleischmann als Roco Nachfolger es verpasst, den Wagen verbessert herauszubringen.

Das tat jetzt Minitrix. Sie brachte den Behelfspackwagen als Neukonstruktion (#18432) heraus, allerdings im völlig neuen Gewand: Das erste Modell kam mit Plattenwänden heraus, die der Wagen Anfang der 60er Jahre bekam. Hier ein Bild der Neuheit:

MDyge986 von Minitrix (2024) 50 80 92-11 327-5

Schon äußerlich zeigt der Wagen deutliche Unterschiede zu seinen Vorgängern von Roco: Weniger Fenster und je vier Scheiben in den Drehfalttüren. Auch bei den Verstärkungsstreben gibt es Änderungen in den beiden letzten Feldern am Wagenende. Hier weitere Fotos des Wagens:

MDyge Minitrix - unten
MDyge Minitrix - vorne

Bei den beiden Fotos kann man die Detailliebe der Konstrukteure bewundern. Die untersten Trittstufen sind silbern eingefärbt und so die Stufen hervorzuheben. Besonders bemerkenswert ist die Absperrkette im Vorbau des Übergangs. So etwas hat der Autor an Modellwagen in N noch nie gesehen.

Das Vorbild des Wagens wurde von der Firma Hansa 1957 gebaut. Spenderwagen waren die Kriegspersonenwagen 302 249 und 303 883. Er wurde am 22.10.1957 als 113 972 MPw4yg-57 in Dienst gestellt. 1966 bekam er die Nummer vom obenstehenden Bild. Am 30.10.1993 wurde er ausgemustert.

Geliefert wird der Wagen mit Innenbeleuchtung. Bei der ersten Inbetriebnahme leuchtete zwar die Innenbeleuchtung im analogen Modus, aber die Schlusslampen blieben dunkel. Die Bedienungsanleitung studiert, kam heraus, dass man das Dach abnehmen muss, um da heranzukommen.

Elektronik im Innern

Da wo das Loch ist, verbirgt sich ein Schleppschalter (s. Pfeil). Mit einem feinen Schraubendreher lässt sich der Schalter verdrehen. Am besten schaltet man dies auf einem Gleis. Da lassen sich verschiedene Schaltungen einstellen: Kein Schlusslicht- beide Seiten Schlusslicht- eine Seite Schlusslicht. Und das Beste war, die so voreingestellten Schlusslichter funktionieren auch analog. Diese Einstellungen sind im Betrieb auch wichtig, je nach dem an welcher Stelle der Wagen im Zug eingesetzt wird. Z. B. den Wagen hinter der Lok eingesetzt, sind rot leuchtende Schlusslichter überflüssig.

Einsatz auf der Modellbahn

Der Behelfspackwagen lässt sich wie ein normaler Packwagen in allen möglichen Zügen (außer F, FD und IC) einsetzen. Auch in Nahverkehrszügen bei entsprechenden Ladeaufkommen. Gerne wurden die Wagen auch im Expressgutverkehr eingesetzt oder auch in Postzügen, z.B. für Pakete. Da gibt es viele Möglichkeiten.

Fazit                                                                                      

Hier hat Minitrix einen nicht seltenen Wagen als Modell umgesetzt, der vor gut 30 Jahren noch häufiger zu sehen war. Gut war die Entscheidung von Minitrix, dem Wagen Plattenwände zu spendieren, denn so fuhren die Behelfspackwagen zu Ende ihrer Dienstzeit auch meistens herum. Nicht so großartig fand der Autor die Bedienungsanleitung, denn der verbaute Decoder lässt sich nur mit einem weiteren Verbraucher auslesen. Erstaunen wird sicher dem einen oder anderem Modellbahner, dass der Wagen bei erster Inbetriebnahme keine Rücklichter zeigt. Trotzdem ein gelungenes Modell, wenngleich der Wagen im oberen Preissegment (ca. 60 €) angesiedelt ist. Andererseits wird aber dafür auch einiges geboten. Übrigens, eine Variante des MDyge ist als in einem BEM-Zugset angekündigt. Sie soll im März 2024 in den Handel kommen. Weitere werden sicher folgen.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

H. Hoyer, Die Gattungen MDie und MDyg sowie verwandte Bauarten, in EK-Spezial 82, 3.Quartal 2006
H. Obermeyer, Taschenbuch Dt. Reisezugwagen, Stuttgart 1978
Archiv Dt. Reisezug- und Güterwagen, Blatt Behelfs-Gepäckwagen der DB MDyg 986 und MDi 996


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