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06/2020 von Klaus Kosack

Zweiter Schwerlast-Flachwagen von Fleischmann – der große Bruder

Werksbild Samms 710

Zur Messe 2019 kündigte Fleischmann vier Schwerlast-Flachwagen (drei davon als Set) an und zwar als DB und Privatwagen- Modell. Alle diese Wagen stammen aus dem Roco-Erbe. Die 6-achsigen Schwerlastwagen wurden beim Vorbild ab Mitte der 60er Jahre gebaut und dienten unter anderem zum Transport von Panzern und anderen schweren Lasten. Nach gut einem Jahr sind die Wagen im Mai 2020 in den Handel gekommen.

Vorbild der Wagen

Ab 1942 wurde die Wehrmacht mit neuen Panzern der Bauart VI „Tiger“ beliefert. Hierzu gab es noch keinen passenden Wagen, der den 57 t schweren Panzer transportieren konnte. So wurde die Fa. Westwaggon in Köln beauftragt, einen neuen Wagen zu entwickeln. Heraus kam ein 13,3 m langer Wagen der Bauart SSyms Köln mit 6 Achsen, der maximal 82 t transportieren konnte. Von diesem Wagen wurden 1.250 Wagen von 1942 bis 1945 gebaut. Nach 1945 blieben bei der DB (nach Abgabe an die Besatzer) noch 264 Wagen, bei der DR verblieben 113 Wagen.  Die Wagen – bei der DB sind sie als SSyms 46 bezeichnet worden, wurden bei der DB zu Schwertransporte aller Art verwendet; denn bis Mitte der 70er Jahre blieb der Bestand konstant. 1994 wurden die letzten Wagen ausgemustert.

In den 60er Jahren nahmen die Lasten, die auf der Schiene transportiert werden sollten, weiter zu. So erinnerte man sich an den SSyms 46 und überarbeitet ihn. Diesmal wurde ein 16,4 m langes Fahrzeug der Bauart SSylms 710 entwickelt, der mit maximal 89 t beladen werden konnte. Später firmierten die Wagen als Samms 710. Zwischen 1963 und 1971 wurden 3.645 Wagen gebaut. Damit avancierte der Wagen zu den häufigsten Schwerlast-Flachwagen der DB. Die DB beließ es aber nicht dabei: Man suchte, den Wagen nochmals zu verstärken und heraus kam der Samms 709, der eine Tragfähigkeit von 101 t aufwies. Der Wagen hatte die gleichen Maße wie der Vorgänger, neu war das Drehgestell der Bauart 711.5 oder 713; der Vorgänger hatte noch 710er Drehgestelle. Diese optisch fast gleichen Wagen wurde von 1976 bis 1987 gebaut; insgesamt waren es 1.600 Wagen. Beide Wagen sind heute noch im Einsatz und sind für 100 km/h zugelassen.

Vorbildskizze des Wagens- Quelle DV 939d, Ausgabe 1967

Keineswegs wurden auf dem Wagen nur Militärfahrzeuge transportiert, sondern alle möglichen schweren Lasten, wie Baumstämme, Brammen, Blechplatten, Maschinen o.ä., sofern sie von der Länge, Breite und Höhe passten. Einige Wagen wurden für den Zechenverkehr hergerichtet, Hier wurde ein Krupp- Wärmekasten entwickelt, der glühende Stahlblöcke zur Weiterverarbeitung transportieren konnte.  

Schwerlastwagen im Modell

Auch diese Neuheit von Fleischmann wurde ursprünglich von Roco produziert, der Samms 710 erschien bei Roco erstmals 1996. Anders als die meisten anderen Güterwagen des Herstellers hatte der Wagen von Anfang an eine Kurzkupplungskulisse sowie eine NEM-Kupplungsaufnahme. Bis 2008 wurden 20 Varianten von Roco in den Handel gebracht, davon 6 mit Panzern beladen, 2 mit Röhren, 3 mit Stahlbrammen und 9 mit Stahlplatten oder –trägern. Alle Wagen hatten ein DB-Vorbild; nur 2 Wagen hatten eine doppelte Wagennummer. Alle Wagen hatten den Samms 710 zum Vorbild.

Der Wagen ist maßstäblich gebaut; Länge, Breite Höhe ist im Maßstab 1:160 gehalten.

Hier ein paar Fotos der Roco Schwerlast-Flachwagen:

Roco DB Samms 710 mit Brammen beladen
Roco DB Samms 710 mit Panzerhaubitze M 109
Roco Bundeswehr Samms 710 mit Panzerhaubitze M 109

Minitrix hat ebenfalls einen Schwerlastwagen im Programm gehabt. Es war beim Vorbild der Vorgänger des Roco-Modells, der spätere SSyms 46, ein sechsachsiger Wagen, der für den Transport der Panzer u.a. der Bauart Tiger der Wehrmacht diente. Er konnte mit bis zu 82 t beladen werden. Von diesem Wagen wurden 1.250 Wagen gebaut, die DB hatte noch 265 Wagen im Bestand, die bis 1994 ausgemustert waren. Bei der DR liefen die Wagen unter SSyms 65-60-01ff. Sie hatte 113 Wagen im Bestand.

Minitrix DB SSyms 46 beladen mit Blechbrammen
Minitrix DRB SSyms Köln

Kommen wir zur Neuheit von Fleischmann zurück: Schon kurz nach der Übernahme von Roco im Jahre 2008 nahm Fleischmann den Wagen 2010 in sein Programm auf, da ja alle modernen Bauteile vorhanden waren: Die Kurzkupplungskulisse und die Aufnahme für die NEM- Kupplung. Bis heute hat Fleischmann sogar die Anzahl der Varianten des Wagen Samms 710 auf 26 erhöht (Roco nur 20). Auch hier dominieren die Beladungsvarianten. 17 Modelle der DB, 6 der NS und 3 Wagen Privat. Zwei der Neuheiten 2020 sind als 3er Sets erschienen und zwar mit den Thermobehältern zum Transport glühender Stahlwürfel. Zwei weitere früher erschienene Wagen hatten den Panzer Leopard II als Ladegut.

Der vorliegende Testwagen hat als Ladegut eine Schredder Walze, die z.B. zum Häckseln von Holz eingesetzt wird. Die Walze ist mit Holz verkleidet und hat Querstützen, damit sich die Walze beim Transport nicht verselbstständigt. Etwas Kopfzerbrechen machte die Wahl der Wagennummern: Von den sieben neuen DB-Wagen gehören lt. Wagennummer fünf der Bauart Samms 710 und zwei der Bauart Samms 709. Leider wurden die Änderungen zwischen der Bauart 709 und 710 nicht berücksichtigt; sodass alle Wagen der Ursprungsbauart 710 angehören. Die auffälligste Änderung betraf das Drehgestell, das Achslasten bis 22,5 t zuließ.

Samms 710 Roco (li) und Fleischmann (re)
Fleischmann DB Samms 710- Neuheit 2020 mit Schredder Walze beladen

Der erste Eindruck des Wagens war seine Beladung. Dieses Teil ist ein Bauteil von Artitec, dass Fleischmann zugeliefert wurde. Der zweite Eindruck war der, dass die Ladung nicht befestigt war. Wenn man genauer hinsieht, zeigt sich, dass die Rahmenkanthölzer leicht verbogen sind und nicht auf den Wagenboden plan aufliegen. So musste der Verfasser bei den mittleren Querbohlen mit Kleber nachhelfen, damit die Schredder Walze nicht während der Fahrt verrutscht. Der nächste Eindruck war, dass die Neuheit etwas schwer gängiger ist, als der Roco-Vorgänger. Wie beim Rlmmp 700 liegt auch bei diesen Wagen ein Tütchen mit 16 Rungen bei, vier mehr als benötigt. Auch hier gibt es keine Info, wie rum man die Rungen in die Löcher einstecken soll. Wenn aber der Wagen mit Kettenfahrzeugen beladen wird, sind die Rungen überflüssig.

Soweit erkennbar, hat Fleischmann an dem Wagen (außer Firmenlogo) nichts gemacht; Roco und Fleischmann-Wagen sind baugleich.

Beschriftung des DB Wagens; lt. Nummer ein Samms 709 (undeutlicher Druck)

Im Vergleich zu der Produktbeschreibung ab Werk fällt ferner auf, dass Fleischmann bei der Beschreibung ein Fehler unterlaufen ist: Keiner der lieferbaren neuen DB-Wagen hat die Bauart-Nummer 710, die auf die DB-Wagen passen.  Bei zwei der sieben DB-Wagen hat wohl versehentlich jemand eine Nummer des Nachfolgers Samms 709 ausgewählt, ohne das am Wagen die Bauunterschiede nachgebildet worden sind.

Schwerlast-Flachwagen von unten- unten Roco oben Fleischmann

Im Gegensatz zum 4-achsigen Schwerlastflachwagen hat Fleischmann seinen Namen an die Stelle graviert, wo vorher Roco stand. Bei beiden Wagen fehlt der Hinweis „Made in ….“

Der Pufferabstand ist schon ab Werk sehr zufriedenstellend: Mit der Normalkupplung wird ein (fast) sensationeller Pufferabstand von 3 mm erreicht.   Mit der Fleischmann- Profi-Kupplung kann der Pufferabstand nochmal um ca. 2 mm verkürzt werden.

Kupplungsabstand ab Werk
Abstand mit Fleischmann Profi-Kupplung

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon erwähnt, kann der Wagen für vielerlei Zwecke auf der Anlage eingesetzt werden. Eine Option ist, ihn als Militärfahrzeug mit Panzern o.ä. beladen. Das muss aber- damit es glaubwürdiger wird, ein Zug mit 10 bis 15 Wagen sein. Darin können auch Schwerlast-Flachwagen anderer Bauart enthalten sein. Als Einzelwagen können sie in allen möglichen Güterzügen eingestellt werden, wenn es um den Transport von schweren Lasten geht. Für zivile Zwecke –dann häufig als Ganzzug- auch z.B. mit Blechbrammen, die einem metallverarbeitenden Betrieb zugeführt werden. Oder wie hier besprochen mit einem großen schweren Maschinenteil, z.B. einer Schredder Walze. Natürlich auch als Leerwagen, wo (gedanklich) das Gut schon entladen wurde und der Wagen wieder zurück fährt. Man sieht es gibt eine Reihe von Möglichkeiten.  Zugloks in Epoche IV können Dampfloks der BR’n 050ff oder 044 sein, sowie 215, 216 oder 211 oder 212. Auch die 220 oder 221 ist nicht verkehrt. Damit hätte Fleischmann zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich passende Wagen für die neue BR 044.

Fazit

Einmal mehr hat Fleischmann auf seinen Roco- Fundus zurückgegriffen und einen Güterwagen der Regelbauart wieder aufgelegt. Innzwischen hat Fleischmann schon mehr als zwanzig Güterwagen aus dem Roco-Erbe wieder aufleben lassen. Preislich liegen die Wagen –anders als der Rlmmp 700-  im mittleren Preissegment. Dafür sind alle Wagen beladen. Zum Thema Varianten: Roco hat es schon vorgemacht: Der Wagen eignet sich bestens für alle möglichen Beladungsvarianten, was Fleischmann auch schon nachgemacht hat. Vielleicht gibt es noch aus dem Roco-Erbe die Formen für Panzer. Weitere Varianten ergeben sich aus Umbauten der DB: Zum Transport von Colis bekamen die Wagen fest eingebaute Lademulden.

Welche Varianten sind noch möglich und sinnvoll? Sicherlich weitere Beladungsvarianten, wie z.B. Maschinen oder Schiffsmotoren. Natürlich auch Militärfahrzeuge aller Art.  Ferner wäre zu überlegen, ob der Wagen auch mit betriebsbedingter Verschmutzung geliefert werden kann.

 

Klaus Kosack

 

Lit.: St. Carstens/ P. Scheller, Güterwagen Bd. 8- Drehgestell-Flachwagen, Fürstenfeldbruck 2016

St. Carstens et al., Güterwagen der DB AG = MIBA Klartext, Fürstenfeldbruck 2014

DB (Hrsg.) DV 939d- Ausgabe Jan. 1967, Minden 1967

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