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11/2020 von Klaus Kosack

Wohnschlafwagen von Liliput

Foto Bahndienstwagen

Für den Erhalt der Infrastruktur (Gleise, Gebäude) der Bahn hatte man schon immer spezielle Wagen. Meist waren dies ausgemusterte Reisezug- oder Güterwagen, die für diesen besonderen Zweck hergerichtet wurden. Lauftechnisch waren diese Bauzugwagen noch brauchbar, aber für den ursprünglichen Zweck nicht mehr nutzbar. Das war kostengünstiger als neue Wagen bauen zu lassen. Solche Wagen gab es schon zu Länderbahnzeiten. Im Lauf der Zeit änderten sich auch die Ansprüche der Nutzer. Holzpritschen oder Klappliegen wollte man den Mitarbeitern der Bahn als Bett nicht mehr anbieten. Zudem gab es die Vorgabe, möglichst wenige Bauarten zu verwenden.

Vorbild

Bei diesem Wagentyp nahm man sich den Gos 245 als Spenderwagen. Der Gos 245 war ein mittellanger gedeckter Güterwagen, der als Glmehs 50 und Ableger ursprünglich mit mehr als 12.600 Wagen in Dienst gestellt wurde. Als in den 90er Jahren die ehemaligen 3yge- Wagen als Bauzugwagen ausgemustert worden waren, musste im kleinerem Umfang Ersatz her. Der Gos 245 war 12,5 m lang, für 100 km/h zugelassen und bot sich als Spenderfahrzeug an; auch war dessen Zenit überschritten und er stand zur Ausmusterung an. Letztlich hat man nur das Fahrgestell vom alten Wagen übernommen, der Aufbau war jedoch komplett neu. Da die Einsatzorte der Mitarbeiter weiter weg von ihrer Dienststelle waren, mussten auch Wohn- und Schlafwagen her. Die Bahn entwickelte aus dem Spenderwagen acht Grundtypen, von denen 58 Wagen nach 1990 realisiert wurden:

Bauart 412: Bürowagen (1)

Bauart 433: Wohnschlafwagen (17)

Bauart 434: Wohnschlafwagen (14)

Bauart 440: Wohn- Werkstattwagen (22)

Bauart 450: Aufenthaltswagen (1)

Bauart 505: Küchenwagen (1)

Bauart 519: Küchenbeiwagen (1)

Bauart 583: Aufenthalts- und Umkleidewagen (1).

Als vordringlich für das Umbauprogramm wurden die Bauarten 433, 434 und 440 angesehen. Von den anderen Typen wurden Muster gebaut. Zunächst wurden alle Wagen mit ozeanblauem Kasten, grauem Dach und schwarzem Fahrgestell ausgeliefert.

Eingestellt waren die Wagen in Gleisbauhöfen der Direktionen, sie waren aber auch bei anderen Dienststellen, z.B. als Bahnhofwagen zu finden. Im Laufe der Zeit änderte sich auch der Außenanstrich. Es gab zusätzlich grüne, gelbe und sogar einen roten Wagen. Zum Teil wurden die Wagen an Privatfirmen verkauft, die ebenfalls Gleisbauarbeiten anboten, diese Firmen änderten je nach Firmenlogo dann auch den Außenanstrich.

Seitenskizze des Wagens
Inneneinrichtung

Bei dem Wohnschlafwagen von Liliput geht es um die Bauart 434. Der Wagen hat zwei Schlafräume mit je 2 Betten und einer Raumgröße von jeweils 7,95 m², einen Vorraum, ein Bad mit Dusche und einen Wohn- und Aufenthaltsraum mit kleiner Küchenzeile. Auf der einen Seite hat der Wagen 4 Fenster, auf der anderen Seite deren 2. Die Fenster stammen noch aus dem 3yge- Programm.

Modell

An dieser Stelle hat Liliput weitergedacht, als sie vor ein paar Jahren ihren Glmehs 50/Gos 245 entwickelt hatten. Das Fahrgestell war vorhanden und konnte auch anderweitig genutzt werden, wie für den hier vorzustellenden Wohnschlafwagen der Bauart 434. Allerdings mussten am Fahrgestell kleine Änderungen vorgenommen werden, z.B. wurde die Bremsanlage geändert (1 Umsteller weniger) und entsprechend der Wagengruppe Tanks und Kästen vorbildgerecht angebracht. Auch die Eingangstreppen plus beidseitig seitlich im Fahrgestell eingehängter unterster Treppe wurden nicht vergessen.

Das Vorbild des Wagens gehört der Bahnbau Gruppe, einer Firma innerhalb des DB Konzerns. Der Wagen ist im Bahnhof Königsborn (Sachsen-Anhalt) beheimatet und dürfte überall in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen eingesetzt werden. Er trägt die Nummer 40 80 1411 034-5 D-DB, was ihn als Fahrzeug der Epoche VI ausweist.

Seite links
Seite rechts

Die Fenster auf Bild 4 gehören zum Aufenthaltsraum; die beiden äußeren Fenster auf Bild 5 sind Fenster der Schlafräume, das Fenster rechts neben der Tür zu dem Wasch- und Duschraum und hinter dem vierten Fenster ist die Küchenzeile. An dieser Stelle hat sich Liliput noch ein Schmankerl ausgedacht: In der Schachtel unter dem Fahrzeug-Inlett befinden sich Jalousien-Nachbildungen, mit den man alle Fenster verdunkeln kann (Nachtbetrieb), oder nach Lust und Laune nur den oberen Fensterteil abdecken kann.

Aufgebaut ist der Wagen konventionell: Separates Dach, Wagengehäuse und Fahrgestell mit Beschwerungsgewicht. Hier der Wagen von allen Seiten:

Dach des Wagens mit Lüftern
Wagen von vorne
Wagen von unten
Wagen von innen

Bild 9 offeriert ein weiteres Schmankerl von Liliput: Im Eingangsbereich sind LED-Lampen verbaut. Die Nutzung dieser Lampen ist in erster Linie dann sinnvoll, wenn der Wagen bei einer Gleisbaustelle steht. So kann bei Nachtbetrieb ein stimmungsvoller Hingucker erzeugt werden. Hierfür müssen zwei Kabel an die Leiterplatte angelötet werden und diese durch den Wagenboden (Löcher sind vorhanden) und Anlagenplatte zu einer Stromquelle zu führen. Da die Räder unterschiedlich isoliert sind, kann u.U. auch das Gleis als Stromquelle dienen. In diesem Fall wären noch Achsschleifer erforderlich. Normalerweise ist jedoch der Wagen bei der Fahrt unbeleuchtet.

Abhilfe leisten hier die Achsschleifer z.B. der Fa. ledandmore, wo 10 Schleifer für 6,50 € zzgl. PP angeboten werden oder die Beleuchtungsfedern von Fleischmann, die allerdings noch hergerichtet werden müssen. Letztere werden auch von DM Toys angeboten.

https://www.dm-toys.de/de/produktdetails/Fleischmann_614947.html .

Sehr fein ist die Beschriftung ausgefallen, wie nachstehendes Foto zeigt.

Beschriftung

Zum Vorbild und konstruktiven Aufbau des Wagens wurde ja hier schon mehrfach berichtet:

https://www.dm-toys.de/de/blogartikel/liliputs-neuer-gbs-gos-253.html

und

https://www.dm-toys.de/de/blogartikel/liliputs-mittellanger-gedeckter.html

Hier hat sich jedoch am Fahrgestell einiges gegenüber dem Grundmodell geändert, wie z.B. Kästen und Leitern.

 

Einsatz auf der Modellbahn

Der Wohnschlafwagen kann für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Erstmals in einem Bautrupp, wo auf der Anlage eine Gleisbaustelle nachgebildet wird. Schwieriger wird es da schon mit anderen Fahrzeugen des Bautrupps in Epoche VI. Eine Möglichkeit wäre, an dieser Stelle Fahrzeuge der Fa. „Wiebe“ einzusetzen. Unser Wohnschlafwagen wäre dann eine Leihgabe der DB AG. So bekommt man einen halbwegs glaubwürdigen Bauzug hin.

Auch als Einzelwagen ist ein Einsatz denkbar: Z.B., wenn der Wagen wegen z.B. Bremsdefekt an einem Bahnhof ausrangiert wurde und etwas abseits im Bahnhof steht. Hier kann man auch wieder eine stationäre Beleuchtung installieren.

 

Fazit

Wie schon gesagt, hatte an dieser Stelle Liliput bei der Entwicklung des Gos 245/Gos 253 weitergedacht und an die Option für Bauzugwagen auf Basis der o.g. Güterwagen gedacht.

M.W. sind schon fünf Varianten des Wohnschlafwagens im Handel. Da die DB AG diese Wagen an Privatfirmen verkauft hat, kann sie Liliput noch in den Farben mit Logo des Erwerbers herausbringen. Ansonsten kann man Liliput zu dem Wagen gratulieren, denn Modelle von Bauzugwagen in Epoche VI gibt es in N kaum und es ist der erste mir bekannte Wohnschlafwagen der Epoche VI in N.

 

Klaus Kosack

 

Lit.: Wagen – Archiv Reisezug und Güterwagen- Loseblattsammlung- Umbauwagen der DB aus Güterwagen Gos, GeraMond Verlag, München, 2018

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