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08/2021 von Klaus Kosack

Wenn der Ochs‘ auf Reisen geht - Fleischmanns Großviehwagen in N

Fleischmann Ovw Würzburg DRG mit Bremserhaus (2005)

Das Vorbild der Neuheit (2005) ist der preußischen Güterzuggattung Gruppe II c3 zuzuordnen, deren Musterblatt 1890 erschien. Damit hat Fleischmann einen ausgesprochen „seltenen Vogel“ aus den preußischen Güteragen ausgesucht, denn mit 90 gebauten Wagen hatte diese Bauart grade einen Anteil von 0,04% aller zwischen 1896 und 1908 gebauten preußischer Güterwagen aus. Von den 90 gebauten Großviehwagen hatten 40 Wagen ein Bremserhaus und 50 Wagen keine Bremse. Insgesamt sind rund 1.300 Viehwagen ab 1883 in unterschiedlicher Ausführung in Dienst gestellt worden.

Folgende offene Güterwagen gehörten zu den preußischen Normalien 1883/84:

II c4 und 5: Kohlewagen mit hölzernen oder eisernen Wänden

II c7: Kokswagen.

Der Wagen wurde für den Transport von Großvieh, wie Kühe, Pferde oder Esel gebaut. Er war ein offener Güterwagen mit dem Unterschied, dass die Bordwände über 2 m hoch waren, damit sich das „liebe Vieh“ bei der Fahrt nicht erschreckt. Oben in der Mitte waren zwei Querstangen eingebaut für den Fall, wenn es mal regnet. Dann konnte der Wagen mit einer Plane abgedeckt werden. Außerdem hatte der Wagen in Bodenhöhe an den Seitenwänden jeweils 2 Schauklappen zur Beobachtung des Viehs. Später hat man lieber gedeckte Güterwagen für diesen Transportzweck herangezogen, denn diese standen in großer Zahl zur Verfügung und wenn man die Tür offenlässt und in die Türöffnung ein Sperrgitter einbaut, hat man den gleichen Zweck wie bei dem o.g. Großviehwagen erfüllt. Deswegen war dieser Bauart kein sonderlich langes Leben beschert.

Das Modell kommt im Reichsbahndekor daher. Damit stellt er ein Güterwagen dar, der schon zu DRG- Zeiten selten war. In den 30er Jahre waren alle Gv (vormals VO) - Wagen ausgemustert. Die Beschriftung ist vollständig gemäß den Vorschriften der DRG von 1931. Da der Wagen weniger als 11 t Ladegewicht hatte, fehlt richtigerweise das geometrische Ladegewichtszeichen. Neu ist die Längsträgerbeschriftung, die beim Vorgänger noch fehlte. Der Wagen ist dem Gattungsbezirk „Würzburg“ zugeordnet, wo alle O-Wagen der Länderbahnen zusammengefasst waren. Auch die gewählte Wagennummer 18 778 gehört zu dem Nummernkreis, wo alle Gv (vormals VO) Wagen zusammengefasst waren. Das Modell ohne Bremserhaus, hat Fachwerk-Achshalter, während sein Bremserhaus-Pendent Achshalter aus Pressblech aufweist. Damit ist der Bremserhauswagen etwas jünger. Alle Großvieh- Wagen Modelle haben Speichenräder.

Fleischmann Ovw Würzburg DRG ohne Bremserhaus (2005)

Im folgenden Bild sind beide Wagen, der von 2005 und 2019 nebeneinandergestellt. Das Einzige was auffällt ist, dass der neuere Wagen eine Längsträgerbeschriftung aufweist, was der Vorgänger noch nicht hatte. Sonst sind die Wagen identisch. Auffällig ist das rötlichere Braun der Neuheit.

Fleischmann Ovw Würzburg DRG ohne Bremserhaus (2005 li und 2019 re)
Fleischmann Ovw Würzburg DRG ohne Bremserhaus (2019)
Fleischmanns Ovw Würzburg von oben
Fleischmanns Ovw Würzburg von unten

Fleischmann ist nicht der erste Hersteller, der einen Großviehwagen herausbrachte. Vorreiter war hier Minitrix, die 1982 ihren Ov- Wagen vorstellten. Das Modell fußte auf der Zeichnung 325 der K.Bay.Sts.B.. Von dem Wagen wurden 225 Stück von 1893 bis 1907 gebaut. Auch diese Wagen wurden in den 30er Jahren ausgemustert.

1990 folgte das Modell des Wagens mit Bremserhaus, der aber dem Gattungsbezirk Frankfurt zugeordnet war.

Minitrix Ov Frankfurt DRG mit Bremserhaus – bay. Bauart 1990
Minitrix Ov Würzburg DRG –bay. Bauart 1982

Der Güterwagen war bis 2010 im Programm von Minitrix und ist seither in der Versenkung verschwunden.

Fazit

Hier hat sich Fleischmann einen „seltenen Vogel“ ausgesucht, der nicht grade häufig auf den Schienen stand. Trotzdem ein interessanter Wagen, der DRG- Güterzüge etwas bunter machen kann, wenn man die Wagen mit Hornvieh oder Pferden belädt.

Die beiden neu konstruierten Untergestelle der Fleischmann-Wagen (Vorbild LüP 8,8 m bzw. 8,5 m, 4 m Achsstand) geben zu mancherlei Träumen Anlass: Folgende preußische Regelgüterwagen, die auch noch die Bundesbahnzeit erlebten, können daraufgesetzt werden:

Gedeckter Güterwagen II b1 => Gwu Magdeburg => Gw(u) 01

Offener Güterwagen II d3 => Ow Frankfurt => O 01

Jeweils mit und ohne Bremserhaus. Wäre doch was für die nächste Messe, oder?

Zumal diese Wagen nach dem I. Weltkrieg auch an Nachbar-Staatsbahnen gelangten. Leider hat sich seit 2005 bis heute in der Sache (noch) nichts getan…

 

Klaus Kosack

 

Literatur: St. Carstens/ H.-U. Diener, Güterwagen Bd. 3- offene Wagen, Hasloh 1996

  1. Troche, Preußische Normal-Gütezuglokomotiven der Gattungen G 3 und G 4, Freiburg 1992

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