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11/2018 von Klaus Kosack

Überraschung von Modelbahn Union: Der gedeckte Güterwagen Gms 54

Bereits zum fünften Male in diesem Jahr hat uns Modellbahn Union (MU) mit einer Güterwagen- Neuheit überrascht. Dieses Mal mit dem gedeckten Güterwagen Gms 54 / Gls 205, ein grade nicht seltener Güterwagen. Es ist nach Omm 34 und 37der dritte Regelgüterwagen von MU, der beim Vorbild in mehr als 10.000 Exemplaren lief und in N nicht mehr lieferbar ist, bzw. den es noch nie gab.

Vorbild

Aus alt mach neu: Das war die Devise der DB in den 50er Jahren, um Geld zu sparen. Schließlich war die DB der einzige Verkehrsträger, der die Kriegsschäden aus eigener Kasse bezahlen durfte. Hilfen vom Eigentümer Bund waren dabei eher marginal. Das führte dann auch dazu, dass die DB immer mehr Schulden anhäufte und in den 50er Jahren alle Rechnungsabschlüsse mit einem Defizit endeten. 1955 betrug das DB-Defizit rd. 1,2 Mrd DM. Da war Sparen angesagt. So wurden aus Güterwagen aus der Länderbahnzeit und frühen Reichsbahn ausgeschlachtet und aus Teilen der alten Wagen neue Güterwagen hergestellt. Der wichtigste Spenderwagen war der G 10, der häufigste gedeckte Güterwagen der deutschen Staatsbahnen. Mit dem Umbau schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die alten Güterwagen, deren weiterer Erhalt zu teuer geworden war, verschwanden und zugleich entstand ein Güterwagen nach modernen Baugrundsätzen, der auch UIC-konform war.

 

Foto 1: Skizze des Gms 54 (DV 939d, Ausgabe 1967)

Im Jahre 1955 begann der Umbau. Damals gab es noch rund 40.000 gedeckte Güterwagen der Bauarten G 02 und G 10. Man brauchte aber modernere Güterwagen, die auch für höhere Geschwindigkeiten zugelassen waren. So verlängerte man das Untergestell auf 9,3 m und entwickelte einen neuen Wagenkasten mit zwei Lüftern auf jeder Seite. Die Wände entstanden aus kunstharzbeschichteten Holzplatten und hatten nach UIC- Norm eine Türbreite von 1,8 m. Kennzeichen für die Umbauwagen war das Sprengwerk. Etwa ein Drittel der Wagen bekam eine Bremserbühne. Der Umbau erstreckte sich bis 1960. Ende 1960 standen 13.946 Gms 54 bei der DB in Dienst.  Der bis zu 63 m³ große Laderaum konnte maximal mit 26,5 t beladen werden. Die ersten Gms 54 bekamen eine lange Holztrittstufe unter der Türe, die letzten Bauserien dagegen einen kurzen Metalltritt. Das Dach hat 9 Spriegel, eine Holzverschalung und eine PVC- Dachhaut Die neuen Gms 54 bekamen die Nummernreihe 255 000 bis 269 999 zugewiesen; bei der Umzeichnung zum Gls 205 die Nummernreihe 133 1 100 bis 134 5 799; die Umbauwagen Gls-w  208 die Nummernreihe 134 5 800 bis 134 8 299 (mit Lücken). Die Umbauwagen Gls-w 208 bekamen in den Jahren 1972/ 73 Funkenschutzbleche über den Radsätzen und Rollenlagerradsätze. Durch den Umbau erhöhte sich das Eigengewicht um 1 t, dadurch mussten die Lastgrenzen herabgesetzt werden. Im Jahre 1994 schied der letzte Gls 205 aus, die letzten Umbau Gls-w 208 hielten sich bis 1998. Gut erhaltene Wagen wurden nicht einfach verschrottet, sondern als Bahnhofswagen weiterverwendet. Z.T. entfernte man bei den Bahnhofswagen die Lüftungsklappen und tauschte die äußeren Wandteile aus.

Während des Umbaus zum Gms 54 kam die Idee auf, auf Basis dieses Güterwagens einen Güterzuggepäckwagen zu bauen, da viele der Güterzugpackwagen noch aus der Länderbahnzeit stammten und nur für 65 km/h zugelassen waren. .Die Hauptmaße wurden fast alle übernommen, und man baute zusätzlich Fenster und Türen ein, wobei die Fenster aus dem Umbauprogramm der 3achsigen Umbauwagen „Ypsilon. Gustav“ entnommen wurden, Ab 1957 wurden zusätzlich 1.200 Packwagen als Pwgs 54 in Dienst gestellt, die für 100 km/h zugelassen waren. 1995 wurde der letzte Pwghs 054 ausgemustert.  

Modell

Keinesfalls war MUs Gms 54 der erste Gms 54, der das Licht der N-Welt erblickte. Vorreiter war einmal mehr Arnold, der 1965 im Rahmen seiner Junior-Serie den Güterwagen herausbrachte. Aber was für ein Modell: Der Gms wurde auf das damalige Standard- Fahrwerk zusammengestaucht und auch der Achsstand stimmte nicht. Selbstverständlich fehlte auch das Sprengwerk. Außerdem wurde der Wagen ohne Beschriftung ausgeliefert. Dafür kostete der Wagen nur 3 DM. Unter der Bestellnummer #0422 wurde er bis 1973 produziert. Damit war aber noch nicht Schluss: bis 2002 wurde er in insgesamt 24 Varianten mit vier verschiedenen Farben hergestellt. Alle Wagen hatte eine LüP von 56mm und waren damit um knapp 20% zu kurz.

Foto 2: Arnold Gms 54 Urversion 1965

Foto 3: Arnold Gms 54 mit DR- Beschriftung als Bahnhofswagen (Phantasie)

Hauptmaße der Gms 54 in N

 

1: 160

MU

Roco

Arnold

Erstes Baujahr

X

2018

1980

1965

LüP

66,1

66,1

64,7

56,0

LüP mit BrBü

69,2

68,4

X

X

Wagenkastenlänge

58,4

58,3

58,3

49,1

Achsstand

36,5

36,5

35,6

29,0

Türbreite

11,3

11,4

12,1

11,7

Aus der obigen Tabelle ergibt sich, dass MU weitaus am nächsten dem Vorbild kommt. Kaum eine grobe Abweichung. Das betagte Arnold-Modell ist dagegen um 15% zu kurz geraten. Auf Platz 2 folgt das Roco-Modell.  

Der nächste Hersteller, der sich an den Wagentyp heran traute, war Roco. Von 1980 bis 2002 war der Wagen im Programm. Wie Arnold nutzte Roco sein Einheitsfahrgestell mit 65 mm; damit war der Wagen um 2% zu kurz. Leider fehlte das Sprengwerk. Roco produzierte den Wagen in 10 Versionen bis 2002. Der Regelwagen in braun hatte immer eine Epoche IV-Beschriftung; zu einer Epoche III-Beschriftung und Kurzkupplung konnte sich Roco nie durchringen. Die Beschriftung zeigte immer einen Gls 205. Das Modell hatte noch die Trittstufe der ersten Bauserie.

 

Foto 4: Roco Gls 205

Im November 2018 überraschte MU die N- Bahner mit der Ankündigung und kurze Zeit später auch Auslieferung des Gms 54. In der Erstauflage gleich in acht Varianten in zwei Versionen, mit und ohne Bremserbühne, wobei der Wagen mit Bremserbühne erstmals in N erschien. Es sind jeweils zwei Wagen mit und ohne Bremserbühne der DB-Epochen III und IV. Erstmals mit originalgetreuer Umsetzung des Wagens als Modell. Für den Einstieg werden erst einmal alle drei Kandidaten nebeneinander gezeigt.

Foto 5: 3 N-Modelle des Gms 54 (li Arnold, mi MU, re Roco)

Der Gms 54 ist eine völlige Neukonstruktion von MU. Wie auch schon bei den bisherigen MU-Güterwagen der Regelbauart haben sie alle ein detailliert modelliertes Gehäuse, dieses Mal natürlich mit Dach. Die Tür selbst ist nicht zu öffnen. Es ist eine wahre Augenweide, den Wagen von allen Seiten zu betrachten, man kann sich gar nicht satt sehen. Die vier Epoche III Wagen haben die Nummern 266 129, 264 304 (ohne Bremserbühne) und 267 608, 268 781. Damit gehören die Wagen zu den späteren Lieferserien.

Foto 6: MU Gms 54

Foto 7: MU Gms 54 mit Bremserbühne

Foto 8: MU Gms von vorne

Überaus fein ist das Geländer der Bremserbühne geraten. Die Stirnwände waren auch beim Vorbild spartanisch ausgerüstet. Manche Wagen hatten an einer Stirnseite auf halber Höhe einen Haltegriff, der bei beiden Epoche III- Wagen von MU fehlt. Zumindest ist er auf der Wagenskizze (Bild 1) abngedeutet.

 

Foto 9: Gms 54 von unten

Eine wahre Augenweide ist das Fahrwerk mit seinen vielen angesetzten Details, wie z. B. das Bremsgestänge, das extra eingesetzt ist.  

Foto 10: Kupplungsabstand ab Werk

Nach NEM 355 soll der Pufferabstand 6 mm (-0,2mm) betragen, was auch MU eingehalten hat. Auf Radius R1 (192mm) verkürzt er sich auf ca. 4mm, folglich ist für Kurzkupplungsfreaks da noch Potential drin. Die MU- Stange 14mm ermöglicht Puffer an Puffer fahren, allerdings nur auf gerader Strecke.

Foto 11: Kurzkupplung mit MU- Stange 14 mm

 

Einsatz auf der Modellbahn

Als „Brot- und Butterwagen“ ist der Gms 54 universell einsetzbar. Er passt in Durchgangsgüterzügen, die 100 km/h laufen konnten, wie auch in Nahgüterzügen oder Übergaben. Je nach Größe der Anlage passen auch mehrere Gms 54 auf die Schienen. Beim Vorbild waren Güterzüge mit gedeckten Güterwagen fast immer aus mehreren Bauarten zusammen gestellt. Schade ist, dass sich die Türen nicht öffnen lassen, etwa für Ladestraßen- Szenen.

Mein Fazit

Sage und schreibe 53 lange Jahre (seit Erscheinen von Arnolds Gms 54) mussten die N-Bahner warten, bis ein vorbildlicher Gms 54 auf die Schienen der N-Welt kam. Und gleich in der Erstauflage mit und ohne Bremserbühne, in zwei Epochen und jeweils mit zwei Wagennummern. Als Varianten wären noch vermietete bunte Werbewagen möglich, wobei aber genau recherchiert werden sollte, ob es einen solchen Wagen gegeben hat. Als Beschriftungsvarianten sollte es auch noch die EUROP-Version geben, die in Epochen III und IV möglich war. Auf jeden Fall bietet sich an, den Wagen auch verschmutzt- wie beim Fährbootkühlwagen- anzubieten. Ferner wäre auch der Gms 54 als Bahnhofswagen, dann aber ohne Lüftungsklappen, denkbar.

Klaus Kosack

Lit.: St. Carstens et al., Güterwagen Band 1, Nürnberg 1988

BZA (Hrsg.), DV 939d, Ausgabe 1967, Minden 1967

GeraMond- Verlag, Wagen, Archiv der dt. Reisezug- und Güterwagen, Blatt Gls 205

 

 


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MU_N-G54115: Güterwagen Gls-w 208 Epoche IV
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MU_N-G54119: Güterwagen GMS ohne Bremserbühne DB Ep.V
MU_N-G54120: Güterwagen GMS Gerätewagen ohne Bühne DB Ep.IV
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