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08/2017 von Dirk Splitt

Stellwerk Lotharstraße

Mit dem Stellwerk Lotharstraße weitet Modellbahn Union sein stetig wachsendes Programm an Bausätzen aus gelasertem Karton weiter aus.

Auf der Suche nach einer sinnvollen Füllung einer bisher ungestalteten Ecke meiner am Niederrhein angesiedelten Modellbahn komme ich nicht umher, das neue Modell unter die Lupe zu nehmen.

Zum Vorbild:

Das Stellwerk Lotharstraße befand sich an der gleichnamigen Abzweigstelle im Duisburger Osten an einer der wichtigsten Güterzugmagistralen im Ruhrgebiet. Allerdings ging es bereits 1972 außer Betrieb und wurde durch ein etwas entfernt gebautes Drucktastenstellwerk mit Lichtsignaltechnik ersetzt und abgerissen. Für den Güterzugfreund bleibt der Weg zum Abzweig Lotharstraße (hinter dem Campus der Uni, über Brücken gut einsehbar) aber bis heute ein Erlebnis. Hier erkennt man auch die Tieflage der Strecke weshalb das Stellwerk eigentlich in die Böschung eingebaut war. Das Modell wurde hier in der Form abgewandelt, so dass es auch auf der Ebene eingesetzt werden kann.

Im ersten Moment mag man so ein doch sehr ansehnliches Gebäude mit der hübschen Fachwerkaufbau gar nicht im Ruhrgebiet erwarten, doch tatsächlich ist dieser Aufbau mit gemauertem Erdgeschoss und Fachwerkaufbau und im allgemeinen der Kombination von Backstein und gekalkten Wänden in dieser Region recht verbreitet. Heute noch kann man das zum Beispiel am erhalten geblieben und zum Restaurant umgebauten Stellwerk HOF in Hohenbudberg beobachten, das zwar ein paar Nummern größer ist, aber dem gleichen Stil folgt. Aber es gibt auch viele weitere Stellwerke im ähnlichen Stil, auch wenn man es teilweise kaum erkennt, weil das Fachwerk später verkleidet wurde.

Trotzdem ist der Stil neutral genug um auch auf anderen Anlagen, die in anderen Regionen angesiedelt sind, gut zu einsetzbar zu sein.

Als Gebäude aus dem frühen 20en Jahrhundert eignet sich ideal für das Darstellen von mechanischen oder elektromechanischen Stellwerken und wird daher üblicherweise in Kombination mit Formsignalen eingesetzt – Hier bietet Modellbahn Union mit der Inneneinrichtung  MU_N-A00063 eine sinnvolle Ergänzung.

Das Modell:

Die Teile

Das Model wird in einer erstaunlich kleinen Pappschachtel geliefert, die dafür aber gut gefüllt ist.

Dem ersten Eindruck nach (der sich auch später bestätigt) sind die Teile sehr akkurat gelasert und kommen in natürlichen Farben daher.

Ich habe mich jedoch gewundert, dass die Pappbögen ab Werk schon nicht vollständig zu sein scheinen, bis ich erkannt habe, dass die einzelnen Platten aufgrund des kleinen Kartons in zwei Teile geteilt wurden und damit nicht ganz mit den Skizzen in der Anleitung übereinstimmen. Die meisten Teile sind nicht beschriftet, die Teilenummern können Anhand dieser Skizzen zugeordnet werden. Die Einzelteile sind aber von der Form so eindeutig, dass das kein Problem macht. Wer trotzdem Sorge hat, sollte sich mit Bleistift die Nummern auf die Innenseite der Teile notieren.

Vorarbeiten

Im Gegensatz zur Anleitung empfiehlt es sich, die Fachwerkrahmen zuallererst auf die Wände des Obergeschosses zu kleben und nicht erst in Schritt 10, nachdem die Wände montiert sind. Das hat folgende Vorteile:

  1. Teilweise blieb bei mir, eventuell auch durch unsauberes Aufkleben, ein schmaler weißer Rand zwischen Holzimitation und Fensterausschnitten. Damit es nicht weiß zwischen Fensterrahmen und dunklem Holz durchscheint, empfiehlt es sich, diese Kanten gleich mit etwas Schwarzbraun nachzuarbeiten. Wenn die Fensterrahmen einmal eingeklebt sind, ist das ohne Verschmutzung der Rahmen kaum möglich.
  2. Aus dem Überstand der Holzimitation rechts und links über die eigentliche Wandteile hinaus kann man erkennen, wie die Wände an den Ecken zu einander angeordnet sind. Außerdem muss die Stärke des Fachwerks beim Aufkleben auf die Bodenplatte mit berücksichtigen werden.

Wer das Fachwerk farblich noch anderes gestalten möchte (ich habe zum Beispiel die Wände mit etwas Pastellkreide aufgehellt), sollte dies natürlich vor dem Aufkleben des Fachwerkes tun.

Auf alle Wandteile (EG und 1. OG) wird nun von hinten die passend zugeschnittene Fensterfolie aufgeklebt und anschließend von vorne die Fensterrahmen eingesetzt. Als Kleber habe ich dazu leicht verdünnten Weißleim  genommen, da er zu keinem Erblinden der Scheiben führt. Trotzdem ist in direkter Nähe der Fensterausschnitte sparsames Kleben angesagt.

Beim Aufkleben der Fensterfolie ist im Erdgeschoss darauf zu achten, dass die Folien am oberen und nicht am unteren Rand anschlagen, damit noch ca. 1mm für den Fußboden Platz bleibt. Auch am Rand muss die Folie sauber ausgerichtet sein, damit die Verzahnung nicht überklebt wird.

Im Erdgeschoss empfiehlt es sich darüber hinaus, die Wände erst in der gewünschten Innenfarbe zumindest grob zu streichen, um zu verhindern, dass einem die durchgefärbten ziegelroten Wände durch die Fenster auffallen. Im Obergeschoss ist das aufgrund der beigen Wände nicht so wichtig, hier zählt der eigene Geschmack.

Die Verzahnung selber ist durch das auslasern etwas braun verkohlt, was beim Zusammensetzten zu unschönen dunklen Kanten an den gemauerten Ecken führt. Hier hilft es, die dunkelbraunen Enden durch ein paar Stiche mit einem Glasfaserradierer (feines Schmirgelpapier wird es sicher auch tun), aufzuhellen (ein Tipp, den ich im 1zu160.net-Forum gefunden habe – Danke dafür). Darüber hinaus habe ich nach dem Verkleben mit dem Pinsel etwas ziegelrote Pulverfarben auf die Ecken aufgetragen. Damit fallen die Verzahnungen auch gleich viel weniger auf.

Zusammenbau

Nach diesen Vorarbeiten geht das Verkleben nun leicht von der Hand. Aufgrund der sauberen Verzahnung, kann man die Wände des Erdgeschosses einfach rechtwinklig aneinanderkleben, sodass der Zusammenbau auch ohne die Bodenplatte funktioniert. Somit ist auch eine individuelle Umfeldgestaltung möglich, sollte die Platte nicht gefallen. Apropos Bodenplatte: Sehr schön sind die Löcher in Boden und Decke, durch der man Kabel für eine mögliche Innenbeleuchtung in alle Räume führen kann.

Beim Obergeschoss muss man auf die richtige Position der Wände auf dem Zwischenboden und zueinander achten. Hier dienen die überstehende Fachwerteile als Maß: Dort wo sie deutlich über die Seitenwand hinausragen wird die nächste Seitenwand stumpf eingeklebt. Einziges Manko: Die beiden Querwände waren bei mir minimal zu lang. Daher sollten zunächst die Außenwände aufgestellt werden um dann die Zwischenwände ggf. etwas kürzen zu können. Vielleicht habe ich hier auch etwas unsauber gebaut, aber mit der Reihenfolge, erst die Außenwände aufzustellen, ist man auf der sicheren Seite.

Das Dach

Im Gegensatz zur Anleitung habe ich das Dach erst einmal separat zusammengebaut und später auf das Dach aufgesetzt. Das macht das Hantieren mit den gefalteten Teilen doch etwas einfacher. Die Knicke sollte man über eine harte Kante falzen – zusätzlich habe ich die Naht vorher noch einmal mit einem Skalpell etwas nachgezogen, dann geht es leichter von der Hand. Im Gegensatz zu restlichen Gebäude, habe ich die Nähte jedoch mit einem dickflüssigen Sekundenkleber verklebt, da auf den Teilen doch eine gewisse Spannung ist.

In der Anleitung fehlt jedoch ein Hinweis auf die Teile B4 und B5, das sind die Dachböden. Wie es beschrieben ist  - Dächer direkt auf die Decke - klappt es nicht, da zum Beispiel das Dach L1 die Decke durch den Überhang an keiner Stelle überhaupt berührt. Am besten funktioniert es, wenn man zuerst die Dächer gemäß Schritt 12/13 ohne Boden aufbaut. Danach wird in das Dach L2 von unten das Dreieck K2 eingeklebt, damit der Dachwinkel passt. Wenn man nun den Boden eingeklebt hat, sollte man die Dachelemente sofort (vor dem Abbinden des Klebers – das geht durch das saugfähige Untermaterial recht schnell) auf einen flachen Untergrund legen und dabei so fest drücken , dass die Unterkanten des Daches plan aufliegen. Wenn der Kleber abgebunden hat, bleibt das Dach in der richtigen Form und eventueller Verzug ist durch die Bodenplatten gerichtet. Nur vorsichtig sein, das nach unten nichts herausquillt, um das Dach nicht auf der Unterlage festzukleben.

Bei mir passten die Winkel der beiden Segmente nicht 100% zusammen, so dass sich die Übergangsfuge nach unten bis auf ca. 3mm aufweitet.

Ich bilde mir ein, das Dach im richtigen Winkel zusammengebaut zu haben, so dass ich vermute, dass schon der Zuschnitt nicht ganz passt. Ich habe das im Nachhinein durch einen beherzten Skalpellschnitt korrigiert. Dieser sollte von der Innenseite mit einem wirklich scharfen Messer und einem Stahlinieal erfolgen, damit die Dachziegeln nicht ausfransen. Einfacher wäre es, den Winkel der Enden bereits vor dem Zusammenbau anzupassen, nur kann ich nicht abschätzen, ob die Abweichung bei jedem Modell gleich auftritt, oder ob es doch an meinem Zusammenbau lag.

Nach der Hürde ist der Rest einfach. Die Kamine sind wieder sehr passgenau, den aus dem größeren Dach muss man aber unten etwas unterfüttern, oder durch einen Kartonrest nach unten verlängern, damit er auf dem Boden stehen kann und oben nicht zu kurz ist. Man sollte sie nur nicht ins Dach fallen lassen und auf gerade Ausrichtung achten.

Das kleine Pult für das große Dach kann man vor dem einkleben unten anschrägen, dann lässt es sich nahtlos einpassen.

Nun man das Dach leicht auf das restliche Gebäude kleben. Dass der Überhang des quadratischen Teils deutlich größer ist als beim rechteckigen ist korrekt, da hier der Fahrdienstleiter vor blendender Sonne geschützt werden muss.

Ein bisschen Schade finde ich, dass der eine Teil des Daches eine Andeutung der Firststeine hat, der andere jedoch nicht, auch die obere lange Naht könnte schöner sein. Hier sieht man noch ein paar Schwächen des Lasercuts. Ebenso gibt es scheinbar noch keine Lösung für Regenrinnen. Ich habe mir damit geholfen, die schräge Unterkante des Daches bis zu den Seiten Silber zu lackieren, so entsteht zumindest durch die Farbe der Eindruck einer Regenrinne. Darüber hinaus habe ich die Kamine etwas silbern umrandet. Das macht das Dach etwas interessanter und lenkt optisch von den genannten Schwachpunkten ab.

Nacharbeiten

Nun fehlt nur noch die Ausstattung des Balkons, der aber leicht von der Hand geht. Einziger Hinweis: Am besten mit der Treppe anfangen und danach erst die Zaunelemente ergänzen. Ich habe es andersherum gemacht und etwas wenig Platz für die Treppe gelassen.

Anschließend habe ich besonders die Ziegelbereiche und den Kamin noch etwas mit Puderfarbe eher dezent gealtert. Ich habe es in einem recht guten Pflegezustand belassen, da es bei mir auf der Anlage als Stellwerk längst außer Betrieb gegangen ist und nun im Privatbesitz restauriert wurde, hier kann man sich natürlich auch gerne anders austoben.

Durch etwas Draht könnten auch sicher noch Regenfallrohre nachgebildet werden und wer mag kann sich eine selbstgedruckte Stellwerksbezeichnung ankleben.

Fazit:

Ein sehr schön gelungenes Stellwerk, mit einer tollen Vorbildauswahl, das vielfältig einsetzbar ist. Ein paar Abzüge in der B-Note gibt es leider für das Dach, wo Lasercut einfach ein paar Schwächen hat und für die Bauanleitung. Dafür möchte ich die natürlichen Farben, die feinen Fenster und Türen sowie das schöne Fachwerk besonders hervorheben. Auch wenn ich darauf verzichtet habe, kann ich es besonders für Freunde der Innenbeleuchtung empfehlen, da dies durch die vorbereiteten Kabellöcher leicht zu bewerkstelligen ist und sich die schönen Fenster geradezu anbieten, hineinzuschauen.

Zum Stellwerk Lotharstraße

Anmerkung der Redaktion:

Der Bausatz wurde überarbeitet und die fehlenden Dachfirste zugefügt. Die Anleitung ist vervollständigt worden so das die Nummern B4 und B5 jetzt aufgeführt sind. Auch die Positionierung der Firste wurde überarbeitet.

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