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04/2020 von Klaus Kosack

Sets Kohlewagen #820802 und #820803 von Fleischmann

Bild 1: Beide Kohlewagensets von Fleischmann mit BR 94.5 und Pwg von Minitrix

Jüngst im November 2019 erschienen die im Frühjahr auf der Messe 2019 angekündigten Sets der offenen Güterwagen, alle mit Kohle beladen. Das vorliegende Set ist die Wiederauflage früher lieferbarer Wagen diesmal im Dekor der Epoche II. Es ist auch die einzige Wagenneuheit im diesem Jahr von Fleischmann für DRG- Fans.

Vorbild

Offene Güterwagen sind eine der ältesten Güterwagentypen der Eisenbahn. Schon bei der ersten deutschen Eisenbahn gab es sie. Sie dienten zum Transport nässeunempfindlicher Güter aller Art. Das mit Abstand häufigste Ladegut war Kohle aller Art, wie Kohle für den Hausbrand oder gröbere Kohle für Industriezwecke, auch für die Dampfloks, also bahneigen. Etwa 60 % aller Ladungen in offenen Güterwagen war damals Kohle. Die musste schließlich auch in den hintersten Winkel des Reiches transportiert werden, denn in den meisten Fällen gab es keine Kohlegruben in der Nähe. Noch in den 50er Jahren waren gut 40 % aller Güterwagen offene Wagen.

Zwei Güterwagentypen sind in den Sets enthalten: Der kurze Schwerin und der längere Essen.

Ersterer erblickte 1893 das Licht der Welt und gehörte zu den preußischen Standardbauarten jüngeren Alters an. Die zugehörige Zeichnung lautete II d 1. Der Wagen war mit 15 t beladbar. 1893 kostete ein Wagen 2241 M ohne Bremse, der mit Bremse war knapp 500 M teurer. Der Wagen mit eisernen Wänden, die bombiert waren, wurde bis 1913 beschafft. Die KPEV stellte bis 1908 43.223 Wagen in Dienst. Der Schwerin war recht langlebig: 1934 hatte die DRB noch 14.733 Wagen im Bestand, auch nach dem II. Weltkrieg fuhr der Wagen weiter. Nach dem II. Weltkrieg bekamen die Schweriner die neue Bezeichnung O 02 bei der DB bzw. O 30 bei der DR. Bis Ende der 50er Jahre wurde der Wagen bei der DB im öffentlichen Verkehr eingesetzt; einige Wagen wurden weiter als Schlackenwagen genutzt, 1972 waren alle Wagen ausgemustert worden.

Anders der zweite Güterwagentyp der Sets: Es ist der mit Holzwänden aus Brettern versehene Essen. Das war ein Verbandswagen der Länderbahnen, die sich 1910 zusammenschlossen und elf Güterwagentypen entwickelten, zumeist nach preußischen Zeichnungen. Der Wagen firmierte als Verbandbauart A 10. Der Wagen wurde ab 1913 gebaut; bis 1928 wurden ca. 200.000 Wagen gebaut und war damit der häufigste Güterwagen weltweit. 1934 besaß die DRB 139.410 Wagen des Typs und war damit mit Abstand der häufigste Güterwagen auf deutschen Schienen. 1952 gab es noch 23.000 Wagen und wurde nur durch den Omm 37 zahlenmäßig überholt. Bei der DB firmierte der Wagen als Om 12, bei der DR wurden sie den Nummernkreisen 36 und 37 zugeordnet. Bei der DB hielten sich die letzten Wagen bis 1969.

Modell

Der Schwerin erblickte erstmals 1987 das Licht der N-Welt, damals in einer Zugpackung. In den nachfolgenden 32 Jahren hat Fleischmann den Wagen ohne Bremserhaus in 21 Varianten aufgelegt, davon 12 als Länderbahnwagen, wobei eigentlich nur die KPEV- Variante authentisch ist, bei der Nachbildung anderer Länderbahnen hat man sich wohl die Verwandtschaft zur Verbandsbauart A 6 – O Nürnberg zu Nutze gemacht. Ferner gab es zwei Wagen ausländischer Bahnverwaltungen. Noch nie ist eine DB Variante erschienen, dafür aber zwei DR- Versionen.

Den Schwerin mit Bremserhaus gab es bisher in acht Varianten, darunter vier Länderbahnen (alle Preußen) und ein Ausländer. Auch hier ist eine DB-Varianten Fehlanzeige. Erstmals erschien er 1988 mit dem charakteristischen preußischen offenen Bremserhaus.

Der Essen ohne Bremserhaus hat es bislang seit 1994 auf 31 Versionen gebracht, darunter acht Ausländer und vier Länderbahnwagen. Anders als der Schwerin gab es den Essen bislang auch 9x als DB Variante. Sein Bruder mit Bremserhaus erschien ebenfalls 1994 und weist jetzt 14 Varianten auf, darunter ein Ausländer und sechs Länderbahnwagen. Auch hier gibt es eine DB-Version. Bei diesem Wagen gibt es noch eine dritte Version: Statt Bremserhaus eine Bremserbühne. Von dieser Version haben wir nur zwei DB Wagen. Erstmals erschien der Wagen 2002.

Fassen wir zusammen: Die sechs Wagen der beiden Sets sind alle Beschriftungsvarianten der o.g. offenen Güterwagen, alle Wagen haben Kurzkupplungen.

Bild 2: Fleischmann offene Güterwagen mit Kohle beladen mit Bremserhaus Set #820802/3 –Epoche II
Bild 3: Fleischmann offene Güterwagen mit Kohle beladen ohne Bremserhaus Set #820802/3 –Epoche II
Bild 4: Fleischmann 0 Schwerin aus Set
Bild 5: Fleischmann O Schwerin mit Bremserhaus aus Set
Bild 6: Fleischmann Om Essen aus Set
Bild 7: Fleischmann Om Essen mit Bremserhaus aus Set

Maße der vier Varianten der offenen Güterwagen der Sets:

Wagentyp

Vorbild

1: 160

Modell

O Schwerin

LüP

6600

41,2

41

Achsstand

3000

18,8

19

Om Essen

LüP

9100

56,9

56,8

Achsstand

4500

28,1

28,4

O Schwerin mit

Bremserhaus

LüP

7300

45,6

45,5

Achsstand

3300

20,6

20,5

Om Essen mit´

Bremserhaus

LüP

9800

61,2

61,5

Achsstand

4500

28,1

28,4

Man sieht, dass Fleischmann die Hauptmasse gut getroffen hat.

Bild 8: Fleischmann Set Ladegut Kohle

Mühe gemacht hat sich Fleischmann mit dem Ladegut Kohle: Die schwarzen Kohlestücke sind in zwei Haufen dargestellt, wobei die Kohle realistisch nachgebildet ist. Im Modell ist die Kohle auf einem Holzbrettchen aufgehäuft und lässt sich bei Bedarf aus dem Wagen entfernen.

Weniger gefällt die neue Verpackungsart der Sets: Die drei Wagen sind einzeln in Schachteln verpackt, jedoch fehlt an der Schachtel die Bestellnummer des Wagens. Eingepackt sind die Wagen in einer stramm gefalteten Pappschachtel, bei deren Öffnen eine Beschädigung kaum vermeidbar ist.

Einsatz auf der Anlage

Mit sechs Güterwagen kommt schon ein bemerkenswerter Zug zusammen, der natürlich die Kohlenzüge der DRG nur ansatzweise wiederspiegeln kann. Kohlezüge hatten meistens mehr als 40 Wagen. Solche kurzen Kohlezüge könnten z.B. Nahgüterzüge sein, wo die Wagen an jeder Station abgestellt werden können, dann aber gerne gemischt mit anderen Güterwagen. Auch hier bieten sich beim Einsatz viele Möglichkeiten an.

Die beiden Sets gehören zu den wenigen Epoche II Neuheiten von Fleischmann, die 2019 ausgeliefert wurden. Sicherlich wird Fleischmann die Wagen in weiteren Varianten künftig anbieten. Wie wär es z.B. mit dem Schwerin als DB- Version und / oder als Schlackenwagen?

 

Klaus Kosack

 

Lit: St. Carstens/ H. U. Diener, Offene Wagen = Güterwagen Bd. 3, Nürnberg 1996

DV 939d – Ausgabe 1948/1950, RZA Göttingen 1950

St. Carstens/ H. U. Diener, Güterwagen- Bestände der DB 1952 bis 1970, Reinheim 1991

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