09/2020 von Klaus Kosack
Ein Problem der Reichsbahn (DR) in der DDR war das Fehlen großräumiger gedeckter Güterwagen, stammten doch die meisten Gl noch aus der Kaiserzeit, neben einigen wenigen Gl der Austauschbauarten. Die waren alt und verschlissen und die Reparatur war zu teuer geworden. Zu Zeiten der geschweißten und Kriegsbauarten wurden keine Gl in Dienst gestellt. Neidisch blickte daher die DR zum „Klassenfeind“ im Westen, die ab Anfang der 60er Jahre ihre rund 12.000 Glmms 61 und Gbs 252 UIC konform in Dienst gestellt hatten. Da musste eine Lösung her. Die volkseigenen Wagen- Werke waren ausgelastet, so kam man auf die Idee, wie im Westen auch die bahneigene Ausbesserungswerke zum Umbau von Alt-Wagen zu „verdonnern“.
Vorbild
Anders als die DB hatte die DR bis in die 60er Jahre hinein keine großräumigen gedeckten Güterwagen neuerer Bauart. Auch hier spielte man bei der DB „Mäuschen“ und begann wie bei der DB alte Glms, ehem. Gattungsbezirk Dresden umzubauen. Gleichzeitig wollte man auch die UIC- Vorgaben für einen derartigen Güterwagen erfüllen. Heraus kamen Güterwagen der Bauart Gbs (1500), die fast alle vom RAW „Einheit“ ab 1968 in Leipzig hergestellt wurden. Zuerst wurden die Wagen der Bauart Glmms 14 zugeordnet, spätere Gbs (1500) und bei der DB AG nochmal zu Gbs 258 umbenannt. Die ersten Wagen hatten noch Holzplatten als äußere Verkleidung, dann kamen gesickte Bleche auf, mit denen alle folgenden Wagen verkleidet wurden. Im Wageninneren hatten diese Wagen eine Holzverkleidung. Die Wagen hatten alle eine Länge von 14,02 m; solche mit Bremserstand von 14,52 m. Die Wagen hatten eine Lastgrenze von 26 t und waren für 100 km/h zugelassen. Bis 1983 wurden 17.232 Wagen gebaut; sehr ähnliche Wagen lieferte die Fa. ARAD in Rumänien. 1993 bekamen die Wagen die DB-AG Bauartnummer Gbs 258 und blieben bis 2007 in Dienst. Wegen ihrer großen Anzahl waren die Wagen bald im Inland (DDR) und Ausland zu bewundern.
Die meisten Wagen hatten keine Handbremse. Durch Umbau entstanden auch Expressgut- Wagen für 120 km/h, die auch in Reisezügen eingestellt werden konnten. Weil die Kapazität des RAW für neue Wagen nicht ausreichte, beschaffte die DR sehr ähnliche Wagen aus Jugoslawien, Algerien, Spanien und der BRD.
Im Laufe der Zeit wurden etliche Wagen zu anderen Zwecken umgebaut bzw. hergerichtet: So entstanden rd. 300 Küchenwagen für die NVA und Truppentransport, ferner 88 Postwagen. Die Gbs 258 wurden bei der DB AG den Nummernkreisen 151 3 000 bis 151 9 999 und 152 0 301 bis 152 5 999 zugewiesen.
Modell
Bereits 1987 erschien bei Minitrix das erste Modell des Gbs 258, als DB- Version in Epoche V.
Seither sind 12 Varianten des Wagens erschienen, davon je zwei DB-AG und DR, drei der NS und zwei der DSB, ein Privatwagen und jetzt zwei Postwagen, wobei der erste schon 1997 (2. Auflage 2003) das Licht der N-Welt erblickte und auch einen DP-Wagen zum Vorbild hatte. Dieser Postwagen wurde exklusiv über den Post-Museums Shop in Ettlingen vertrieben. Das Set #18901, das im Sommer 2020 angekündigt wurde, kam Ende August 2020 in den Handel. Geradezu rekordverdächtig von Minitrix.
Das Vorbild des Modells gehört zu den älteren Gbs, erkennbar an den 7 Sicken auf der Seitenwand und Tür. Die Jüngeren hatten dagegen 10 Sicken.
Bauartbedingt neigten die Wagen zur Rostbildung und zwar im Inneren. Durch mangelhafte Abdichtung im Obergurt drang Regenwasser ins Innere des Wagens, dass zu massiven Rostbildung führte. Daher war schon fast die Hälfte der Gbs-Wagen bei Gründung der DB AG schon ausgemustert.
Konstruktiv ist der Modell-Wagen standardmäßig aufgebaut: Dach und Gehäuse ein Spritzgussteil und Fahrgestell mit Beschwerungsgewicht. So wurden bereits die ersten Wagen 1987 ausgeliefert. Das Braun hat einen anderen Ton als die Masse der DB-Wagen.
Hier eine Grundinfo zur Maßgenauigkeit der Wagen (in mm):
|
Vorbild |
1:160 |
Minitrix |
LüP |
14020 |
87,6 |
87,6 |
Achsstand |
8000 |
50 |
50 |
Wagenkasten |
12780 |
79,9 |
80,4 |
Türbreite |
2500 |
15,6 |
15,6 |
Höhe (SoK) |
3960 |
24,8 |
24,8 |
Man sieht, hier haben die Minitrix-Konstrukteure gute Arbeit geleistet; die Hauptabmessungen stimmen, außer bei dem Wagenkasten, ist aber wohl der Materialstärke geschuldet.
An den aufgedruckten Wagennummern ist nichts zu meckern: Alle drei Wagen stammen aus dem o.g. Nummernkreis 152 5 xxx. Zwei der drei Wagen haben das rote DB Logo, einer nicht. Alle drei Wagen gehören zum EUROP Pool.
Ein letzter Blick galt dem Kupplungsabstand der Wagen ab Werk. Wie man sieht hat Minitrix das ordentlich gelöst und der Modellbahner kann zufrieden sein. Wer es noch enger mag, dem sei die Profikupplung von Fleischmann empfohlen (die es jetzt von Modellbahn Union in verschiedenen Längen gibt), der PEHO Clipskupplung oder Kuppelstangen.
Einsatz auf der Modellbahn
Wie schon erwähnt, eignen sich die Wagen bestens für Güterzüge aller Art. Dank der breiten Türen konnte nässe empfindliches Gut aller Art transportiert werden. Gelegentlich wurde in den Wagen auch Schüttgüter (z.B. Getreide oder Salz) verladen. Allerdings waren die Wagen nicht 100 % dicht, sodass Transport-Verluste in Kauf genommen werden mussten. Von der Übergabe bis zum Durchgangsgüterzug waren die Wagen eingesetzt. Das kann man auch auf Fotos zu DR Zeiten und später bewundern. Zu Zeiten der DB AG gehörten die Gbs 258 zu den letzten großräumig gedeckten Güterwagen. Dumm ist nur, dass sich die Türen nicht öffnen lassen. So hätte man noch die Möglichkeit eine Verladeszene an der Ladestraße nach zu spielen.
Fazit
Einmal mehr hat Minitrix Regelgüterwagen der DR umgesetzt, der beim Vorbild nicht grade selten war. Es sind noch weitere Varianten des Wagens denkbar: Als Glmms 14.05 Epoche IIIb und Gbs (1500) Epoche IV. Auch die Küchenwagen mit den drei Abzugshauben auf dem Dach wären eine Überlegung wert, die in Truppentransport-Zügen eingestellt wurden.
Das 3er Wagenset wird bei MInitrix unter der Bestellnummer #18901 vertrieben und der Preis von 33€ für einen Wagen ist noch vertretbar.
Klaus Kosack
Lit.: St. Carstens/ P. Scheller- Güterwagen Bd 1.2, Fürstenfeldbruck 2019
St. Carstens et al. Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014
GeraMond (Hrsg) Archiv Dt. Reisezug- und Güterwagen, Blatt Gbs 258, München 1994
Behrends/Hensel/Wiedau, Güterwagen deutscher Eisenbahnen =Fahrzeug-Archiv Bd. 7.2, Berlin 1989