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03/2020 von Jürgen Plack

Sehr viel Licht und etwas Schatten – die Dampfspeicherlokomotive Bauart Meiningen Typ C von Liliput

Das Vorbild

In einer Dampfspeicherlok findet keine Verbrennung statt. Deshalb kann sie in explosionsgefährdeten Betrieben eingesetzt werden. Bevor sie betriebsbereit ist, muss das Wasser in ihrem Kessel vom Dampf eines externen Kessels auf etwa 180 Grad erhitzt werden. Diese Prozedur dauert beim Typ C ca. 20 Minuten. Danach ist die Lok 6 bis 8 Stunden betriebsbereit, und kann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h rangieren.

Heute werden Dampfspeicherlokomotiven noch in Industriebetrieben eingesetzt, in denen große Wärmemengen anfallen, z.B. in der Papier-, Zucker- und Eisenindustrie. Durch Diesellokomotiven werden sie dort oft nicht ersetzt, weil sie wesentlich weniger wartungsintensiv sind als diese.

Sechs Jahre nach der ersten Ankündigung ist jetzt endlich das Modell einer Dampfspeicherlokomotive der Bauart Meiningen Typ C von Liliput erhältlich, und zwar in drei Ausführungen:

„Mannheim“
„Museum Dresden“
„Wesseling“

Die Optik

In den diversen Foren wurde an der Optik der kleinen Lok gleich wieder heftige – und manchmal leider auch fast schon beleidigende - Kritik geübt. Besonders die Ausführung der vorderen Lampen und die Tatsache, dass der Kessel keine freistehenden Leitungen aufzuweisen hat, störte viele Kritiker.

Sie übersahen dabei aber, dass solche Dinge auf Fotos meist viel mehr negativ auffallen, als „in echt“. Zugegeben, die Lampen sind auch nicht besonders attraktiv. Sie sitzen zu weit innen und sind zu wuchtig ausgefallen. Verstärkt wird deren negativer Eindruck noch durch die silbernen Lampenringe. Übermalt man sie schwarz, sind die Lampen fast „verschwunden“.

Auch die angravierten Leitungen am Kessel könnten etwas plastischer ausgeführt sein. Ansonsten zeigen Vergleiche mit Vorbildfotos, dass das Gesamterscheinungsbild der kleinen Lok recht gut getroffen ist.

Die Enttäuschung mancher N-Bahner rührt vielleicht auch daher, dass für die ersten Bilder im Internet wesentlich detailliertere H0-Modelle fotografiert wurden, und in die Fotos dann eine N-Kupplung hineinretuschiert wurde – eine Unsitte, die leider auch bei anderen Herstellern verbreitet ist.

Positiv hervorzuheben sind dagegen die feinen Speichen der Räder, die filigrane Steuerung.

und die blitzsaubere Lackierung und Bedruckung der Lok. Die Puffer sind, wie es sich gehört, in Fahrtrichtung rechts gewölbt, links flach.

Die Fenster sind sauber eingesetzt, und die Lampen am Führerhaus gehen in Ordnung.

Mein Optik-Fazit: N-Bahner, die mit der Lupe ihre Modelle (über?)kritisch betrachten, werden vielleicht nicht übermäßig begeistert sein. Die anderen, die die kleine Lok auf der Anlage einsetzen wollen (und dafür sind N-Loks ja eigentlich gedacht), werden sich am sehr stimmigen Gesamteindruck des Modells erfreuen.

Die Technik

Noch mehr dürften sie sich an den Fahreigenschaften erfreuen. Diese sind nämlich vom Allerfeinsten. Die kleine Lok fährt bei 1,5 Volt ruckfrei und butterweich an, und schleicht dann fast geräuschlos mit umgerechnet 7 km/h über die Gleise.

Ihre Stromabnahme ist so gut, dass Weichenstraßen mit Kunststoff-Herzstücken und selbst DKWs sie dabei nicht aufhalten können.

Liliput sagt dazu:


„Aufs Gleis stellen und Spaß haben beim Rangieren!" — Das ist das Motto, unter das wir unsere Dampfspeicherlok gestellt haben. Denn das Rangieren auf der Anlage soll schließlich Freude bereiten und man soll Spaß am Spielen haben. Da diese Loks ausschließlich als Rangierloks fungieren, war deshalb unsere Anforderung an die Entwickler des Fahrwerks: „Sie darf wie beim Vorbild ein bisschen ‚wackeln' und ein wenig ‚schnaufen', aber sie darf nicht beim Rangieren stehen bleiben!" Das war oberste Prämisse. Durch einen geschickten, unsichtbaren technischen Kniff ist das nun tatsächlich gelungen und unsere N-Dampfspeicherlokomotive besitzt für das langsame Rangieren hervorragende Stromaufnahme-Eigenschaften.

 Mit diesem unsichtbaren technischen Kniff kann eigentlich nur die mittlere, pendelt gelagerte Achse gemeint sein. Und: Obwohl es das dürfte, wackelt und schnauft unser Testmodell kein bisschen, sondern liegt in allen Geschwindigkeitsbereichen absolut ruhig im Gleis und ist sehr feinfühlig regelbar. Neben der guten Stromabnahme sind noch ein Glockenankermotor mit einer wirksamen Schwungmasse und der Verzicht auf Haftreifen für die exzellenten Fahreigenschaften verantwortlich. Das Licht aus jeweils zwei Stirnlampen – ohne Lichtwechsel - ist schon bei niedriger Geschwindigkeit deutlich zu sehen.

Die Zugkraft ist ausreichend um zwölf zweiachsige Güterwagen gezogen und geschoben sicher auch durch komplizierte Weichenstraßen fahren zu können.

Die Kupplungen mit Klipsaufnahme sind auf beiden Seiten an einer Kurzkupplungskulisse angelenkt. Beim Entkuppeln auf handelsüblichen Entkupplungsgleisen kann es mitunter zu Problemen kommen, weil die N-Normkupplungen nach oben nur etwas wenig Spielraum haben.

Zum Digitalisieren der Lok steht eine Next18-Schnittstelle bereit.

Wartung und Pflege

Der Lok liegt, wie von Liliput gewohnt, eine ausführliche, bebilderte Betriebsanleitung bei. Sie beginnt mit Informationen zum Vorbild. Dann folgen hilfreiche, weil mit viel Text und Bildern versehene Hinweise zu Wartung und Pflege des Modells. Nach Lösen von zwei winzigen Kreuzschlitzschrauben lässt sich dann das Gehäuse auch ganz leicht und ohne Gezerre abnehmen.

Dabei zeigt sich dann auch, dass die viel geschmähten Lampenringe als Gehäusebefestigung dienen. Technisch genial, optisch na ja...  Auch der Einbau eines Decoders und ein evtl. notwendiger Motorwechsel sollte dank des sehr informativen Textes problemlos gelingen.

Warum ich das so betone? Weil uns N-Bahner andere Hersteller oft mit wenigen und wenig hilfreichen Bildchen bei Wartung und Pflege unserer Loks ziemlich alleine lassen. An Liliput könnten sie sich ein Beispiel nehmen. Mit einer Ausnahme: Liliput empfiehlt, mit einer Pinzette Staubfusseln aus dem Fahrwerk zu entfernen. Soweit so gut und richtig. Aber: Dann solle man die Räder mit einem in Spiritus getränkten Wattestäbchen säubern. Wir befürchten, dass sich dann wieder Wattefusseln am Fahrwerk festsetzen könnten. Zum Reinigen von Lokrädern gibt es elegantere Lösungen, z.B. die „gute alte“ Radreinigungsbürste von Minitrix, das Radreinigungsgleis von Tomix oder den Radreiniger von Tsugawa.

Neben der Betriebsanleitung liegt noch eine bebilderte Ersatzteilliste bei.

Das Fazit

Einem mit kleinen Mängeln behafteten optischen Eindruck stehen bei der Dampfspeicherlok von Liliput exzellente Fahreigenschaften gegenüber. Der Hersteller hat nicht zu viel versprochen, wenn er von „Aufs Gleis stellen und Spaß haben beim Rangieren!" spricht. Diesen Anspruch erfüllt die kleine Lok hundertprozentig. Da wünscht sich der N-Bahner mehr davon, und dass andere Hersteller sich daran ein Beispiel nehmen! Angesichts des technisch Gebotenen erscheint auch der recht hohe Preis von knapp 170 Euro als noch durchaus angemessen.


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Liliput_L161001: Dampfspeicherlokomotive, Bauart Meiningen Typ C, Museum Dresden Epoche V
Liliput_L161003: Dampfspeicherlokomotive, Bauart Meiningen Typ C, UK5 Wesseling Epoche V

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