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10/2022 von Klaus Kosack

Neuer zweiachsiger Selbstentladewagen Ed089 von Fleischmann

Werksfoto Ed089 der DB von Fleischmann

Vorbild

Seit Anfang der 50er Jahre experimentierte die DB mit dem Wagentyp Otm. Wichtig war für die Kunden, dass der Wagen die Möglichkeit hatte, das Ladegut dosiert auch seitlich zu entladen, um über Förderbänder o.ä. dies auf einen Lkw um zu laden. Zugleich sollten die Wagen ein wesentlich größeres Ladevolumen aufweisen, wie z.B. die Talbot- Schotterwagen der DRG. 1954 war es dann so weit: die ersten Prototypen des damaligen Otmm 52 wurden in Dienst gestellt, ein Jahr später folgte der Otmm 54. Entwickelt wurde der Wagen von Talbot in Aachen. Bis zum Otmm 70, später Ed(s) 090 und Fc(s) 090 und 092 gab es sieben Wagentypen, wobei der Otmm 57, Otmm 61, Otmm 64 und Otmm 70 es jeweils auf über 3.000 Exemplaren brachten. In diesem Artikel geht es um die Neuheit von Fleischmann, der Otmm 64, später Ed 089 genannt.

Die letzten Bauarten des Otmm wurden auch mit Deckel geliefert, so der Otmm 64 als Ktmm 60. Der Otmm 64 wurde von 1959 bis 1962 gebaut; auch bei ihm gab es Bauartunterschiede. Die Wagen hatten ein Ladevolumen von 33,5m³. Gebaut wurde der Wagen für nässeunempfindliches Ladegut, wie z.B. Kohle, Kies oder Schotter. Insgesamt 5.561 Otmm 64-Wagen wurden in Dienst gestellt.

Im Laufe der Beschaffungszeit wurden Bauteile modifiziert. Ab 1965 bekamen alle Wagen ihre neue computergerechte Bezeichnung: Aus dem Otmm 64 wurde der Ed 089, später Fc 089. Der Nummernkreis des Ed 089 lautete: 540 7 000 … 541 1 569.

Vorbild des Fleischmannwagen Ed089 Foto- Dybas
Vorbildskizze Ed089 -Quelle DV 939d, Ausg. 1967

Modell

Fleischmann ist nicht der erste Hersteller, der einen offenen Selbstentlader anbietet. Vorreiter war Roco, der schon 1970 bis 1972 für Minitrix den angenäherten Otmm 54 produzierte und ab 1972 in Eigenregie baute. Der Wagen war bis 2007 lieferbar, erhielt jedoch nie eine Kurzkupplung. Böse Zungen behaupten, weil Roco selbst nicht so genau wusste, welche Bauart sie produzieren, haben sie der Einfachheit halber die Bauart-Bezeichnung auf ihrem Modell „vergessen“. Die größte Ähnlichkeit hat der Wagen mit dem Otmm 54. Dafür kam er in 52 Varianten auf den Markt, davon 19 Wagen nach deutschem Vorbild. Ferner erschien er in NS, SNCB, ÖBB, RENFE und DSB-Dekor. Auch Fleischmann produzierte den Wagen.

Roco Otmm 54 (1998)

1974 folgte als zweiter Anbieter Arnold, anfangs mit Entlademechanik, spätere Auflagen hatten diese Mechanik nicht mehr, dafür hatten die Wagen Entladelöcher.  Bis 2016 wurde der Otmm 70 (Ed 092, Fcs 092) weiter produziert. Die letzte Version hatte eine Mechanik zum Entladen, der Wagen hatte aber eine Kohleimitation in der Lademulde. Im Laufe der langen Produktionszeit wurden 60 Varianten produziert, davon 31 nach deutschem Vorbild. An Ausländern gab es Wagen der NS, SBB, ÖBB, CFL, RENFE, SNCF sowie 5 Privatwagen.

Arnold Otmm 70 (1994)

Als dritter im Bunde erschien Fleischmann 1995 mit seinem Otmm 64 in einem Wagen Set. Er hatte- wie sein Pendant mit Dach- eine Entladefunktion, die mit dem dicken Arm aus der Wagenmitte bedient wurde. Erst 2008 erinnerte man sich an die Form und brachte weitere Varianten heraus. Bis heute sind 11 Varianten erschienen, davon 4 nach deutschem Vorbild, 3 Privatwagen und 4 ÖBB-Wagen. 2022 erschien eine Neukonstruktion des Wagens, diesmal ohne den dicken Arm in der Mitte.

Fleischmann Otmm 64 (1995)

Eine wahre Meisterleistung verbirgt sich hinter der Neu-Konstruktion des Wagens, unserer Nr. 4 der Otmm-Familie. Hinter dem 5er Set verbergen sich vier Fcs 092 und ein Fcs 090. Ein äußerst filigranes Fahrwerk aus Kunststoff, eine von oben fast unsichtbare Kurzkupplungsführung und als Clou eine Kohleladung aus Metall, die dem Wagen das nötige Betriebsgewicht verleiht. Wie beim Vorbild konnte das Fahrwerk unverändert vom Tdgs 930 übernommen werden, so auch im Modell.

Minitrix Fc 090 (2020), gealtert

Kommen wir zurück zur Nr. 3 der Otmm-Familie, der aktuellen Neuheit von Fleischmann. Im Vergleich zu dem o.g. Otmm 64 fehlt der dicke Arm in der Wagenmitte. Es ist eine Neukonstruktion des Jahres 2022. Anders als beim Vorgänger brauchte es keine 13 Jahre bis der Bruder des Ed089, der Td928 erschien, sondern nur ein paar Wochen.

Fleischmann Ed 089

Wie sein Bruder ist der Ed089 mit Kohle beladen, die zugleich die Wagenbeschwerung ist. Blöd ist nur, dass hier eine Ladung gezeigt wird, die noch nicht einmal die Hälfte des Ladevolumens ausmacht. Wem es stört, der möge weitere Kohleimitation dazugeben, am besten geklebt, damit die Kohle im Wagen bleibt.

Beladung des Ed 089

Die Wagenunterseite zeigt deutlich die Verwandtschaft zum Td928. Hier hat man wie beim Vorbild das gleiche Fahrwerk genommen. So sind weitere Formkosten erspart worden. Wie der Bruder hat Fleischmann hier eine neue Form der Feder zur Kurzkupplung verbaut. Deutlich ist im Foto die Spiralfeder zu sehen.

Fahrgestell von unten

Auch an den Vorderseiten ist die Verwandtschaft zum Selbstentlader mit Dach erkennbar: Bei beiden Wagen ist auf der einen Seite eine durchgehende Leiter nach oben, auf der anderen Seite eine durch das Bühnengeländer eine geteilte Leiter. Dieses Teil brauchte daher nur einmal konstruiert werden und kann für alle Varianten beider Wagen genutzt werden.

Ed 089 von vorne
Kuppelabstand

Der Kuppelabstand ist mit ca. 3 mm zufriedenstellend. Der Wagen hat konstruktionsbedingte Abweichungen (Materialstärke des Modells), die aber noch tolerabel sind und fuhr auf der Clubanlage über alle möglichen Schienen und Weichen, ohne zu entkuppeln.

Hauptmasse des neuen Ed089 in mm

 

Vorbild

1:160

Modell

LüP

9140

57,1

57,3

Achsstand

5500

34,4

35,2

Länge Mulde

7860

49,1

49,1

Breite Mulde

3060

19,1

19,4

Wagenhöhe

4000

25,0

25,8

 

Einsatz auf der Modellbahn

Der Wagen gehört zu den Regel-Güterwagen und kann vielfältig für Massenschüttgüter eingesetzt werden. Er hatte zum Teil die klassischen offenen Güterwagen ersetzt. Hierzu gehören Kohle, Kies oder Schotter. Diese Güter wurden in Ganzzügen ab Produzenten transportiert, können aber auch als Einzelwagen dem Empfänger zu gestellt werden. Weniger vorbildgetreu ist m. E. ein Wagenzug, dessen Wagen allesamt frisch aus dem AW kommen. Hier können sich Modellbahner beim „Wheathering“ der Wagen versuchen, um ein abwechslungsreicheres Bild zu gewinnen. Auch unnatürlich erscheint mir das braune Wageninnere beim Ladegut Kohle. Wem das stört, greife zur schwarzen Farbe mit Pinsel. Hier genügt u.U. der Schulmalkasten mit den Deckfarben, wie der Autor selbst getestet hat.

Fazit

Mit der Zweitauflage hat Fleischmann ein Modell der Epoche IV vorgestellt. Wie schon oben erwähnt, wurden die ersten Wagen bereits 1959 in Dienst gestellt, also noch in der Epoche III. Bis zur Epoche V war der Wagen im Einsatz, genauer bis 1995. Hier bieten sich noch mehrere Variationsmöglichkeiten an.

Auch die an die DR verkauften Wagen sind schon angekündigt, aber noch nicht lieferbar. Natürlich sind auch ausländische Wagen möglich, denn im Ausland wurden sehr ähnliche Wagen produziert. Mal sehen, was uns Fleischmann noch anbietet. Der Wunsch des Autors ist, möge Fleischmann seine Phobie gegen die Epoche III ablegen. Warten wir mal die nächsten Messen in Nürnberg ab.  

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

G. Wolff, Die zweiachsigen Selbstentladewagen, Freiburg 1993

S. Carstens, Güterwagen, Band 4, off. Wagen der Sonderbauart, Nürnberg 2003

S. Carstens et al., Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014

Dt. Wagenarchiv, Stichwort Ed 089, Loseblattsammlung, München ab 1994

DB – DV 939d, Ausgabe Jan. 1967, Minden 1967


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