05/2024 von Klaus Kosack
Ende der 50er Jahre machte sich der Trend zu Spezialwagen bei den Staatsbahnen immer mehr bemerkbar. Dabei gab es noch keine UIC-Vorgaben. Folglich bastelten die Bahnen an ihren eigenen Wünschen herum. Gesucht war in der Schweiz ein Silowagen für den Getreidetransport. Anders als die DB, die für diesen Zweck 1958 ihren Ktmm-60 entwickelt hatten, wollten die Schweizer einen Wagen mit zwei Silos haben, um ggfs. auch verschiedene Getreidesorten gleichzeitig zu befördern. Das war bei den DB-Wagen nicht möglich.
Nach ein paar Probebauarten wurden ab 1956 bis 1967 die Silowagen in Serie gebaut. Auch größere Eisenbahn-Unternehmen, wie z.B. die BLS (Bern-Lötschberg-Simplon Eisenbahn) bestellten den Wagentyp. Anfangs firmierten die Wagen als „O“, später wurden die Getreidewagen als Tgpps benannt. Die SBB beschaffte 478 Wagen des Typs. Weitere 25 Wagen gleichen Typs wurden für den Quarzsandtransport beschafft, die sich später Tpps nannten.
Die Wagen hatten zwei Silos mit einem Fassungsvermögen von je 21.000 Litern, und konnten maximal mit 28,0 t beladen werden. Der Wagen selbst wog 12 t und war für 100 km/h zugelassen. Hier ein Foto und Maß-Skizze des Wagens:
Die BLS selbst beschaffte von dieser Bauart fünf Wagen 1960 mit den Nummern O 4061 bis 4065. Nach 1965 lautete ihre Bezeichnung Udgs 21 62 912 9 100 bis 104. Mit den Änderungen der UIC-Bezeichnungen wurden sie 1980 zu Tgpps 21 62 5789 100–104 und 1990 zu Tgpps 21 62 0789 100–104 umgezeichnet. Sie wurden im Dezember 1999 an Swissrail verkauft.
Modell
Hier hat Fleischmann einen neuen Wagen konstruiert, den es so noch nie gegeben hat.
Es ist ein fein detailliertes Modell, das alle Einzelheiten des Vorbilds zeigt. Die beiden Rohre am Unterboden sind die Silo-Auslässe für die Entladung. Jedes Rohr ist drehbar ausgeführt.
Es folgen Detail-Bilder des Wagens: Wie man sieht, hat der Wagen nur auf einer Seite einen Bremserstand und Aufstiegsleiter zum Dach.
Hier sieht man, dass auf dem Dach des Wagens 4 Klappen dargestellt sind, die nicht beweglich sind. Neben den Klappen ist der Laufweg für den Belader.
Von unten zeigt sich, dass das Fahrwerk durchbrochen ist. Folglich ist die Beschwerung in den beiden Silos versteckt. Fleischmann hat die Kurzkupplungsmechanik der letzten Roco-Bauarten mit Spiralfeder verbaut.
Interessant ist der Hinweis, dass die im Tütchen beigepackten Griffstangen nur für Vitrinen-Modelle gedacht sind, denn mit montierten Griffen passt der Wagen nicht mehr in die Verpackung.
Zum Kuppelabstand ab Werk gibt es nichts zu meckern: Der Abstand beträgt weniger als 3 mm.
Auf der Club-Anlage fuhren die Wagen ohne zu Entkuppeln durch alle verbauten Schienensysteme und Weichen.
Fazit
Hier haben wir es in der BLS-Version in Epoche III mit einem seltenen Wagen (5 Wagen) zu tun. Dank der RIV- Kennung konnte er auch im Ausland (z.B. in Deutschland) eingesetzt werden. Da zu vermuten ist, dass es in der Schweiz nicht viele Großbäckereien gibt, gehe ich davon aus, dass die Wagen nicht als Ganzzug eingesetzt wurden, sondern eher als Einzelwagen lokalen Güterzügen angehängt wurden, die dann zu mittleren Bäckereien mit Ladebunker gefahren wurden. Wegen der zwei Silos konnten verschiedene Getreidearten gleichzeitig transportiert werden. Sicher von der Optik her ein interessanter Wagen, dem noch viele Varianten folgen werden.
Klaus Kosack