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03/2020 von Klaus Kosack

Neuer Rungenwagen Rms 31 von Fleischmann

Bild 1: Set Rms 31 von Fleischmann

Im November 2019 lieferte Fleischmann  seine Winter-Neuheit 2019 aus. Es war ein Set  (#881907) mit zwei Rungenwagen der Bauart Rms 31, beladen mit je zwei Bretterstapel. Beim näheren Hinsehen entpuppte sich einer der Rungenwagen als Form-Neuheit und zwar der Wagen mit Bremserstand. Noch nie hatte Fleischmann den Wagen mit Rungen und Bremserstand im Programm. Gegeben hatte es jedoch den Wagentyp ohne Rungen (=Niederbordwagen) mit Bremserstand als Rmso 31.

Vorbild

Schon früh in der Länderbahnzeit wurde dieser Güterwagentyp entwickelt. Sie dienten in erster Linie für sperrige Güter, die nässeunempfindlich sind. Falls doch, konnte man bei Bedarf eine Plane über den Wagen ziehen. Alle Rungenwagen hatten die Eigenschaft, etwas länger als andere Güterwagen zu sein.

Den Ursprung dieser Güterwagengattung waren die Plattformwagen. Die Länge orientierte sich zuerst an den Schienenwagen, die die damals gebräuchlichen 10 m Schienen zu transportieren hatten. Erst ab 1911 gab es das „R“ für diese Wagenbauart. Der älteste Rungenwagen stammte von der K.P.E.V. aus dem Jahre 1884, der mit 10 t beladen werden konnte und eine Länge von 10,12 m aufwies. Nach mehreren Weiterentwicklungen beschaffte man ab 1913 den Rungenwagen A4 als Verbandbauart. Mit 36.000 gebauten Wagen war er der häufigste Rungenwagen in Deutschland. Er wurde bis 1927 gebaut. Ohne Handbremse war er 11,5 m lang und konnte mit 15 t beladen werden. Bei der DRB firmierte er als R Stuttgart; die DB taufte ihn in R 10 um, bei der DR als R 61. Einzelne Wagen erlebten sogar noch die UIC-Ära und liefen als Kklm 431 auf den Schienen.

Der Nachfolger R 20 brachte es nur auf 1.635 Wagen. Dessen Nachfolger, der Rmrs 31 wurde von 1937 bis 1942 gebaut und kam auf 23.900 Wagen, wobei die jüngeren Wagen bereits für Wehrmachtszwecke gebaut wurden. Er war 12,1 m lang und konnte mit 20 t beladen werden. 1942 wurde er überarbeitet und kam als Kriegskind Ulm, später Rmms 33 zur Welt. 2 t Stahl pro Wagen konnte eingespart werden. Nach dem Krieg wurden jedoch die Wagen verstärkt. Von diesem Wagen wurden rd. 12.800 Wagen gebaut. Alle hatten ein räumliches Sprengwerk. Etwa ¼ der Wagen hatten einen Bremserstand.

Bei der Entwicklung des Wagens hatte die Wehrmacht ein gewaltiges Wörtchen mit zu reden. Sie brauchte zum Transport von Wehrmachtsfahrzeugen aller Art (Kfz, aber auch Geschütze u.a.m.) Fahrzeuge, die von der Seite und von Vorne beladen werden konnten. Dazu mussten die Seitenwände stabil und lang sein, damit Fahrzeuge unterschiedlichen Gewichts verladen werden konnten. Die Seitenwände dienten gleichzeitig als Laderampe. Deswegen waren die Seitwände aus Stahl.  Das ging im Krieg sogar so weit, dass die Hersteller für den Bau der Wagen Stahlkontingente von der Wehrmacht erhielten. Auch Wagen mit Bremserbühne konnten über Kopf beladen werden. Deswegen war die Bremsspindel weit nach außen gerutscht und die Puffer besonders befestigt. Der Wagen war bei der Wehrmacht beliebt und wurde gerne eingesetzt. Das galt auch für den Nachfolger R „Ulm“, später Rmms 33 genannt.

Bild 2: Vorbildskizze des Rms 31 –Quelle DV 939d, Ausgabe 1967

Bei der DB wurden nach wie vor Rungenwagen gebraucht und die DB ließ 14.200 Wagen ab 1955 der Bauart Rmms 56 bauen. Der Wagen war mit 13,86 m nochmals länger und konnte mit max. 28,5 t beladen werden. Das reichte aber immer noch nicht: 1959 beschloss man ältere Rungenwagen zu Rmms 58 umzubauen. Hiervon wurden knapp 10.000 Wagen in den AWs umgebaut. Die beiden letztgenannten Rungenwagen sind bis heute im Einsatz.

Anfangs waren die Rungen stabile Holzbretter, ab der Bauart Rmrs 31 wurden sie nach und nach mit Stahlrungen ersetzt, nach 1938 gab es keine neuen Rungenwagen mehr mit Holzbrettern als Rungen.

Ab Mitte der 50er Jahre fuhren Rungenwagen aller Gattungen auch ohne Rungen als Niederbordwagen. Bei längerem Einsatz ohne Rungen erhielten die Wagen das Nebengattungszeichen „o“, also statt Rms dann Rmso.

Modelle des Rungenwagens in N

Dieses Mal machte Minitrix den Vorreiter, schon 1965 kam der erste Rungenwagen heraus. Es war ein ganz gut geratener R 10, der ein Metall- Fahrwerk aufwies und ein Plastik- Gehäuse. Leider waren die Rungen sehr dünn, sodass man heute selten Rungenwagen gebraucht  erwerben kann, die vollständig sind. Wegen der damals üblichen Stummelpuffer war er geringfügig zu kurz geraten. 1969 verschwand der Wagen wieder aus den Katalogen. Er hatte keine Beschriftung, dafür das charakteristischen Sprengwerk.

Bild 3: Minitrix R 10 (1965)

Der nächste Hersteller war Roco mit seinem R 20. Im Vergleich zum Minitrix R 20 bzw. Rmms 33  war er maßstäblicher und auch mit Bremserhaus (einziger N-Wagen) erhältlich war. Den Rocowagen gab es seit 1972 und war bis 2002 lieferbar. Der Minitrix-Wagen war über 15 % zu kurz.

Bild 4: Roco R 20 (1972)
Bild 5: Roco R 20 mit Bremserhaus (1972)

2003 gab es eine Doppelentwicklung des Rmrs 31: Minitrix und Fleischmann stellten den Wagen mit (Minitrix) und ohne Bremserstand (Fleischmann) vor. Die Wagen werden bis heute mit verschiedenen Ladungen hergestellt. Bislang hat Fleischmann den Rungenwagen in 9 Varianten alle ohne Bremserbühne und 15 Niederbordwagen Rmso 31 mit und ohne Beladungen herausgebracht. Dazu kommen 3 Niederbordwagen mit Bremserbühne und eben die Form-Neuheit Rms 31 mit Bremserbühne. Macht zusammen 28 Wagen der Bauart. Damit hat Fleischmann alle möglichen Grundvarianten ausgeschöpft. Übrigens, alle Rungenwagen von Fleischmann haben Stahlrungen, während die Minitrixwagen noch Holzbretter als Rungen haben.  

Minitrix ist dagegen auf dem halben Wege stehen geblieben. Bislang haben sie den Rungenwagen nur mit Bremserbühne gebaut. Insgesamt 29 Varianten sind bisher erschienen. Den Niederbordwagen Rmso 31 gibt es nur ohne Bremserbühne. Dafür haben sie auf den Wagen 31 verschiedene Beladungen gezaubert. Alles im Allem gibt es 60 Varianten des Wagens.

Bild 6: Fleischmann Rms 31
Bild 7: Fleischmann Rms 31 mit Bremserstand
Bild 8: Fleischmann Niederbordwagen Rmso 31
Bild 9: Fleischmann Niederbordwagen Rmso 31 mit Bremserstand
Bild 10: Minitrix Rms 31 mit Bremserstand
Bild 11: Minitrix Niederbordwagen Rmso 31

Das Grundprinzip beider Wagen ist gleich: Rahmen mit Sprengwerk - als Spritzling eingesetzt - und Wagenaufbau mit und ohne Rungen. Für die Variante mit Bremserstand musste das Fahrwerk verlängert werden, damit die 70 cm größere Länge (beim Vorbild) erreicht werden konnte.

Bild 12: Rms 31 mit Bremserbühne oben Fleischmann unten Minitrix

In der Tabelle sind die wichtigsten Maße der beiden Rms 31 aufgeführt.

Modell

Vorbild LüP

1:160

Vorbild

Achs-

stand

Achs-stand

Modell

Achs-

stand

LüP Modell ohne Bremserbühne

LüP Modell mit Bremserbühne

Flm Rms ohne Bühne

12.100

75,6

8.000

50

50

76

----

Flm Rms mit Bühne

12.800

80,0

8.000

50

50

----

79

MT Rms ohne Bühne

12.100

75,6

8.000

50

50

75

-----

MT Rms mit Bühne

12.800

80,0

8.000

50

50

----

80

 

Man sieht, die Hersteller haben die Grundmaße gut eingehalten. Interessant ist die Nummerierung der beiden Rungenwagen von Fleischmann: Beide Wagen gehören Ende der Epoche III an, der eine Wagen hat noch die alte Beschriftung Rms 31, während der andere Wagen frisch die neue Computer-Beschriftung zeigt, aber auch noch die Herkunft Rms 31. Solch ein Beschriftungs-Mix gab es Mitte der 60er Jahre beim Vorbild.  

Die jüngsten Rungenwagen sind die Rlmms 56 und Rlmms 58 und gibt es auch als Modell: Den Anfang machte Roco, der mit seinem Rlmms 56 schon 1972 herauskam. Zwei Jahre später folgte Arnold mit seinem Rlmms 58/ Kbs 443. Zwischenzeitlich gibt es auch eine Sonderbauart, den Rbmms 55 von Modellbahn Union. Es ist ein Rungenwagen als Fährbootwagen für den Verkehr nach England.

 

Einsatz auf der Modellbahn

Auf der Modellbahnanlage lassen sich die Rungenwagen vielseitig einsetzen. Sie wurden in allen möglichen Güterzügen eingesetzt, nur gab es beim Vorbild keine Ganzzüge, wo nur Rungenwagen dabei waren. Viele Rms waren sicher bei den Wehrmachtszügen dabei, aber eben nicht ausschließlich. Da waren in der Regel auch Reisezug-Wagen dabei, denn die Soldaten mussten ja halbwegs bequem zur Front fahren können.  Wie schon oben gesagt, konnte der Rungenwagen mit allen möglichen sperrigen Gütern beladen werden. Bekannt sind Fahrzeugtransporte. So hat die DB anfangs eine Flotte von Niederbordwagen, die vorher als Rungenwagen unterwegs waren, z.B. für den Sylt- Verkehr eingesetzt. Dank ihrer Konstruktion konnten die Autos von hinten auffahren und bis zum vordersten Wagen durchfahren. Die stabilen Kopfklappen machten es möglich. Also kurz, ein universeller Wagen, der mehrfach auf eine Anlage gehört.

 

Fazit

Hier ist Fleischmann glatt eine kleine Überraschung gelungen. In ihrem Neuheiten Prospekt war der Wagen noch nicht einmal als „Neukonstruktion“ angekündigt. Mit dieser Variante mit Bremserbühne lassen sich noch viele tolle Beladungsvarianten herstellen.

 

Ausblick

Was fehlt noch an Rungenwagen? Kein Hersteller hat bisher den Länderbahn-Vorgänger R 02 ins Visier genommen. Da wären Rungenwagen preußischen, bayerischen, badischen, württembergischen oder sächsischen Ursprungs denkbar. Manche dieser Wagen erlebten noch die Epoche III. Weiter fehlt noch das Kriegskind R Ulm, der bei der DB als Rmms 33 firmierte. Den völlig verhunzten R Ulm von Minitrix lasse ich mal außen vor. Ferner verdient der R 10, der häufigste Rungenwagen in Deutschland eine Wiederauflage nach 50 Jahren, gerne auch mit Bremserhaus.

Klaus Kosack

 

Lit.: St. Carstens, Güterwagen Bd. 5- Rungenwagen, Nürnberg 2008

DB- BZA Minden, DV 939d, Güterwagen, Ausgabe 1967, Minden 1967                                                                                  

 

Die Rungenwagen sind bei DM Toys erhältlich:

https://www.dm-toys.de/de/produktdetails/Fleischmann_881907.html

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