10/2024 von Klaus Kosack
Schon immer waren gemischtklassige Schnellzugwagen eher Stiefkinder der Modellbahn-Industrie. Erst Arnold kam 1970 auf die Idee, auch einen ABm zu produzieren. Der wurde aber eher eine Karikatur als ein Modell. Vorher gab es nur die 2. Kl. Wagen in grün und die 1. Kl. Wagen in blau. Offenbar war man der Meinung blaue und grüne Schnellzugwagen sind ein Verkaufsargument, da passte ein grüner ABm nicht so recht hinein. Denn dummerweise hatte sich die DB entschieden, die 1. Kl. Abteile bei den AB4ümg auch in grün zu streichen.
1974 hatte sich die DB entschieden, alle noch länger im Einsatz stehenden Reisezugwagen in der neuen Produktfarbe ozeanblau/ beige zu streichen. Damit entfiel die Unterscheidung der 1. Kl-Wagen in blau und 1./2. Kl-Wagen in grün. Die 1. Kl.-Wagen und Abteile waren von außen nur noch durch den gelben Strich oberhalb der Fenster für das Publikum zu erkennen.
Dann war aber fast 30 Jahre lang Pause, bis der erste richtige ABm als Modell erschien. Dabei gab es den ABm weitaus häufiger als die blauen Am. Der ABm wurde gerne als Kurswagen eingesetzt, um dem p.p. Publikum das lästige Umsteigen zu ersparen. Bei geringeren Verkehrsaufkommen genügte ein ABm, manchmal ergänzt durch einen Bm. So z.B. bei den Zubringerzügen der Interzonenzüge, die dann ab Grenzbahnhof u.U. ein Sammelsurium von Kurswagen waren. Heute sind (leider) die Kurswagen meistens Geschichte.
Vorbild
Es war der Verdienst vom DB-Abteilungspräsident Dr. Ing. Mielich, der Anfang der 50er Jahre die 26,4 m langen Wagen propagierte und bauen ließ. Sie wurden auch in großen Serien gebaut. 1955 war auch der erste grüne AB4ü dabei, damals noch als BC4ümg-54 geliefert. Bis 1959 wurden 199 Wagen in Dienst gestellt. Für Schnell- und internationale Züge brauchte man weitere Wagen, natürlich mit moderneren Zutaten, die dann als AB4ümg-63 in Dienst gestellt wurden. Zwei dieser Neuerungen sind recht einfach von außen zu sehen: Die Drehfalttüren, die dem Zugführer erlaubten, von einer Stelle im Zug alle Türen zu schließen und die Schiebetüren an den Übergängen. Von 1964 bis 1973 wurden 302 Wagen gebaut. Die neuen Wagen liefen auf Drehgestelle der Bauart MD 33 oder 36. Mit den 33er Drehgestellen waren 140 km/h erlaubt, die anderen 160 km/h. Die Übersetzfenster bekamen hellgoldfarbig eloxierte Leichtmetallrahmen. Die Wagen boten in 11 Abteilen (5 Abteile 1. Kl. und 6 Abteile 2. Kl.) insgesamt 66 Sitzplätze an. Die Abteile der 1. Kl. waren 2,088 m breit und boten 6 Reisenden Platz. So war die Kniefreiheit der Reisenden gewährleistet, während die Abteile der 2. Kl. nur 1.7367 m Breite aufwiesen. Auch sie boten 6 Reisenden Platz.
Die Wagen kamen in allen möglichen Schnellzügen zum Einsatz. Auch Eilzüge waren dabei. Gerne auch als Kurswagen, sowie in internationalen Schnellzügen. Einige Wagen bekamen später einen Pop-Anstrich in grau/ orange. Ab 1974 wurde ein neues Farbschema ozeanblau/ beige eingeführt, dass die meisten noch vorhandenen Wagen bekamen. Als die DB ihr „Interregio“-Programm auflegten, fehlten die ARm- Wagen. So entschloss man sich, viele der ABm225 zu „Bistro Café“-Wagen ARbuimz262 umzubauen. Die letzten nicht umgebauten ABm225 verschwanden um 2005 von der Schiene.
Modell
Bei gemischtklassigen Reisezugwagen taten sich alle Hersteller lange schwer. Alle Vorgänger wurden schon in dem Artikel behandelt, sodass sich eine Wiederholung erübrigt. Hier der Link zum Artikel:
2019 folgte eine Neukonstruktion der UIC-X Wagen bei Fleischmann, aber der ABm wurde erst im Oktober 2022 ausgeliefert.
Hier ein tabellarischer Überblick der hier vorgestellten Modelle des AB4ümg-63/ ABm 225:
Hersteller |
Artikel-Nr. |
Erstes Bj. Modell |
Wagen-Nr. Modell |
Laufweg |
Fleischmann |
8642 |
2002 |
15 179 Hmb |
München-HH-Altona |
Fleischmann |
8639 25 |
2022 |
31-40 503-9 |
Köln- Aalborg (DK) |
Fleischmann |
6260034 |
2024 |
31-40 503-9 |
Köln- Berlin Stadtbahn |
Arnold |
0323 |
1970 |
31-43 046-6 |
-- |
Minitrix |
15793 |
2007 |
15 195 Esn |
Münster- München |
Minitrix |
11137 |
2014 |
31-40 462-8 |
Stuttgart- Bremerhaven-Lehe |
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Es folgen ein paar Detail-Fotos:
Ein Blick in die Inneneinrichtung zeigt einen groben Mangel: 6 Abteile, davon 5 in der 1. Kl. weisen rote Sitzpolster auf, während 5 Abteile der 2. Kl. blaue Polster aufweisen. Hier liegt wohl ein Konstruktionsfehler vor: Die 1. Kl. Abteile hatten alle blaue Plüschpolster, während in der 2. Kl. die roten Kunstlederpolster verbaut waren. Also müsste die Inneneinrichtung umgekehrt eingebaut sein. Dann passt sie aber nicht mehr in den Wagen. Zugegeben sieht man das nur bei genauem Hinsehen; im Betrieb kann man das leicht übersehen. Wegen der Bauart des Wagens mit zweiten Innendach kann leider kein Foto gemacht werden. Den gleichen Fehler hatte schon der grüne Vorgänger. Persönlich stört es mich nicht.
Bei der Neuheit ist die Schiebetür gerahmt. das Schlusslicht ist bei der Neuheit rot ausgemalt. Kann man aber leicht bei dem anderen Wagen beheben, wenn man mal vom Höhenunterschied absieht.
Bei der Ansicht von unten ist kein Unterschied zum grünen Vorgänger zu sehen.
Der Kuppelabstand mit ca. 3 mm ist zufriedenstellend.
Einsatz auf der Modellbahn
Zum Einsatz des AB4ümg-63 (ABm225) wurde eingangs schon Einiges gesagt, nämlich in allen möglichen Schnellzügen (In- und Ausland) ab Mitte der 60er Jahre; in der o/b- Version ab Mitte der 80er Jahre. Je nach Geschmack können hier Dieselloks (z.B. BR’n 210, 215, 216, 217, 218, 220 oder 221) eingesetzt werden. Ellok-Fans haben mehr Auswahl: 103, 110, 110.3, 111, 112, 113, 120 oder 141. Auch andere Loks waren im Einsatz. Auch ein Kurswagen-Zubringer mit 2 Wagen (ABm und Bm) sind denkbar. Natürlich kann der Wagen auch in normale (nationale oder internationale) D-Züge eingesetzt werden. Auch in Eilzügen fand der Wagen Verwendung. Interessant ist der Laufweg Köln-Berlin: So kann der Wagen den Interzonenzug von Arnold ergänzen.
Fazit
So hat Fleischmann endlich den 26,4 m Schnellzugwagen ABm225, die seit 2019 angekündigt endlich in der 3. Generation auch in Epoche IV herausgebracht. Der Wagen entpuppte sich als Farbvariante des grünen Vorgängers, der in Epoche III herausgegeben wurde. Der Wagen lässt sich noch mit anderen Farbkleidern herstellen, wie z.B. Popfarben. Natürlich auch als D-Zug Set mit Speisewagen mit einer V 200.1 oder Ellok. Alle Wagen sind nachträglich beleuchtbar. Immerhin kann man die Neuheit mit den kleinen Fehlern, als einen der besten UIC-X Wagen bezeichnen. Dazu kann man dem Hersteller nur gratulieren.
Klaus Kosack
Literatur:
Wagen für Europa- Geschichte der 26,4-m-Wagen = EK-Spezial 74, Freiburg 2004
Horst J. Obermayer, Taschenbuch Deutsche Reisezugwagen, Stuttgart 1978
Archiv Dt. Reisezug- und Güterwagen, Blatt Schnellzugwagen ABm 225
Klaus Kosack, Neuer ABm225 von Fleischmann (dm-toys.de) , Issum 2022