08/2024 von Klaus Kosack
Im Sommer 2024 lieferte Fleischmann seine neuen Kühlwagen der DR aus. Sie sind in Epoche IV gehalten und stellen eine Variante des bekannten Gbs [1500] dar, über den hier schon berichtet wurde. Auch in der DDR kam in den 60er Jahren vermehrt der Kühlverkehr in Mode. Allerdings stammten die meisten verfügbaren Kühlwagen noch aus der Vorkriegszeit und waren zu teuer in der Unterhaltung geworden. Also musste ein neuer Wagen her. Und wie so oft, spielte die DR beim „Klassenfeind“ DB „Mäuschen“ und übernahmen deren Konzept. Die DB hatte auf Grundlage des Glmhs 50 einen Bananenwagen Tnoms 59 im Jahre1955 entwickelt, das war ein Kühlwagen für den Bananentransport. Und genau das machte die DR ein paar Jahre später nach.
Vorbild
Ab 1973 baute das Raw „Einheit“ Leipzig die in der DDR so bezeichneten „Thermowagen“ des Typs Ibblqs [8265]. Sie wurden abgeleitet vom Gbs [1500], dessen Fahrgestell und äußerer Wagenkasten von ihm stammte. Diese Kühlwagen transportierten in erster Linie Südfrüchte. Innen wurde der Wagen mit Polystyrol-Hartschaum ausgekleidet. Der Boden wurde mit verzinktem Stahlblech belegt. Um Tau- und Kondenswasser aus dem Innenraum zu entfernen, besaß der Wagen zwei Abläufe. Ähnlich war das Dach isoliert. Unter den Dachbrettern war der Hartschaum angebracht. Interessant ist, dass der Wagen keine Kammer für z.B. Trockeneis besaß. Man behalf sich mit Öfen, die je nach Außentemperatur zum Einsatz kamen. Im Winter wurde geheizt und im Sommer je nach Bedarf gekühlt, je nachdem welche Temperatur die Südfrüchte brauchten. Hierfür konnten die 8 Seitenlüfter geöffnet werden. Hier eine Vorbildskizze des Thermowagens der DR.
Der Wagen konnte mit maximal 21,5 t beladen werden und hatte einen Laderaum von 70 m³. Der Wagen hatte eine internationale Zulassung und konnte 100 km/h schnell fahren. Ein Teil der Wagen hatte eine Dampf- bzw. elektrische Heizleitung, die eine besondere Kennzahl [8158] erhielten. Ca.300 Wagen ließ die DR von dem Typ im RAW „Einheit“ Leipzig 1974/ 75 bauen. Nur wenige Wagen erlebten noch die Zeiten der DB AG, sie alle verschwanden bis 1996 als ungeliebtes DDR-Produkt von der Schiene.
Modell
Wie schon erwähnt, hat sich Fleischmann genau wie das Vorbild an die Konstruktion gehalten: Man nehme den erwähnten Gbs [1500], färbe das Gehäuse in weiß und fertig war die Laube, äh... Thermowagen. Damit ist der Thermowagen nur ein umgefärbter Gbs. Das ist aber nicht schlimm, sondern entspricht genau dem Vorbild. Gehäuse und Fahrgestell entsprechen dem Gbs [1500].
Hier ein Bild des Wagens:
Es folgen weitere Detailfotos des Wagens:
Die Beschriftung zeigt die internationale Verwendungsfähigkeit des Wagens. Das MC ist für den osteuropäischen Einsatz gedacht und für den Westen ist das RIV zuständig. Interessant ist die Aufschrift „INTERFRIGO“. Das ist eine Firma mit Sitz in Basel (Bad. Bf.) und die bedienten mit ihren Kühlwagen das westliche Europa. Hierüber wurde im Blog schon berichtet.
Neuer INTERFRIGO Kühlwagen von Brawa (dm-toys.de)
Damit das nicht so auffällt, wurde die Aufschrift klein geschrieben. Der Wagen ist in Rostock-Seehafen stationiert, was auch für Südfrüchte in der DDR-Sinn macht.
Wie bei seinem braunen Vetter kann bei dem Thermowagen die Tür geöffnet werden, allerdings waren beim Vorbild die Türen geteilt.
Die Wagen sind ab Werk – wie die braunen Brüder Gbs- recht eng gekuppelt. Der Abstand beträgt ca. 3 mm.
Im praktischen Test auf der Club-Anlage gab es nichts zu meckern: Entgleisungen und ungewollte Entkupplungen kamen nicht vor.
Einsatz auf der Modellbahn
Die Wagen des 2er-Sets (#826215) lassen sich bestens für Nahgüterzüge einsetzen, wenn es zum Endkunden geht. Auch in Übergaben sind die Thermowagen nicht verkehrt. Wer aber den Ausgangspunkt Rostock-Seehafen nachbilden will, hat weitere Möglichkeiten: Hier bietet sich z.B. ein Kühlzug mit 10 bis 12 Wagen an, der von Rostock z.B. nach Berlin fährt und z.B. in Seddin oder Wustermark geteilt wird und als Nahgüterzug oder Übergabe zum Ziel fährt. Auf Grund seiner Höchstgeschwindigkeit konnte der Wagen auch in Eil- oder Personenzügen eingesetzt werden. Hier hat der Modellbahner viele Möglichkeiten.
Fazit
Hier hat Fleischmann mit geringem Aufwand eine weitere Variante des Gbs [1500] gebaut. Natürlich sind noch weitere Varianten des Gbs möglich: Z.B. als Küchenwagen, der bei Volksarmee gebraucht wurde. Der Wagen hat einen zusätzlichen Schornstein. Fürs Militär wurden Mannschaftstransportwagen benötigt. Hier ließ die DR 300 Wagen umbauen und bezeichnete sie als Hbs [2300]. Man sieht, hier hat Fleischmann noch viele Möglichkeiten. Verpackt sind die Wagen in zwei Plastikschachteln und diese stecken in einer Blisterverpackung. Angeboten wird das Set für knapp 35 €, ein sehr moderater Preis.
Klaus Kosack
Literatur: M. Dahlbeck, Güterwagen der DDR, Stuttgart 2023