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07/2022 von Klaus Kosack

Neuer Gbs [1500] der DR von Fleischmann

Werksbild

Ein Problem der Reichsbahn (DR) in der DDR war das Fehlen großräumiger gedeckter Güterwagen, stammten doch die meisten Gl noch aus der Kaiserzeit, neben einigen wenigen Gl der Austauschbauarten. Die waren alt und verschlissen und die Reparatur war zu teuer geworden. Von den 30er bis 50er Jahren wurden keine neuen Gl in Dienst gestellt. Neidisch blickte daher die DR zum „Klassenfeind“ im Westen, die ab Anfang der 60er Jahre ihre rund 12.000 Glmms 61 und Gbs 252 UIC konform in Dienst gestellt hatten.  Da musste eine Lösung her. Die volkseigenen Wagen- Werke für Neubau waren ausgelastet, so kam man auf die Idee, wie im Westen auch die bahneigenen Ausbesserungswerke zum Umbau von Alt-Wagen zu „verdonnern“.

Vorbild

Anders als die DB hatte die DR bis in die 60er Jahre hinein keine großräumigen gedeckten Güterwagen neuerer Bauart. Auch hier spielte man bei der DB „Mäuschen“ und begann wie bei der DB alte Glms, ehem. Gattungsbezirk Dresden umzubauen. Gleichzeitig wollte man auch die UIC- Vorgaben für einen derartigen Güterwagen erfüllen. Heraus kamen Güterwagen der Bauart Gbs (1500), die fast alle vom RAW „Einheit“ ab 1968 in Leipzig hergestellt wurden. Zuerst wurden die Wagen der Bauart Glmms 14 zugeordnet, spätere Gbs (1500) und bei der DB AG nochmal zu Gbs 258 umbenannt. Die ersten Wagen hatten noch Holzplatten als äußere Verkleidung, dann kamen gesickte Bleche auf, mit denen alle folgenden Wagen verkleidet wurden. Im Wageninneren hatten diese Wagen eine Holzverkleidung. Die Wagen hatten alle eine Länge von 14,02 m; solche mit Bremserstand von 14,52 m.  Die Wagen hatten eine Lastgrenze von 26 t und waren für 100 km/h zugelassen. Bis 1983 wurden 15.250 Wagen gebaut; sehr ähnliche Wagen lieferte außerdem die Fa. ARAD in Rumänien. 1993 bekamen die Wagen die DB-AG Bauartnummer Gbs 258 und blieben bis 2007 in Dienst. Wegen ihrer großen Anzahl waren diese Wagen bald im Inland (DDR) und Ausland zu bewundern.

Vorbildskizze (Quelle: Archiv dt. Reisezug- und Güterwagen)
Vorbildfoto (Quelle: Archiv dt. Reisezug- und Güterwagen)

Die meisten Wagen hatten keine Handbremse. Durch Umbau entstanden auch Expressgut- Wagen für 120 km/h, die auch in Reisezügen eingestellt werden konnten. Weil die Kapazität des RAW für neue bzw. umgebaute Wagen nicht ausreichte, beschaffte die DR sehr ähnliche Wagen aus Jugoslawien, Rumänien, Algerien, Spanien und der BRD.

Im Laufe der Zeit wurden etliche Wagen zu anderen Zwecken umgebaut bzw. hergerichtet: So entstanden rd. 300 Küchenwagen für die NVA und Truppentransport, ferner 88 Postwagen. Den Gbs 258 wurden bei der DB AG die Nummernkreise 151 3 000 bis 151 9 999 und 152 0 301 bis 152 5 999 zugewiesen. Die Gbs [1500] der DR hörten auf die Nummern 150 0000 bis 150 7999.

 Modell

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Gbs der DR in N erschienen ist. Bereits 1987 erschien bei Minitrix das erste Modell des Gbs 258, als DB AG- Version in Epoche V. Seither sind 12 Varianten des Wagens erschienen, davon je zwei DB-AG und DR, drei der NS und zwei der DSB, ein Privatwagen und jetzt zwei Postwagen, wobei der erste schon 1997 (2. Auflage 2003) das Licht der N-Welt erblickte. Dieser Postwagen wurde exklusiv über den Post-Museums Shop in Ettlingen vertrieben. Das letzte Set #18901, das im Sommer 2020 angekündigt wurde, kam Ende August 2020 in den Handel. Geradezu rekordverdächtig für Minitrix.

Das Vorbild des Modells gehört zu den älteren Gbs, erkennbar an den 7 Sicken auf der Seitenwand und Tür. Die Jüngeren hatten dagegen 10 Sicken.

Seitenansicht Gbs 258 vom Set Minitrix

Bauartbedingt neigten die Wagen zur Rostbildung, und zwar im Inneren. Durch mangelhafte Abdichtung im Obergurt drang Regenwasser ins Innere des Wagens, dass zu massiven Rostbildung führte. Daher war schon fast die Hälfte der Gbs-Wagen bei Gründung der DB AG schon ausgemustert.

Kommen wir zur Neuheit 2022 von Fleischmann: Zur Messe 2021 kündigte Fleischmann den DR- Gbs [1500] an. Das erste Modell stammt aus der Epoche IV. Der Wagen ist eine Neukonstruktion von Fleischmann und wurde im Juni 2022 ausgeliefert.

Seitenansicht des Gbs [1500] von Fleischmann

Betrachtet man das neue Fleischmann-Modell mit dem fast gleichalten Minitrix-Modell, so fallen Unterschiede auf: Die Fleischmann-Wagen hat Bremsergriffe an zwei Ecken, die bei Minitrix fehlen. Zudem ist das Sprengwerk bei Minitrix dicker ausgefallen.

Gbs von Minitrix (li) und Fleischmann (re)

Konstruktiv ist der Modell-Wagen standardmäßig aufgebaut: Anders als Minitrix, wo Dach und Gehäuse ein Spitzgussteil und Fahrgestell mit Beschwerungsgewicht war, haben die Fleischmänner ein separates Dach und Türen zum Öffnen des Wagens spendiert. Das Beschwerungsgewicht ist zwischen Gehäuse und Fahrgestell eingebaut.

Hier eine Grundinfo zur Maßgenauigkeit des Wagens (in mm):

 

Vorbild

1:160

Fleischmann

LüP

14020

87,6

87,6

Achsstand

8000

50

51

Wagenkasten

12780

79,9

81

Türbreite

2500

15,6

16,0

Höhe (SoK)

3960

24,8

24,8

 

Man sieht, hier haben die Fleischmann-Konstrukteure gute Arbeit geleistet; die meisten Hauptabmessungen stimmen. Die Abweichungen sind aber wohl der Materialstärke geschuldet.

Der Wagen hat keine Verstärkungsleiste an der Tür, wie es später fast alle Wagen bekamen- ein Hinweis auf eine frühere Lieferserie des RAWs.

Ein Blick in das Wageninnere zeigt, wie raffiniert die Türen konstruiert wurden: Sie haben unsichtbar auf der Rückseite eine Klammer, die verhindert, dass sich die Tür beim Zusammenbau verabschiedet und man so auf das vormontierte Gehäuse die Tür einsetzen konnte und das Dach aufclipsen kann. Und fertig ist der Wagen mit öffnungsfähiger Tür.

Gbs 1500 von Innen
Gbs 1500 vom unten
Gbs 1500 von vorne

An der aufgedruckten Wagennummern ist nichts zu meckern: Der Wagen stammt aus dem o.g. Nummernkreis. Aufgedruckt ist die Nummer 150 1358-8.

Ins Auge springt das OPW- Signet, das dem Wagen einen internationalen Einsatz (im Ostblock) gestattete. Hinter dem Gattungskürzel fehlt jedoch die Bauart-Nummer hier: 1500.

Wagenbeschriftung

Ein letzter Blick galt dem Kupplungsabstand der Wagen ab Werk. Wie man sieht, hat Fleischmann das ordentlich gelöst und der Modellbahner kann zufrieden sein. Wer es noch enger mag, dem sei die Profikupplung von Fleischmann empfohlen (die es jetzt von Modellbahn Union in verschiedenen Längen gibt), der PEHO Clipskupplung oder Kuppelstangen.

Kuppelabstand ab Werk

Auf der Clubanlage fuhren die Wagen sehr leicht und meisterten alle Gleiskombinationen ohne zu Entgleisen.

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon erwähnt, eignen sich die Wagen bestens für Güterzüge aller Art. Dank der breiten Türen konnten nässeempfindliche Güter aller Art transportiert werden. Gelegentlich wurde in den Wagen auch Schüttgüter (z.B. Getreide oder Salz) verladen. Allerdings waren die Wagen nicht 100 % dicht, sodass Transport-Verluste in Kauf genommen werden mussten.  Von der Übergabe bis zum Durchgangsgüterzug waren die Wagen eingesetzt. Das kann man auch auf Fotos zu DR Zeiten und später bewundern. Zu Zeiten der DB AG gehörten die Gbs 258 zu den letzten großräumig gedeckten Güterwagen. Da sich die Türen öffnen lassen. So, hat man noch die Möglichkeit eine Verladeszene an der Ladestraße nachzuspielen.

Fazit

Zum ersten Mal hat Fleischmann Regelgüterwagen der DR als Formneuheit umgesetzt, der beim Vorbild nicht grade selten war. Es sind noch weitere Varianten des Wagens denkbar: Als Glmms 14.05 Epoche IIIb und Gbs 258, Epoche V. Auch die Küchenwagen mit den drei Abzugshauben auf dem Dach wären eine Überlegung wert, die in Truppentransport-Zügen eingestellt wurden.

Der Wagen wird bei Fleischmann unter der Bestellnummer #826211 vertrieben und der Preis von knapp 31€ für einen Wagen ist vertretbar.

 

Klaus Kosack

Literatur:

St. Carstens/ P. Scheller- Güterwagen Bd 1.2, Fürstenfeldbruck 2019

St. Carstens et al. Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014

GeraMond (Hrsg.) Archiv Dt. Reisezug- und Güterwagen, Blatt Gbs 258, München 1994

Behrends/Hensel/Wiedau, Güterwagen deutscher Eisenbahnen =Fahrzeug-Archiv, Bd. 7.2, Berlin 1989


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