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12/2022 von Klaus Kosack

Neuer Gbqss-z 266 der DB AG von Fleischmann

Werksbild

Ein Problem der Reichsbahn (DR) in der DDR war das Fehlen großräumiger gedeckter Güterwagen, stammten doch die meisten Gl noch aus der Kaiserzeit, neben einigen wenigen Gl der Austauschbauarten. Die waren alt und verschlissen und die Reparatur war zu teuer geworden. Von den 30er bis 50er Jahren wurden keine neuen Gl in Dienst gestellt.

Hinzu kam das Aufkommen des Expressgut-Verkehrs. Im Gegensatz zum Stückgut-Verkehr wurde das Expressgut in Packwagen oder geeigneten Güterwagen verladen. Das besondere Kennzeichen war, das dieses in Reisezügen erfolgte. Stückgutwagen waren normale Güterwagen, die bis 120 km/h zugelassen waren.

Vorbild

Anders als die DB hatte die DR bis in die 60er Jahre hinein keine großräumigen gedeckten Güterwagen. Also spielte man „Mäuschen“ bei der DB und begann wie bei der DB alte Glms, ehem. Gattungsbezirk Dresden umzubauen. Gleichzeitig wollte man auch die UIC- Vorgaben für einen derartigen Güterwagen erfüllen. Heraus kamen Güterwagen der Bauart Gbs (1500), die fast alle vom RAW „Einheit“ ab 1968 in Leipzig hergestellt wurden. Zuerst wurden die Wagen der Bauart Glmms 14 zugeordnet, spätere Gbs (1500) und bei der DB AG nochmal zu Gbs 258 umbenannt. Die ersten Wagen hatten noch Holzplatten als äußere Verkleidung, dann kamen gesickte Bleche auf, mit denen alle folgenden Wagen verkleidet wurden. Im Wageninneren hatten diese Wagen eine Holzverkleidung. Die Wagen hatten alle eine Länge von 14,02 m; solche mit Bremserstand von 14,52 m.

Von den Expressgutwagen wurden 1.000 Wagen 1969/70 bei der Waggonfabrik Gotha gebaut, davon 700 mit Handbremse.  Die Wagen hatten eine Lastgrenze von 25 t und waren für 120 km/h zugelassen. Anfangs firmierten die Wagen als Gehlmmss 14.051, später als Gbqrss [1742]. Die DB AG hatte sich inzwischen vom Expressgutverkehr verabschiedet und wurden diese gedeckten Güterwagen der DR nicht mehr gebraucht. Zur DB AG kamen 1994 noch 236 Wagen, die sie als Gbqss-z 266 bezeichnete. Die meisten Wagen behielten ihre alte DR-Bezeichnung weiter. Nur 44 Wagen bekamen die neue Bezeichnung Gbqss-z 266. Alle Wagen waren bis 1996 ausgemustert. Es war ein Trend bei der DB AG: Man wollte sich möglichst schnell von DR-Fahrzeugen verabschieden.

Alle Wagen hatten einen Bremserstand und Heizleitungen für Dampf und elektrischen Betrieb. Die Expressgutwagen liefen in Reisezügen, damit waren die Fahrplanzeiten festgelegt- im Gegensatz zu den Stückgutwagen, die in Güterzügen eingesetzt wurden.

Vorbildskizze (Quelle: Archiv dt. Reisezug- und Güterwagen)
Vorbildfoto (Quelle: St. Carstens, Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014)

Alle Wagen hatten eine Handbremserstand. Was bedeuten die Kennbuchstaben Gbqss-z?

b = Laderaum >70 m³ und Ladelänge zwischen 12 und 14 m

q = elektrische Heizung (international)

ss = geeignet für Züge bis 120 km/h

-z = Dampfheizung (DR).

Die Nummernbereiche der Wagen lauten: 1742 000 bis 1742 695.

 

Modell

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Gbs der DR in N erschienen ist. Bereits 1987 erschien bei Minitrix das erste Modell des Gbs 258, als DB AG- Version in Epoche V. Seither sind 12 Varianten des Wagens erschienen, davon je zwei DB-AG und DR, drei der NS und zwei der DSB, ein Privatwagen und jetzt zwei Postwagen, wobei der erste schon 1997 (2. Auflage 2003) das Licht der N-Welt erblickte. Dieser Postwagen wurde exklusiv über den Post-Museums Shop in Ettlingen vertrieben. Das letzte Set #18901, das im Sommer 2020 angekündigt wurde, kam Ende August 2020 in den Handel. Geradezu rekordverdächtig für Minitrix.

Das Vorbild des Modells gehört zu den älteren Gbs, erkennbar an den 7 Sicken auf der Seitenwand und Tür. Die Jüngeren hatten dagegen 10 Sicken.

Seitenansicht Gbs 258 vom Set Minitrix

Bauartbedingt neigten die Wagen zur Rostbildung, und zwar im Inneren. Durch mangelhafte Abdichtung im Obergurt drang Regenwasser ins Innere des Wagens, dass zu massiven Rostbildung führte. Daher war schon fast die Hälfte der Gbs-Wagen bei Gründung der DB AG schon ausgemustert.

Kommen wir zur Neuheit 2022 von Fleischmann: Zur Messe 2021 kündigte Fleischmann den DR- Gbs [1500] an. Das erste Modell stammt aus der Epoche IV. Der Wagen ist eine Neukonstruktion von Fleischmann und wurde im Juni 2022 ausgeliefert.

Seitenansicht des Gbs 1500 von Fleischmann

Betrachtet man das neue Fleischmann-Modell mit dem fast gleichalten Minitrix-Modell, so fallen Unterschiede auf: Die Fleischmann-Wagen hat Bremsergriffe an zwei Ecken, die bei Minitrix fehlen. Zudem ist das Sprengwerk bei Minitrix dicker ausgefallen.

Konstruktiv ist der Modell-Wagen standardmäßig aufgebaut: Anders als Minitrix, wo Dach und Gehäuse ein Spitzgussteil und Fahrgestell mit Beschwerungsgewicht war, haben die Fleischmänner ein separates Dach und Türen zum Öffnen des Wagens spendiert. Das Beschwerungsgewicht ist zwischen Gehäuse und Fahrgestell eingebaut.

Hier eine Grundinfo zur Maßgenauigkeit des Wagens (in mm):

 

Vorbild

1:160

Fleischmann

LüP

14270

89,2

91,4

Achsstand

8000

50

51

Wagenkasten

12780

79,9

81

Türbreite

2500

15,6

16,0

Höhe (SoK)

3960

24,8

24,8

 

Man sieht, hier haben die Fleischmann-Konstrukteure gute Arbeit geleistet; die meisten Hauptabmessungen stimmen. Die Abweichungen sind aber wohl der Materialstärke geschuldet.

 

Der Wagen hat keine Verstärkungsleiste an der Tür, wie es später fast alle Wagen bekamen- ein Hinweis auf eine frühere Lieferserie.

Ein Blick in das Wageninnere zeigt, wie raffiniert die Türen konstruiert wurden: Sie haben unsichtbar auf der Rückseite eine Klammer, die verhindert, dass sich die Tür beim Zusammenbau verabschiedet und man so auf das vormontierte Gehäuse die Tür einsetzen konnte und das Dach aufclipsen kann. Und fertig ist der Wagen mit öffnungsfähiger Tür.

Gbqss-z 266 (Neuheit)
neue Gbs von Fleischmanns
Gbqss-z 266 vom unten
Gbqss-z 266 von vorne

An den aufgedruckten Wagennummern gibt es etwas zu meckern: Die Wagen eine um 2000 niedrigere Nummer als der o.g. Nummernkreis. Aufgedruckt ist die Nummer 1722 425-6 und 1722 423-1. Offenbar hat man in der Mitte die 4 und 2 vertauscht.

Um diese Variante herzustellen, hat man das Gehäuse des Gbs [1500] genommen und ihm ein neues Fahrwerk spendiert, wo noch Platz für den Bremserstand war. Zu DR-Zeiten hatten die Wagen noch ein Expressgut Logo, das bei der DB AG verschwand.

Ein letzter Blick galt dem Kupplungsabstand der Wagen ab Werk. Wie man sieht, hat Fleischmann das ordentlich gelöst und der Modellbahner kann zufrieden sein. Wer es noch enger mag, dem sei die Profikupplung von Fleischmann empfohlen (die es jetzt von Modellbahn Union in verschiedenen Längen gibt), der PEHO Clips Kupplung oder Kuppelstangen.

Kuppelabstand ab Werk

Auf der Clubanlage fuhren die Wagen sehr leicht und meisterten alle Gleiskombinationen ohne zu Entgleisen.

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon erwähnt, eignen sich die Wagen bestens für Personen- und Güterzüge aller Art. Dank der breiten Türen konnte Expressgut aller Art transportiert werden.

Von der Übergabe bis zum Durchgangsgüterzug wurden die Wagen eingesetzt. Bei Reisezügen (von Personenzügen bis zu D-Zügen) waren die Wagen vorne oder hinten eingestellt. Dann aber meistens zusammen mit dem Packwagen. Das kann man auch auf Fotos zu DR-Zeiten und später bewundern. Zu Zeiten der DB AG gehörten die Gbqss 266 zu den letzten großräumig gedeckten Güterwagen mit DR-Ursprung. Da sich die Türen öffnen lassen, hat man noch die Möglichkeit eine Verladeszene an der Ladestraße oder am Bahnsteig nachzuspielen.

Fazit

Zum ersten Mal hat Fleischmann einen Regelgüterwagen der DR als Formneuheit umgesetzt, der beim Vorbild nicht grade selten war. Aus der großen Familie der Gbs eine Variante herausgegriffen, die durch die Bremserbühne hervorsticht. Auch die Küchenwagen mit den drei Abzugshauben auf dem Dach wären eine Überlegung wert, die für Truppentransport-Zügen eingestellt wurden. Geliefert werden die Wagen in einer Papp-Schachtel, jeweils verpackt in einer Plastik-Schachtel, wobei auf der Papp-Schachtel das neue Fleischmann-Logo prangt, auf den Plastikschachteln noch das alte Logo.

Der Wagen wird bei Fleischmann unter der Bestellnummer #826216 vertrieben und der Preis von knapp 35 € für einen Wagen ist vertretbar.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

St. Carstens/ P. Scheller- Güterwagen Bd 1.2, Fürstenfeldbruck 2019

St. Carstens et al. Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014

Behrends/Hensel/Wiedau, Güterwagen deutscher Eisenbahnen =Fahrzeug-Archiv, Bd. 7.2, Berlin 1989

K. Kosack, https://www.dm-toys.de/de/blogartikel/neuer-gbs-1500-der-dr-von-fleischmann.html (Blog-Artikel)


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