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02/2019 von Klaus Kosack

Neuer Fährbootwagen mit Schiebedach von Modellbahn Union

Vorbild

Bei der britischen Eisenbahn ist vieles anders als auf dem Kontinent, unter anderem das Lichtraumprofil der Fahrzeuge. Diese wurden über die UIC auf dem Kontinent vereinheitlicht, sodass innerhalb Europas ein freier Wagenaustausch möglich ist. Großbritannien blieb beim deutlich kleineren Fahrzeugprofil. Wollte man per Schiene Güter vom Kontinent nach England transportieren, hatte man zwei Möglichkeiten: Entweder man lud die Güter am Fährhafen um oder man baute Güterwagen nach britischem Fahrzeugprofil. Zu letzterem hatte sich schon die DRG entschieden, als sie dem belgisch-britischen Fährabkommen 1925 beitrat. In der Folgezeit entwickelte die DRG Güterwagen speziell für den Verkehr zwischen dem belgischen Zeebrugge und dem englischen Harwich. Nach dem Krieg waren weitere Neubauwagen angesagt.

In den 60er Jahren war der Güterwagenbau soweit entwickelt, dass man einen Universalgüterwagen bauen konnte. Es war ein Güterwagen mit öffnungsfähigem Dach, zwei großen Türen an der Seitenwand und weiteren Türen an der Stirnfront. So konnte man sperrige Güter über das geöffnete Dach verladen, lange Güter über die Stirnseiten und technisch war es möglich, auch nässeempfindliche Schüttgüter zu transportieren. Heraus kam 1964 der Gbtmmks 66, der schon während der Bauzeit des Wagens zum Tcefs 845 umbenannt wurde. Die Kennbuchstaben bedeuten folgendes: T = Wagen mit öffnungsfähigem Dach, c= mit Stirnwandtüren, e= Türhöhe über 1,9 m, f= für Verkehr nach Großbritannien geeignet und s= Höchstgeschwindigkeit 100 km/h. 845 ist die Bauartnummer. Bis 1968 war noch eine Mischanschrift üblich: Die Wagennummer war computergerecht, darunter prangte die neue Bezeichnung mit einem Punkt und außerdem stand noch links daneben die alte Bezeichnung Gbtmmks 66.

Der Fährbootverkehr nach Großbritannien hatte nach 1945 eine Wiederbelebung, gehörte doch mehr als ein Drittel der späteren BRD zur britischen Zone, und die Engländer wollten z.B. Reparationsgüter schnell und bequem zur Insel schaffen. Als die Wagen erschienen, war der Fährbootverkehr nach Großbritannien allerdings schon rückläufig. LKWs verdrängten mehr und mehr die Bahn. Deswegen wurden nur 100 Wagen von der Fa. Credé & Co in Kassel ab 1964 gebaut. Bis 1986 blieb der Lieferbestand  von 100 Wagen konstant, danach begann die Ausmusterung der Wagen. 1994 übernahm die DB AG noch 6 Fahrzeuge, musterte sie aber noch im gleichen Jahr aus.

Bild2 Vorbildskizze Tcefs 845, Quelle: DV 939d, Ausgabe 1967

Bild2 Vorbildskizze Tcefs 845, Quelle: DV 939d, Ausgabe 1967

 

Der Wagen hat eine LüP von 12,5 m, bei einem Achsstand von 6,8 m. Die Wagen sind 3,845 m hoch und nur 2,33 m breit. Damit wirken sie im Vergleich zu normalen DB- Güterwagen eher zierlich. Eingebaut ist eine DB- Druckluftbremse, für den Einsatz in Großbritannien zusätzlich die britische Saugluftbremse nebst Handbremse.

Mit den gleichen Hauptmaßen beschaffte die DB ab 1953 den gedeckten Güterwagen Gbmhs 51, später Hrfs 312. Der Wagen wurde in zwei Lieferserien mit 250 Exemplaren in Dienst gestellt. Auch dieser Wagen wurde 1995 ausgemustert.

 

Modell

Es ist schon der dritte Fährbootwagen, den MU innerhalb eines Jahres herausbrachte. Inzwischen gibt es als Fährbootwagen, die für den Verkehr nach England geeignet waren, den Schiebedachwagen, Kühlwagen und Rungenwagen. Vierter im Bunde könnte noch der gedeckte Wagen Gbmhs 51 werden, da die Hauptmaße gleich wie vom Schiebedach- und Rungenwagen sind.

Dem Autor lagen die Fährbootwagen mit den Bestellnummern N-G66001 und N-G66006 vor.

Bild3 Tcefs Epoche IVa (re) und IVb (li)

Bild3 Tcefs Epoche IVa (re) und IVb (li)

 

Der hier zu besprechende Schiebedachwagen hat ein festes Dach, die Schiebedachhälften sind nur angeformt. Dafür können die beiden Türen an der Seitenwand geöffnet werden. Aus Stabilitätsgründen hat man auf öffnungsfähige Stirntüren verzichtet. Die Seitenwände sind oben verbunden, damit die Stabilität des Wagenkörpers erreicht wird. Unter dem Boden liegt das Beschwerungsgewicht, das zwischen dem Fahrgestell und Wagenkörper eingebaut ist.

Bild4 Tcefs 845 1 Tür offen

Bild4 Tcefs 845 1 Tür offen

Bild5 Tcefs 845 2 Türen offen

Bild5 Tcefs 845 2 Türen offen

Bild6 Tcefs 845 vorne 

Bild6 Tcefs 845 vorne

Bild7 Tcefs 845 Dach 

Bild7 Tcefs 845 Dach

Bild8 Tcefs 845 unten 

Bild8 Tcefs 845 unten

 

Ab Werk sind den Wagen Finescale- Räder verbaut; wem die Spurkränze zu klein sind, für diesen Fall gibt es bei MU passende Radsätze mit größeren Spurkranz. Es wurden die Finescale-Räder und Ersatzräder jeweils in einem Wagen verbaut und auf der Club-Anlage im Zugverband getestet. Dort sind Peco-, Minitrix-, Fleischmann- und Arnold-Weichen in den verschiedenen Modulen verbaut. Ergebnis war, dass die Wagen nirgendwo entgleisten.

Bild9 Radsätze Finescale (li) Ersatz (re)

Bild9 Radsätze Finescale (li) Ersatz (re)

 

Den Wagen gibt es in zwei Varianten, jeweils mit drei verschiedenen Wagennummern. Wagen mit der Bestellnummer- Endziffer 01 bis 03 gehören zur Epoche IVa; mit der Endziffer 04 bis 06 zur Epoche IVb. Die Wagen der Epoche IVa haben zusätzlich die alte Bauartbezeichnung Gbtmmks 66, die bei der Epoche IVb fehlen. Nur der Wagen mit der Endziffer 06 hat eine zusätzliche Alterung durch Reparaturflecken an den Seitenwänden.

Bild10 Tcefs 845 IVa 

Bild10 Tcefs 845 IVa

Bild11 Tcefs 845 IVb gealtert 

Bild11 Tcefs 845 IVb gealtert

 

Damit der Leser einen Eindruck von der Zierlichkeit des Fährbootwagens bekommt, hat der Autor ihn mit dem Schiebedachwagen Kmmgks 58 (Tis 858) von Minitrix verglichen. Im Vergleich zeigt sich, dass der Minitrix-Wagen um einiges voluminöser als der Fährbootwagen ist. Nahezu gleiche Höhe, aber deutlich breiter.

Bild12 Vergleich Tcefs 845 (li) Minitrix Kmmgks 58 (re) 

Bild12 Vergleich Tcefs 845 (li) Minitrix Kmmgks 58 (re)

Bild13 desgl. Von vorne MU (li) Minitrix (re) 

Bild13 desgl. Von vorne MU (li) Minitrix (re)

 

Man kann sich gar nicht sattsehen an den vielen Details des Wagens. Da kann sich mancher anderer Produzent eine Scheibe abschneiden. Optisch auffallend ist das Bremsgestänge, das außen am Wagenrahmen hängt. Dieses Detail haben alle Fährbootwagen. Darin ist die englische Handbremse eingebaut. Lobenswert ist die feine Beschriftung des Wagens, wie die nachfolgenden Bilder zeigen.

Bild14 Beschriftung Tcefs 845 IVa 

Bild14 Beschriftung Tcefs 845 IVa

Bild15 Beschriftung Fährbootwagen 

Bild15 Beschriftung Fährbootwagen

Bild16 Beschriftung Bedienung

Bild16 Beschriftung Bedienung

Bild17 Beschriftung Tcefs 845 rechts 

Bild17 Beschriftung Tcefs 845 rechts

 

Der Wagen mit der Bestell-Endziffer 06 mit den mehreren Brauntönen stellt den Betriebszustand von 1981 dar, während der Wagen Epoche IVa wie beim Vorbild die fehlerhafte Bauartbezeichnung Gbtmmks 66 trägt, richtig wäre Gbtmks 66 gewesen. Er stellt den Betriebszustand um 1965 dar. Da hat MU wirklich sehr genau recherchiert.

Hier die Tabelle mit den Hauptmassen des Wagens:

 

Vorbild in mm

1:160 in mm

Tcefs 845 von MU

Länge über Puffer

12.500

78,1

              78,1

Achsstand

6.800

42,5

              42,5

Höhe Dach

3.768

23,6

              23,6

Türbreite (2)

4.000

25,0

              26,6

Man sieht, die Maße wurden weitestgehend eingehalten, nur die Türen sind ein wenig zu breit; vermutlich ist das der Materialstärke geschuldet.

Einsatz auf der Modellbahn

Ein Schiebedachwagen ist recht universell einsetzbar: Vom internationalen TEEM bis zur lokalen Übergabe ist alles möglich. Spielt die Anlage in Deutschland, sind wegen der zu öffnenden Türen sogar Beladeszenen an der Ladestraße möglich. Mit der nächsten Übergabe wurde unser Tcefs 845 abgeholt und zum nächsten Rangierbahnhof gefahren. Dort wurde er in den nächsten Dg oder TEEM eingestellt.

Freunde englischer Bahnen könnten z. B. einen englischen Fährbahnhof (hierfür hat MU reichlich Zubehör im Angebot) bauen, wo der Wagen aus dem Schiff rangiert wird und zu einem Güterzug ins britische Hinterland zusammengestellt wird. Hierfür wäre z.B. eine 3-achsige Diesellok Class 08 von Graham-Farish geeignet.

Fazit

Mit dem dritten Fährbootwagen hat MU gezeigt, was in N inzwischen im Wagenbau möglich ist. Zugegeben, Fährbootwagen waren beim Vorbild nicht grade häufig, aber trotzdem sind es Wagen, die es in N noch nie gegeben hat. Welche weiteren Varianten wären noch möglich? Zunächst- wie bei fast allen Güterwagen- sind betrieblich verschmutzte Wagen denkbar. Wie schon erwähnt, könnte das Fahrgestell für den gedeckten Güterwagen Gbmhs 51 genutzt werden, denn der Wagen hatte die gleiche Hauptmaße wie der Tcefs 845. Freuen wir uns auf weitere N- Modelle von Modellbahn Union.

Klaus Kosack

Lit.: St. Carstens, Wir können auch in HO- Fährbootwagen in 1:87 von Modellbahn Union, in MIBA 10/2018, S. 80

St. Carstens, Die Güterwagen der DB AG- Stand 1998, Nürnberg 1998

Archiv der deutschen Wagen, Blatt Gbtmks 66; Tcefs 845, 4 Seiten

BZA Minden, DV 939d, Ausgabe Januar 1967, Minden 1967

 

Lieferbare Fährboot-Schiebedachwagen von Modellbahn Union

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66001.html

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66002.html

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66003.html

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66004.html

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66005.html

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-G66006.html

Austauschradsätze:

https://www.dm-toys.de/produktdetails/items/MU_N-X00001.html

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