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Neue Städteexpress-Wagen der DR von Arnold

Werksfoto Arnold Wagenset

Im Winter 2024/25 erschien ein Wagen Set „Städteexpress“ von Arnold, bestehend aus zwei Wagen, einem Ame und Bme der Bauart Z nach UIC-Vorgaben, gebaut erstmals vom RAW Halberstadt. Wegen der Länge von 26,4 m wurden sie auch lange Halberstädter genannt. Eher auf Umwegen gelangte die DR zu den langen Wagen: Die ČSD hatte beim VEB Waggonbau Bautzen eine Reihe von langen Wagen bestellt. Als die Wagen fertig waren, musste die ČSD wegen Geldmangel vom Kauf zurücktreten. Schlussendlich übernahm die DR die vorhandenen Wagen, die sie für ihren Fernverkehr dringend brauchten.

Vorbild

Seit Anfang der 1960er Jahre gab es Schnellzüge, die die Bezirkshauptstädte (nicht alle) mit der Hauptstadt (Ost-) Berlin verbanden. Drei Bezirkshautstädte blieben außen vor: Die Städte Neubrandenburg, Frankfurt (Oder) und Cottbus, weil sie weniger als 100 km von Berlin weit weg waren.  In den 1980er Jahren wurden diese Verkehre verbessert. Man ersann die neue Zuggattung „Ex“, für die auch ein Extra-Zuschlag bezahlt werden musste. Außerdem waren diese neuen Züge platzkartenpflichtig. Bei diesen Zügen hatten alle Wagen mit neuen Farbkleid: Die Wagen waren beige/ orange gestrichen, was den Zügen den Spitznamen „Bananen-Express“ (wegen der Farbe) und „Bonzen-Schleuder“ (wegen der vielen 1. Kl. Wagen für SED-Funktionäre) einbrachte. Die Züge verkehrten nur an Werktagen und lagen meistens in Tagesrandlage, sodass die Reisenden spätestens gegen 10 Uhr Berlin erreichten und ca. 6 Stunden später war die Rückfahrt angesagt. So konnten die Reisenden sich eine Übernachtung in Berlin sparen.

Vorbild des langen Halberstädters- Bme 2. Kl. -Quelle: Wagenarchiv

Die neuen Schnellzüge mit der Gattung „Ex“ bekamen Zugnummern von Ex 100 bis Ex 177 und alle einen Namen. Die Modelle haben Zuglaufschilder Dresden-Berlin (Lichtenberg)- Dresden und waren dem Zug Ex 170/ Ex 177 „Elbflorenz“ zugeordnet. Der Elbflorenz fuhr das erste Mal am 15.11.1976. Dienstag bis Freitag hatte der Zug 12 Wagen, sechs 2. Kl.-Wagen, 1 Speisewagen und fünf 1. Kl-Wagen. Am 31. Mai 1991 fuhren die Städte-Expresszüge das letzte Mal. Ersetzt wurden sie durch IC-Züge der DB AG, wobei nicht alle Städte-Expresszüge durch ICs ersetzt wurden. Den Elbflorenz gab es weiter. Der fuhr jetzt als IC 533/ 534 auf der Linie 27 von Hamburg über Berlin nach Dresden, jetzt aber im 1 Std. Takt. Ende der 1990er Jahre verloren alle ICs ihren Namen.

Von den Wagen wurden ab 1983 bis 1989 folgende Wagentypen gebaut:

 

Bauart

Anzahl gebauter Wagen

Spätere Bezeichnung bei DB AG

Bemerkungen

Ame

207

Am 200/201

 

ABme

265

ABom 222/226

 

Bme

807

Bom 280 bis 283

 

BDme

81

BDomsb 274

 

Bmk

8

-

bis 1993 ausgemustert

Zusammen macht das 1.368 Wagen. So wuchs die DR-Flotte der Schnellzugwagen beträchtlich an. Nicht alle gebauten Wagen hatten die Städte-Express Farbgebung. Einige waren in grün gehalten, Wagen für den internationalen Verkehr hatten eine grüne Brüstung, über dem Fenster waren sie beige. Die meisten Wagen kamen noch zur DB AG. In den späten 1990er Jahren sank allmählich der Stern der noch neuen Wagen, da die DB AG die DR-Wagen schnell loswerden wollte. Nach 2000 waren nur noch wenige Wagen im Schnellzug-Dienst im Einsatz.

Fahrzeugskizze Quelle: Wagenarchiv

Zwei Bauarten der Drehgestelle wurden verbaut: Görlitz V K (mit Klotzbremse; 140 km/h) und GP 200 S (Scheibenbremse 160 km/h). 1996 verlor der letzte Städte-Express Wagen sein orangenes Farbkleid. Oft wurden die Wagen im Bezirks- und Nahverkehr später eingesetzt. Aber um 2010 war auch damit Schluss und die noch vorhandenen Wagen wurden entweder verkauft oder verschrottet.

Modell

Ganz offensichtlich sind die Arnold-Wagen eine Neukonstruktion. Sie sind 16,5 cm lang, was dem Vorbild 26,4 m entspricht. Gut ist, dass Arnold einen Unterschied zwischen dem 1. Kl. und 2.Kl. Wagen gemacht hat. Der 2. Kl. Wagen hat 11 Fenster und hat lt. Anschrift 88 Plätze, d.h. pro Abteil sind 8 Sitze vorhanden. Der 1. Kl. Wagen hat dagegen 10 Fenster und nur 60 Plätze, d.h. je Abteil gab es 6 Sitze. Hier Bilder der beiden Wagen.

Ame Städte-Express von Arnold
Bme Städte-Express von Arnold

Hier ist zu sehen, dass Arnold die Görlitz V K- Drehgestelle verbaut hat. Ansonsten sind die Wagen fein beschriftet.

Es folgen weitere Detail-Fotos:

Städte-Express von unten

Hier ist sichtbar, dass Arnold für beide Wagen das gleiche Untergestell verwandt hat. Ist aber nicht so schlimm, denn im Betrieb sieht man die Untergestelle nicht.

Wagen von vorne mit Übergang

Eine Eigenart der Wagen war, dass sie beim Übergang komplett orange lackiert sind. Das war auch beim Vorbild so. Gut sind die eingebauten Schlusslichter.

Kuppelabstand Städte-Express

Hier sieht man, dass die Wagen recht eng kuppeln. Wer es noch enger mag, dem sei die Fleischmann-Erbsen oder die PEHO-Clipskupplung empfohlen.

Beschriftung
Zuglaufschild

Auch bei der Beschriftung hat sich Arnold keinen Fehl und Tadel geleistet. Sie ist inhaltlich richtig und wie beim Vorbild in gelb gehalten. Ein Schmankerl ist zweifellos das Zuglauf-Schild. Neben der Zuggattung zeigt es auch den Namen „Elbflorenz“. Das war eine gebräuchliche Bezeichnung für die Altstadt – vor der großen Zerstörung 1945. Nach dem Krieg und Wiederaufbau ist der Name bis heute gebräuchlich.

Einsatz auf der Modellbahn

Zweifellos sind zwei Wagen für einen Städteexpress zu wenig. So ist der geneigte Modellbahner gezwungen, den Zug mit z.B. den OSShD Typ B-Wagen aufzufüllen. Das kam sicher auch beim Vorbild in der Anfangszeit vor. Passend hierfür sind die Arnold Wagensets #HN4421 (ein 1. Kl. Wagen, ein 1./2. Kl. Wagen und ein 2. Kl. Wagen alle in grün) und das Wagenset #HN4422 (zwei grüne 2. Kl. Wagen und ein Speisewagen). Damit lässt sich ein beachtlicher acht Wagenzug zusammenstellen. Zuglok könnten eine Dampflok der BR 01 oder eine Diesellok der Baureihe 132 (Ludmilla) oder 118 (dicke Babelsbergerin) sein. Wem das nicht gefällt, der muss auf Beschriftungsvarianten des Städte-Express warten oder mehrere Wagensets #HN4435 kaufen. Eine leicht zu realisierende Variante könnte sein, einen 1./2. Kl. Wagen herauszubringen. Der hatte nämlich beim Vorbild das gleiche Gehäuse wie der 1. Kl. Wagen, nur waren in dem Wagen nur die ersten drei Abteile 1. Kl., der Rest -bei gleicher Raumaufteilung die 2. Kl. Mal sehen, was Arnold noch bringen wird, zumindest im Jahr 2025 kommen keine weiteren Wagen für den Städteexpress. Der MITROPA-Speisewagen ist auch vorhanden, er müsste nur in orange/ gelb gefärbt werden. Ersatzweise kann auch der kurze Reko-Speisewagen von Brawa in rot eingesetzt werden.

Fazit

Erneut hat Arnold an die DR-Modellbahner gedacht und ein Wagenset herausgebracht, dass es in N noch nie gab. Überdies hat Arnold ein wahres Feuerwerk für DR-Modelle abgeschossen. Allein dafür kann man Arnold gratulieren. Wünschenswert wären weitere Wagen, eventuell auch einzeln. Vorhandene Wagen (z.B. Mitropa-Speisewagen) können auch in der Städteexpress Farbgebung erscheinen. Auch den o.g. 1./2. Kl. Wagen kann leicht realisiert werden. Alle Wagen sollten auch als Wagen für den internationalen Fernverkehr (grün/ beige) erscheinen. Da gibt es für Arnold noch eine Menge zu tun. Mal sehen, was in nächster Zeit noch erscheinen wird. Das Set #HN4435 wird für knapp 85 € angeboten.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

Th. Estler, Typenkompass- Reisezugwagen der DDR, Stuttgart 2012
M. Dahlbeck, Reiszugwagen der DDR, Stuttgart 2023
Wagenarchiv Reisezug- und Güterwagen, Lose Blattsammlung, Blätter Städteexpress, GeraMond München
Internetseiten Städteexpress und Elbflorenz