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09/2020 von Klaus Kosack

Neue Postwagen von Minitrix

Werksbild

Schon immer überlegte die Post, wie sie ihren Brief- und Paketverkehr rationalisieren kann. In den 80er Jahren kam das Paletten und Containersystem in Mode, wo das Postgut auf Flachwagen geladen wurde. Das bewährte sich aber nicht, da die Container gelegentlich undicht waren und das Postgut nass werden konnte. Diesen Irrweg der Bundespost ahmte die Deutsche Post in der DDR nach. Beide kamen zum Schluss, dass es besser wäre, die Postfracht in gedeckten Güterwagen zu verfrachten. Dabei gingen die beiden Postverwaltungen unterschiedliche Wege. Aus Geldmangel kam die DP (Deutsche Post der DDR) auf die Idee, die nicht mehr gebrauchten Flachwagen der DR zurück zu geben und im Gegenzug dafür neuere gedeckte Güterwagen (Gbs (1500)), die noch für Postzwecke um zu bauen waren, zu erwerben, also quasi ein Ringtausch.

Vorbild

Anders als die DB hatte die DR bis in die 60er Jahre hinein keine großräumigen gedeckten Güterwagen neuerer Bauart. Auch hier spielte man bei der DB „Mäuschen“ und begann wie bei der DB alte Glms, ehem. Gattungsbezirk Dresden umzubauen. Gleichzeitig wollte man auch die UIC- Vorgaben für einen derartigen Güterwagen erfüllen. Heraus kamen Güterwagen der Bauart Gbs (1500), die fast alle vom RAW „Einheit“ ab 1968 in Leipzig hergestellt wurden. Die ersten Wagen hatten noch Holzplatten als äußere Verkleidung, dann kamen gesickte Bleche auf, mit denen alle folgenden Wagen verkleidet wurden. Im Wageninneren hatten diese Wagen eine Holzverkleidung. Die Wagen hatten alle eine Länge von 14,02 m; solche mit Bremserstand von 14,52 m.  Die Wagen hatten eine Lastgrenze von 26 t und waren für 100 km/h zugelassen. Bis 1983 wurden 17.232 Wagen gebaut; sehr ähnliche Wagen lieferte die Fa. ARAD in Rumänien. 1993 bekamen die DB-AG Bauartnummer Gbs 258 und blieben bis 2007 in Dienst. Wegen ihrer großen Anzahl waren die Wagen bald im Inland (DDR) und Ausland zu bewundern.

Vorbildskizze (Quelle: DR- Zentrale- Güterwagen)

Zurück zu den Postwagen: Nach Verhandlungen in den beteiligten Ministerien hat man sich 1988 geeinigt: Die Post konnte 88 der Gbs- Wagen erwerben, die allerdings für Postzwecke noch umgebaut werden mussten. Es mussten noch Halterungen für die Postcontainer eingebaut werden. Äußerlich unterschieden sich die Postwagen nur durch ihr Grün, alles andere war unverändert geblieben. Ende der DDR-Zeit war Mangelwirtschaft angesagt: Man nahm für den Außenanstrich alles was nach grün aussah bzw. was noch auf Lager vorhanden war. Daher ist das Grün deutlich heller als das klassische Grün für Personenwagen ausgefallen. Machte aber nichts, so waren die neuen Postwagen leicht zu erkennen. Im Jahre 1990 kam es bei der Post zu einer Zäsur: Die Bundespost und Deutsche Post wurden zur Post AG vereinigt und wie im Westen geriet die Post auf Schienen mehr und mehr aufs Abstellgleis. Der Transport mit Lkw wurde favorisiert. 1997 verabschiedete sich die Post nach über 150 Jahren von der Bahn.

Der Nachteil der Wagen war, dass sie keine Hand- bzw. Feststellbremse hatten und auch keine Heizleitung, um sie in Personenzügen auch im Winter einstellen zu können. Bei der DP liefen sie als Post aa-c/12,8 mit den Wagennummern 00-29 400-487. Im Jahre 1994 wurden die noch neuen Wagen verkauft und damit endete das kurze Intermezzo dieser Postwagen. Nur sechs Jahre waren sie im Einsatz. Diese Wagen fuhren alle ohne Begleitpersonal.

Modell

Bereits 1987 erschien bei Minitrix das erste Modell des Gbs 258, als DB- Version in Epoche V.

Seither sind 12 Varianten des Wagens erschienen,  davon je zwei DB-AG und DR, drei der NS und zwei der DSB, ein Privatwagen und jetzt zwei Postwagen, wobei der erste schon 1997 (2. Auflage 2003) das Licht der N-Welt erblickte und auch einen DP-Wagen zum Vorbild hatte. Dieser Postwagen wurde exklusiv über den Post-Museums Shop in Ettlingen vertrieben. Der Wagen hatte lt. Foto ein grünes Dach.

Das Vorbild des Modells gehört zu den älteren Gbs, erkennbar an den 7 Sicken auf der Seitenwand und Tür. Die Jüngeren hatten dagegen 10 Sicken. Für die Umbau- Postwagen hat man die älteren Gbs genommen.

Seitenansicht
Vorderansicht
Dach
Wagen von unten

Bauart bedingt neigten die Wagen zur Rostbildung und zwar im Inneren. Durch mangelhafte Abdichtung im Obergurt drang Regenwasser ins Innere des Wagens, dass zu massiven Rostbildung führte. Daher war schon fast die Hälfte der Gbs-Wagen bei Gründung der DB AG schon ausgemustert.

Konstruktiv ist der Modell-Wagen standardmäßig aufgebaut: Dach und Gehäuse ein Spritzgussteil und Fahrgestell mit Beschwerungsgewicht. So wurden bereits die ersten Wagen 1987 ausgeliefert. Das Grün ist hell ausgefallen.

Hier eine Grundinfo zur Maßgenauigkeit der Wagen (in mm):

 

 

Vorbild

1:160

Minitrix

LüP

14020

87,6

87,6

Achsstand

8000

50

50

Wagenkasten

12780

79,9

80,4

Türbreite

2500

15,6

15,6

Höhe (SoK)

3960

24,8

24,8

 

Man sieht, hier haben die Minitrix-Konstrukteure gute Arbeit geleistet; die Hauptabmessungen stimmen, außer bei dem Wagenkasten, ist aber wohl der Materialstärke geschuldet.

An den aufgedruckten Wagennummern ist nichts zu meckern: Alle drei Wagen stammen aus dem o.g. Nummernkreis 00-29 4xx.

Auf der rechten Seite ist ein Umlaufschild aufgedruckt: Alle drei Wagen haben verschiedene Umläufe: Wagen 01 pendelt zwischen Magdeburg- Halle und Wittenberg; Wagen 02 zwischen Dresden- Erfurt und Leipzig, während der Wagen 03 zwischen Berlin und Erfurt pendelt. Also streng genommen sind die drei Wagen nie zusammen gefahren. Entsprechend sind am unteren Rahmen die Heimatpostämter vermerkt: Magdeburg, Dresden und Berlin. M.E. ist das aber zweitrangig. Wer verfolgt den Zug auf der Anlage schon mit der Lupe? Alle drei Wagen haben Revisionsdatum 1988, und stellen als Modell den Ablieferungszustand ab AW dar.

Wagenbeschriftung
Umlauf

Ein letzter Blick galt dem Kupplungsabstand der Wagen ab Werk. Wie man sieht hat Minitrix das ordentlich gelöst und der Modellbahner kann zufrieden sein. Wer es noch enger mag, dem sei die Profikupplung von Fleischmann empfohlen (die es jetzt von Modellbahn Union in verschiedenen Längen gibt), der PEHO Clipskupplung oder Kuppelstangen.

Kupplungsabstand ab Werk

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon erwähnt, eignen sich die Wagen bestens für einen Postzug (bei der DR als Gex unterwegs), blöderweise gibt es noch keine passenden anderen Postwagen der DP aus diesem Zeitraum. Andere Postwagen der DP, die als Modell erhältlich waren, sind nicht mehr im Handel, bzw. waren beim Vorbild 1988 schon ausgemustert. Da wird man wohl warten müssen, bis Minitrix Ende 2020 die ehemaligen Bundespostwagen im DP- Dekor erscheinen werden. Diese Wagen waren für die DP ein Gelegenheitskauf. Damit hätte man 5 Wagen für einen Postzug. Passende Loks gibt es zuhauf: Z.B. die BR 211/ 242 oder 243; auch an Dieselloks mangelt es nicht. Hier kann die 118/ 119/ 130/131/132 vorgespannt werden. Für Dampflok-Fans sieht es etwas trüber aus, hier bietet sich an die BR 01.5, 03 oder 41. Letztere mit Reko-Kessel.

Ansonsten kann man die Wagen in Personenzügen einstellen, am besten z.B. in Frühzügen, denn irgendwie musste ja das „Neue Deutschland“ an den Leser gebracht werden. Auch bei den Personenwagen hat man Auswahl, wie z.B.: 3-achs. Rekowagen oder Doppelstockwagen. Zuglok wie oben, auf Nebenbahnen zusätzlich die BR 110 und Spielarten.

Fazit

Einmal mehr hat Minitrix einen Wagen als Postwagen umgesetzt. Der erste Postwagen dieses Grundmodells wurde ja exklusiv für die Post-Philatelie produziert und nach 15 Jahren sind die Rechte an Minitrix zurückgefallen. Hier war wohl Minitrix Kundenwünschen nachgekommen, mit einem Modell, an der nichts zu verändern war. Mit 88 Wagen und einer Einsatzzeit von sechs Jahren war er sicher weniger bekannt, zumal zu DDR-Zeiten diese Postwagen nur im DDR-Binnenverkehr eingesetzt wurden. Der 3 Wagenset wird bei MInitrix unter der Bestellnummer #15312 vertrieben und der Preis von 33€ für einen Wagen ist noch vertretbar.

 

Klaus Kosack

 

Lit.: St. Carstens/ P. Scheller- Güterwagen Bd 1.2, Fürstenfeldbruck 2019

St. Carstens et al. Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014

Deutsche Reichsbahn- Zentrale, Güterwagen der DR, Berlin 1991

Deppmeyer/Kirsch/ Wagner, Kleine Typenkunde deutscher Bahnpostwagen, Stuttgart 2003

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