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10/2024 von Klaus Kosack

Neue OSShD Schnellzugwagen von Arnold

Werksfoto Set

OSShD- was ist denn das? Nun, es ist die Abkürzung der Gemeinschaft der Staatsbahnen im damaligen sowjetischen Machtbereich (ОСЖД). Ende der 50er Jahre hatte man sich entschlossen, den UIC-Vorgaben bei Reisezugwagen zu folgen, damit man auch im Westen ihre Reisezugwagen einsetzen konnte.

Ab 1962 wurde in der DDR mit der Entwicklung neuer Reisezug­wagen mit Seitengang begonnen. Die Eisenbahnen der OSShD bezeichneten ihre Einheitswagen anfangs mit den Buchstaben A (26.400 mm LüP) und B (24.500 mm LüP). Der (westliche) Internationale Eisenbahn­verband UIC verfolgte ähnliche Vereinheitlichungsbestrebungen mit dem 26,4 m langen Typ X und dem 24,5 m langen Typ Y.

Mit den neuen Reisezugwagen der Gattung B4ge – gebaut vom ehemaligen VEB Waggonbau Bautzen – entstanden die ersten Fahrzeuge einer neuen großen Wagenfamilie, die sich über Schnellzugwagen aller Wagenklassen, Liegewagen, Schlafwagen und Salonwagen für die DR erstreckte. Auch andere Staatsbahnen beschafften diesen Wagentyp, so z.B. die PKP, CSD und MAV. Insgesamt wurden über 2.100 Wagen gebaut. Die Wagen des OSShD-Typs B entsprachen annähernd dem UIC-Typ Y und waren so gebaut, dass sie auf die russische Breitspur von 1.524 mm übergehen konnten- hier durch Tausch der Drehgestelle an der Grenze.

Vorbild

Die OSShD Typ B-Wagen waren alle 24,5 m lang und die Firma in Bautzen hatte fast alle Vorgaben des UICs umgesetzt. Charakteristisch war die Dachform in gotischer Weise, jedoch etwas abgerundet. Die wurde bei allen Sitzwagen ausgeführt. Schlaf- und Speisewagen hatten dagegen etwas flachere Dächer. Alle Wagen hatten Drehgestelle der Bauart Görlitz V und waren für 140 km/h zugelassen. Die Wagen hatten Drehfalttüren, die Übergangstüren waren aus Alu-Blech hergestellt. Die Wagen 1. Kl. hatten 54 Sitze, je 6 Plätze in den 9 Abteilen. Gemischtklassige Wagen hatten 24 Sitze der 1. Kl. und 40 Sitze in der 2. Kl. Das äußere Bild entsprach dem der 1. Kl. (9 Fenster). Die Wagen 2. Kl. hatten 80 Sitze in 10 Abteilen. Alle Wagen hatten ein Eigengewicht von 38,5 t.

Gebaut wurde für die DR 18 Wagen 1. Kl., 32 Wagen 1./2. Kl. und 69 Wagen 2. Kl. Alle Wagen wurden 1962/63 an die DR geliefert. Die neuen Wagen wurden vorzugsweise im internationalen Verkehr eingesetzt, wozu nach DDR-Lesart auch der Berlin- und Interzonen-Verkehr gehörte.

Vorbild A4ge-62 in Leipzig Hbf- Quelle: Internet
Wagenskizze AB4ge-62 Quelle: Wagenarchiv

Die Wagen hielten sich bis zu Zeiten der DB-AG; der A4ge mutierte zum A504, der AB4ge zum AB508 und der Bge zum B516. Wie fast allen Fahrzeugen der DDR war bei der DB-AG den Wagen kein langes Leben mehr beschieden. Gegen Ende der 90er Jahre waren alle Wagen verkauft oder verschrottet. Einzelne Wagen sind noch als Museumsfahrzeuge erhalten.

Modell

Keineswegs ist es das erste OSShD-Modell in N. Vorreiter war dies Mal Piko (DDR), der ab 1971 diese Wagen leicht verkürzt produzierte. Alle Wagen gab es mit und ohne Beleuchtung. Drei Wagentypen erschienen: Der AB4ge, Bge und WRm. Nach 1986 verschwanden sie aus dem Katalog, als der VEB Piko seine N-Produktion einstellte.

Hier ein Bild des Wagens:

Bge von Piko (DDR) 1973

Nachdem Piko seine Aktivitäten in N eingestellt hatte, erschien bei Minitrix 2006 der nächste OSShD-Wagen in der N-Welt. Bis heute sind 32 Beschriftungs-Varianten allein des Bge-Wagens erschienen. Beim Erscheinen der Wagen waren sie meistens schnell ausverkauft. Erschienen sind Wagen nach Vorbildern der DR, DB-AG, CSD, CD, PKP und MAV, z.T. in verschiedenen Farben. Hier ein Bild des Bge von Minitrix.

Bge von Minitrix 2008

Im Vergleich zum Piko-Produkt sah der Minitrix-Wagen um Klassen besser aus- ganz abgesehen von den Laufeigenschaften. Ferner gab Minitrix den Wagen als Age, ABge, BDge, Bcge und WLABm heraus. Damit wurden alle OSShD-Wagen (außer Speisewagen) realisiert.

Kommen wir zurück zur Arnold-Neuheit (#HN4421). Bemerkenswert ist, dass das Set nur Wagen der Epoche III beinhaltet. Verwundert war der Autor über die vielen 1. Kl. Wagen. Des Rätsels Lösung: Ein weiteres Set mit zwei B4ge und WRm (HN4422) ist in Vorbereitung. Zusammen mit dem neuen Set wird daraus ein passabler Schnellzug der DR, der so auch in der BRD gefahren sein konnte. Es fehlt noch ein Gepäckwagen, z.B. den BD4ge. Zuglaufschilder fehlen bei allen Wagen.

Hier sind die Bilder der Neuheit:

A4ge von Arnold (2024)
AB4ge von Arnold (2024)
Bc4ge von Arnold (2024)

Erstmalig ist in dem Set ein Liegewagen dabei. Es ist der erste Liegewagen der DR in Epoche III. Die braune Gardine am letzten Fenster links deutet auf das Lagerabteil für Decken usw. hin. Zugleich war dies der Aufenthaltsraum für den Schaffner. Auch der 1. Kl.-Wagen ist ein Novum in N.

Die Wagen hat Arnold ordentlich entwickelt und daher gehören sie zu den besten OSShD-Wagen in Spur N. Die Wagen sind 153 mm lang. Der Kuppelabstand ist in Ordnung und auch die Drehgestelle gefallen. Auf der Clubanlage fuhren die Wagen, ohne zu entkuppeln.

Es folgen Detail-Aufnahmen des Wagens.

Vorderansicht des Wagens
Unterseite der Wagen
Dach des Wagens
Kuppelabstand der Arnold-Wagen
Vergleich Arnold (links) und Minitrix OSShD-Wagen

Hier gab es Überraschungen: Der Unterboden ist nicht bei allen Wagen identisch, sondern wie auf dem Foto 10 ersichtlich, bei Liege- und Sitzwagen unterschiedlich. Der Kuppelabstand ist mit 3 mm in Ordnung. Zusammen mit den OSShD-Wagen von Minitrix ergibt sich exakt gleiche Puffer- und Wagenhöhe. Da gab es nichts zu meckern.

Einsatz auf der Modellbahn

Die drei Wagen des Sets allein ergeben keinen sinnvollen Zug, sondern eher ein „Bonzen“-Zug mit Überangebot 1. Kl. für höhere Partei-Genossen. Also ist man gezwungen, aus seinem DR-Fundus 2. Kl.-Wagen zu finden, so etwa 2 bis 3 Wagen, die auch beim Vorbild um 1963 gefahren sind. Oder man wartet, bis das o.g. Set HN4422 erschienen ist. Alternativ kann man auch den 1. Kl. Wagen auf das Abstellgleis verbannen und ein Kurz-Schnellzug mit einem AB- und Bc-Wagen zusammenstellen. Man sieht, da hat man ein paar Möglichkeiten.

Fazit

Mit der Neuheit hat Arnold hervorragende OSShD-Wagen produziert, die zu den Besten in der N-Welt gehören. Schade, dass das zweite Set erst später kommt.

Zu den OSShD-Wagen gehört auch der „Spree-Alpen-Express“, der ebenfalls noch unvollständig ist. Im ausgelieferten Set (HN4423) haben wir 2 Schlafwagen WLABm und 1 Liegewagen, das Folge-Set (HN4424) hat zwei Autotransporter DDm und einen Speisewagen. Laufweg ist von Berlin-Wannsee bis München Ost (bis zu den Alpen sind es noch gut 80 km). Für die Wagensets hat der Autor je 122,50 € ausgegeben.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

M. Dahlbeck, Reisezugwagen der DDR, Stuttgart 2023
Dt. Wagen-Archiv, Blatt „Schnellzug-Abteilwagen Typ B der DR“, Loseblatt-Sammlung, o.J.
Th. Estler, Typenkompass- Reisezugwagen der DDR bis 1993, Stuttgart 2012

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