06/2016 von Klaus Kosack
Vorbild
Bei Einführung der blauen F-Züge bei der jungen DB war der „Rheinblitz“ als F 7/8/27/28 von Anfang an dabei. Bis zum Sommer 1958 verband er Dortmund mit Süddeutschland, Basel und München. Zugteilung war immer in Mannheim und es wurden anfangs Vorkriegs VT 04 und VT 06 eingesetzt, später kam auch der VT 08 zusammen mit dem VT 06 zum Zuge. Ab Sommer 1959 wurden die Triebwagenkurse eingestellt und der Zug wurde aus normalen 1. Klasse-Wagen zusammengestellt. Da die Fahrtrichtung nach Basel in Mannheim wechselte, war hier die Gelegenheit gegeben, den Zug zu trennen. Werktags kam der Zug aus Dortmund mit 8 Wagen an, die letzten 3 Wagen wurden abgekuppelt und die neue Lok in Richtung Basel kam mit einem weiteren Speisewagen an die drei abgekuppelten Wagen aus Dortmund und fuhr als F 8 weiter nach Basel. Zuvor war der erste Teil des Zuges mit der Zuglok E 10 aus Dortmund, mit dem Speisewagen jetzt am Ende, als F 28 weiter nach München über Stuttgart unterwegs. Bei Ankunft 1963 sah der Zug in Mannheim wie folgt aus: E10 mit 4x A4üm, WRü und 3x A4üm. Der F 28 weiter nach München hatte ab Mannheim die Reihenfolge E10 mit 4x A4üm und WRü, der F 8 nach Basel sah wie folgt aus: E10 mit WRü und 3x A4üm. Der Zug fuhr morgens (Sommer 1963) um 6:15 Uhr in Dortmund ab und erreichte Basel SBB um 13:10 Uhr. Der Münchner Flügelzug erreichte sein Ziel um 14:31 Uhr. Der Aufenthalt in Mannheim betrug für den Münchener Flügelzug 4 Minuten, der Baseler Zug hielt wegen dem Zustellen des neuen Speisewagens und der Lok 11 Minuten (Bremsprobe). Bis Graben-Neudorf fuhren die Züge hintereinander, dort trennten sich ihre Wege. Übrigens, im Kursbuch standen der F 8 und F 28 bis Mannheim nebeneinander mit den gleichen Ankunfts- und Abfahrtszeiten, war aber in Wirklichkeit ein Zug. Im Jahre 1970 bekam der Zug eine neue Nummer: F 100/101, ab 1971 wurde der Zug zum IC 111/112 aufgewertet, wobei das Ziel des Zuges zwischen Basel und München im Laufe der Zeit wechselte. Später kam der Zug sogar zu TEE- Ehren.
Zu den Wagen: Der hier vorzustellende A4üm-61 ist eine Weiterentwicklung des A4üm-54. Mit letzterem Wagen hat die DB den F-Zug-Verkehr in den 50er Jahren aufgebaut. Der A4üm-61 hat Drehfalttüren und Schiebetüren in den Stirnwänden. Die Fenster erhielten hellgoldfarbig eloxierte Fensterrahmen. Je nach Bauart der Drehgestelle (MD 50) und Bremsen war der Wagen für 140 oder 160 km/h zugelassen. Ab 1963 beschaffte die DB insgesamt 144 Wagen dieser Bauart. Alle Wagen waren in der Epoche III blau gestrichen. Die Speisewagen wurden ab 1939 von der MITROPA beschafft. Insgesamt 108 Wagen wurden gebaut. Anfangs hatten alle Wagen Drehgestelle der Bauart Görlitz III schwer, mit einem Achsstand von 3,60 m. Bis in die 60er Jahre waren diese Wagen die modernsten Speisewagen der Nachfolgegesellschaft DSG, die sie hatte. Die DSG ließ die Wagen modernisieren, u.a. wurde eine Klimaanlage eingebaut. Bis 1965 wurde der Schürzenspeisewagen im Rheinblitz eingesetzt.
Modell
Im Jahre 2002 hatte Fleischmann seine Neubauwagen der DB überarbeitet und ihnen u.a. eine Kurzkupplung und Kupplungsaufnahme nach NEM spendiert. Unter der Bestell-Nummer #8641 erschien der erste vorbildgetreue A4üm-61; sein Vorgänger #8110 von 1971 war eher vorbildlos und stellte eine Mischung zwischen dem Av4üm-62 und dem A4üm-61 dar.
A4üm- 61 Rheinblitz
A4üm- 61 aus 2002
Pseudo- A4üm
WR4ü-39 Küchenseite
WR4ü-39 Gangseite
WR4ü-39 Roco
Außerdem litt der Wagen unter „Hochwasser“, denn die Puffer lagen mehr als 5mm höher als es maßstäblich gewesen wäre. Dies galt für alle Neubauwagen der DB, die damals Fleischmann produzierte. Deswegen passen die alten Fleischmann-Wagen nicht zu DB Neubauwagen anderer Hersteller, nicht mal zu den eigenen neueren Wagen. Auch der Nachfolger A4üm-61, #8641 von 2002, war etwas zu hoch, diesmal betrug der Höhenunterschied nur 3 mm.
Die Wagen des Rheinblitzs sind eine Neuauflage der Wagen von 2002, technisch unverändert. Die wenigen Unterschiede sind die blanken, glänzenden Räder, die in den Rheinblitzwagen verbaut sind, offenbar ein Diktat der Finanzmanager der Firma, die das Brünieren der Räder eingespart haben. Wem es nicht gefällt, der kann ja die Räder dunkel anmalen, z.B. mit einem Edding. Des Weiteren sind die Stufen unter den Türen silbern lackiert, was der Vorgänger noch nicht hatte. Der 1. Kl.-Streifen ist goldgelb, beim Vorgänger noch elfenbeingelb. Allerdings wurde der goldgelbe 1. Kl.-Streifen erst 1966 eingeführt. Für einen Wagen des REV-Datums 1965 hätte er elfenbeinfarbig sein müssen. Einen Tipp noch aus der Praxis: Wem die Fleischmann-Wagen noch zu hoch sind, kann Minden-Deutz-Drehgestelle von Rivarossi verbauen, die Drehgestell-Aufnahme passt. Von den Rivarossi-Drehgestellen muss die Kupplung entfernt werden. Durch diesen leichten Umbau liegen die Wagen gut 2 mm tiefer.
Kupplung Original
Kupplung PEHO
links Flm- rechts Rivarossi Drehgestell
Drehgestelle
Kürzer kuppeln kann man die Wagen z.B. durch den Einsatz der PEHO- Kurzkupplung. Dank der Kulisse in den Wagen fährt der Zug mit dieser Kupplung durch alle Radien.
Das Set #811116 enthält drei Wagen, zwei blaue A4üm-61 und einen Speisewagen WR4ü(e)-39, der aus dem ehemaligen Roco- Programm stammt. Auch der Speisewagen hat Kurzkupplung, was sein jüngster Roco- Vorgänger #24553 noch nicht hatte. Außerdem hat Fleischmann die Dachlüfter montiert, die beim Vorgänger noch selbst einzubauen waren und häufig Verdruss bereiteten, da die winzigen Lüfter gerne von der Pinzette ins „Nirwana“ entschwanden.
Das Set #811117 enthält zwei weitere Wagen der Bauart A4üm-61. Mit den beiden Sets ist der F 28 komplett, wie uns auch das Zuglaufschild verrät.
Da das REV-Datum 1965 ist, lässt sich der Zug auch zeitlich einordnen, es war das letzte Jahr vor der Umzeichnung der Wagen auf Computer-Nummern, das die Epoche IV einläutete.
Einsatz auf der Modellbahn
Wie schon oben erwähnt, kann das Set zusammen mit dem Ergänzungsset #811117 (zwei weitere A4üm-61) zu einem Original-Rheinblitz zusammengestellt werden. Da der gesamte Laufweg elektrisch war, kommen als Zuglok nur Elloks in Frage. Typischer Vertreter in den 60er Jahre waren die E 10.1 (Kastengehäuse) und die Bügelfalten E10.3, die ab 1963 in Dienst gestellt wurde. Beide Loks sind in N erhältlich, sowohl von Fleischmann (#733802 oder #733872 Bügelfalten E 10.3 mit und ohne Sound) als auch von Hobbytrain (Kasten- und Bügelfalten E10). Ferner sei an dieser Stelle noch auf die neue Kasten-E 10 von Fleischmann (#733601 und #733671 mit Sound) hingewiesen, die Fleischmann extra für den Rheinblitz gebaut hat. Die Loks sollten die Aufschrift E 10 besitzen, denn das Ganze spielt noch in Epoche III. Bei Ausfall einer Serien E 10 kann man auch noch die Schnellfahrt E 10.12 einsetzen, die auch in Dortmund stationiert war. Loks anderer Traktionsart sind zeitlich unmöglich, da der Rheinblitz als Wagenzug bereits 1959 – dem Jahr des ersten Einsatzes von Dortmund bis München bzw. Basel elektrisch fahren konnte. Da der F 28 in Stuttgart wendete, ist hier zur Abwechslung auch der Einsatz einer E 18 nach München denkbar. E 18 gab es mal von Arnold (#2447 blau oder #2485 grün). Die E 17 oder E 16 scheiden wegen ihrer geringen Höchstgeschwindigkeit hier aus. Ab 1966 ist auch der Einsatz der Vorserien E 03 nachgewiesen und zwar auf dem Abschnitt Stuttgart- München. Der F 28 lässt sich bestens als 5-Wagenzug nachbilden, entweder mit dem Speisewagen am Ende (Mannheim-Stuttgart) oder hinter der Lok (Stuttgart-München), was dann auch dem Zuglaufschild an den Wagen entspricht. Meine Empfehlung ist, bei diesem Zug nur Fleischmann-Wagen einzusetzen, damit die Höhendifferenz der Puffer, Gummiwulste etc. für den gesamten Zug stimmig ist.
Fazit
Endlich mal wieder eine sinnvolle Zugzusammenstellung von Fleischmann, die den F 28 „Rheinblitz“ aus dem Jahr 1965 zum Vorbild hat. Die blauen F-Zugwagen wurden fast unverändert vom Modell #8641 übernommen, während der Schürzen-Speisewagen das erste DSG-Modell von Fleischmann aus dem Roco-Erbe ist. Bislang gab es den Speisewagen mit Kurzkupplung nur als MITROPA Modell. Wem der alte Speisewagen nicht gefällt, kann auf den WR4üm-64 von Fleischmann (#8644) zurückgreifen.
Neubau WR4üm Flm
Der Speisewagen ist fast maßstäblich lang und erlaubt den Einsatz im „Rheinblitz“ ab dem Jahr 1966. Die beiden Wagensets erlauben die Nachbildung der beliebten blauen F-Züge der DB in der späten Epoche III.
Klaus Kosack
Beide Sets und die E 10 sind bei DM- Toys erhältlich: