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09/2016 von Jürgen Plack

Fleischmann E69

Das Vorbild

Lok 1 „Katharina“ (E 69 01)

 

Im Jahr 1905 beschaffte die LAG, eine in München ansässige, private Gesellschaft, deren Geschäftszweck der Bau und Betrieb von Lokalbahnen in Deutschland und Österreich war, eine zweiachsige Elektrolokomotive für den Güterzugdienst. Es war dies die erste Einphasenwechselstrom-Lokomotive in Deutschland. Sie wurde am 25. November 1954 von der DB ausgemustert.

 

Lok 2 und 3 „Pauline“ und „Hermine“ (E 69 02–03)

 

1909 erhielt die LAG die Lok 2 und 1912 die Lok 3.

1955 wurden beide in Heidelberg stationiert, wo sie als Rangierloks Dienst taten. 1964 kamen sie auf ihre Stammstrecke zurück. 1982 wurden auch sie ausgemustert.

 

Lok 4 „Johanna“ (E 69 04)

 

1922 kam die vierte E-Lok zur LAG. Sie hatte zunächst das Führerhaus am Fahrzeugende, wurde aber 1934 mit einem neuen Aufbau versehen, der denen der anderen E 69 glich. 1977 wurde sie ausgemustert. Seit 1997 steht sie als Denkmal vor dem Bahnhof in Murnau.

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Lok 5 „Adolphine“ (E 69 05)

 

Als letzte und leistungsstärkste Lokomotive dieser Baureihe beschaffte die LAG im Jahr 1930 die Nr. 5. Sie sollte hauptsächlich schwere Güterzüge befördern, wurde aber bis zuletzt auch vor Personenzügen eingesetzt. Mit einer LüP von 8700 mm war sie die längste Lok der E 69-Familie. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zu ihren „Verwandten“ waren die höheren Vorbauten, die ihr ein recht bulliges Aussehen verliehen. 1981 wurde auch sie ausgemustert. Heute steht sie im Lokalbahnmuseum in Bayerisch Eisenstein. 

Die Optik

Und jetzt – 52 Jahre nach Erscheinen des ersten E 69-Modells von Arnold - standen die beiden Fleischmann-Modelle der E 69 05 auf dem Schreibtisch und auf der Anlage des Testers: Im grünen Reichsbahn-Gewand (Art.-Nr. 737101) und als rote DB-Version (Art.-Nr. 737102) – und eine schöner als die andere.

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Der Reihe nach: Der Gesamterscheinungseindruck des Vorbildes ist hervorragend getroffen. Die Handläufe an und auf den Vorbauten und an den Türen sind extra angesetzte, feine Teile. Die Nachbildungen der Klappen, Gitter und Nietreihen können ebenso überzeugen, wie die Laternen mit ihren durchbrochenen Handgriffen (Zweilicht-Spitzensignal bei der Reichsbahn-Ausführung, Dreilicht-Spitzensignal beim DB-Modell), und die Optik des sehr filigran ausgefallenen Dachstromabnehmers, der leider wieder einmal nicht „ab Werk“ in der Ausfahrhöhe einstellbar ist. Dass er elektrisch funktionslos ist, stellt heutzutage kein wirkliches Manko mehr dar. Am Fahrwerk erfreuen die vielen fein gravierten Details wie Achslager, Federpakete, Sandkästen, Bremsgestänge und nicht zuletzt die durchbrochenen Speichenräder. 

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Die Lackierung des Gehäuses zeigt keinerlei Einschlüsse, der Zierstreifen der DB-Version ist franzenfrei gelungen und die Beschriftung ist bis ins Kleinste mit der Lupe lesbar. Vorbildgemäß besitzt die Reichsbahn-Ausführung an einer Lokfront einen Bremsschlauch, der leider nicht besonders fest in seiner Aufnahme sitzt.

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Die Technik 

Nur zwei Achsen und ein gerade genuteter Dreipolmotor mit einer winzigen Schwungmasse – das kann doch nichts werden? Gemach! Die Praxis widerlegt diese Befürchtung weitgehend. Die kleine Lok fährt weich und ruckfrei an, schleicht schön langsam über die Gleise und lässt sich dabei auch von Weichen mit Kunststoff-Herzstücken nicht aufhalten. Möglich macht das die Tatsache, dass eine der beiden Achsen pendelt gelagert ist (Fleischmann nennt das „Radsatz mit Wippe“), und sich somit ein sicherer Schiene-Rad-Kontakt ergibt, was wiederum die Stromaufnahme positiv beeinflusst. Selbst die „gefürchteten“ Bogenweichen mit ihren langen stromlosen Kunststoff-Herzstücken können der E 69 von Fleischmann nichts anhaben, solange es der Lokführer mit dem Schleichen nicht allzu sehr übertreibt. Bei DKWs kommt es aber dann doch hin und wieder bei Langsamfahrt zum Stillstand. Alles in allem kann aber gesagt werden, dass man es geschafft hat, einer leichten zweiachsigen Lok ein Maximum an Kontaktsicherheit mit zu geben. Bravo, Fleischmann!

Skizze

Sehr frühzeitig ist das mit der Fahrtrichtung wechselnde Spitzensignal sichtbar, dass gerne etwas „funzeliger“ sein dürfte. Sehr frühzeitig macht sich allerdings auch ein ziemlich aufdringliches Fahrgeräusch bemerkbar, dass bei höheren Geschwindigkeiten in ein unangenehmes Kreischen übergeht. Dafür liegt die Lok bis zur (sehr moderaten) Höchstgeschwindigkeit absolut ruhig im Gleis.

Trotz des geringen Gewichtes, trotz des Dreipolers mit seiner deutlichen magnetischen Rastung und trotz einer sehr kleinen Schwungmasse zeigt das Modell schon bei mittleren Geschwindigkeiten einen erstaunlichen Auslauf. 

Von einer nur 27 Gramm „schweren“ Lok kann man naturgemäß keine Zugkraftwunder erwarten. Auf einer 2,5-Prozent-Steigung reicht es aber gerade noch zum Anfahren von zwei langen Vierachsern. Somit ist es möglich, den „Klassiker“ auf der heimischen Anlage nachzustellen: Die E 69 mit zwei Silberlingen, einer davon ein Steuerwagen, obwohl die kleine Lok nie wendezugfähig war.

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Im Güterzugdienst schafft das Modell auf der Steigung noch fünf Zweiachser-Güterwagen. In der Ebene kann man ihr im Rangierdienst getrost acht bis neun Zweiachser anvertrauen. Auf Grund ihrer Kontaktsicherheit macht das Rangieren mit ihr richtig Spaß.

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Tabelle

Wartung und Pflege

Die Fleischmann-typische Anleitung weist als erstes darauf hin, dass ein Öffnen der Lok nur zum Motorwechsel, Schleifkohlenwechsel, Ölen der Motorlager und zum Einbau eines Decoders nötig ist. Darunter verbreitet eine Zeichnung den dazu nötigen Optimismus: Gehäuse vorne anheben, dann hinten anheben, dann „einfach“ nach oben abnehmen. Denkste! Da rührt sich weder vorne, noch hinten, noch oben etwas! Bei genauerer Betrachtung der Zeichnung fallen dann zwei gestrichelte Kreise an den Lokenden auf, die jeweils eine Rastnase markieren. Schön und gut, aber bei einem Metall-Druckgussgehäuse haben diese nicht die Eigenschaft, bei Druck flexibel nachzugeben, eher schon abzubrechen.

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Ein Anruf bei der Fleischmann-Hotline (0180 1919 292) sollte Klarheit schaffen. Dort wurde sehr geduldig auf mein Anliegen eingegangen, und mir folgender Tipp gegeben: Mit einer Hand die Lok am Fahrwerk halten, mit der anderen Hand das Gehäuse vorsichtig (!) ganz wenig in Richtung Lokseite „2“, bzw. „H“ schieben. Dann sollte auf Seite „1“, bzw. „V“ das Gehäuse angehoben werden können, und  der Rest sollte dann eigentlich kein Problem mehr sein. Sollte! Bei uns hat es nämlich trotzdem nicht geklappt. Kein Wunder, dass der Fleischmann-Mitarbeiter von einer „etwas gewöhnungsbedürftigen Konstruktion“ sprach, und davor warnte, dass bei „zu viel Schieben“ schon mal eine Loklaterne zu Bruch gehen kann.

Wir haben dann in unserer Verzweiflung seitlich eine ganz feine Schraubendreherklinge zwischen Fahrwerk und Gehäuse geschoben und dieses dann gaaanz vorsichtig abgehebelt. Ist die Rastnase an einem Ende erst einmal frei, kann man das Gehäuse wirklich problemlos abnehmen (Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Händler oder den Hersteller). Liebe Fleischmänner! Das kann es doch nicht sein! Es gibt im Internet bereits erste Klagen über gebrochene Rastnasen. Ein Text zum Abnehmen des Gehäuses wäre schon hilfreich. Oder weiß man beim Hersteller selbst nicht so genau, wie das geht? Noch besser wäre natürlich eine weniger „gewöhnungsbedürftige Konstruktion“.

Ist die Lok dann erst einmal geöffnet, kann man problemlos die Motorlager ölen, und/oder den Motor entnehmen. Den Kohlenwechsel soll ebenfalls eine Zeichnung verdeutlichen. Wenn man den Wechsel erst einmal erfolgreich durchgeführt hat, versteht man vielleicht auch diese... Ergänzt wird die Anleitung durch Hinweise auf den Kupplungstausch und auf das Ölen der Messing-Achszahnräder von der Lokunterseite, den Einbau eines Decoders und das Anbringen einer beiliegenden Leiter und einer Erdungsstange. Ergänzt wird die Anleitung durch eine bebilderte Ersatzteilliste.

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Das Fazit

Fleischmann ist mit der E 69 ein großer Wurf gelungen. An der Optik gibt es nicht wirklich etwas auszusetzen, und auch die Fahreigenschaften lassen eigentlich nichts zu wünschen übrig. Eigentlich! Denn: Bei einer UVP von 199 Euro hätte der N-Bahner schon einen Glockenankermotor erwarten können, der die Fahreigenschaften sicher  noch weiter optimiert hätte und vermutlich auch das hohe Geräuschniveau abgesenkt hätte. Für die nächsten Konstruktion wünscht man sich ein einfacheres Abnehmen des Gehäuses und eine Anleitung mit etwas mehr erklärendem Text.

Die E69 ist bei DM Toys lieferbar:

Fleischmann E69

 

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