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11/2015 von Jürgen Plack

Edelrenner – die E 03/103 von Fleischmann

Das Vorbild

Nachdem man von Überlegungen aus den Fünfziger Jahren, die DR-Baureihe E 19 nachzubauen, abgekommen war, erhielt Ende 1962 die Lokomotiv-Industrie von der DB den Auftrag, eine neue sechsachsige Schnellzuglok mit einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h zu entwickeln. Im Februar 1965 wurde die erste Lok einer Vierer-Serie, die E 03 002, geliefert. Noch im gleichen Jahr konnten die Besucher der Internationalen Verkehrsausstellung (IVA) in München von dort mit einem von der neuen Lokomotive gezogenen Schnellzug erleben, wie es ist, mit 200 km/h auf Schienen (nach Augsburg) zu fahren.

Anfang 1969 bestellte die DB für das damals in Planung befindliche Intercity-Angebot die ersten Serienlokomotiven, die ab Mai 1970 geliefert wurden. Die letzte von insgesamt 145 Maschinen dieser Baureihe mit einer Leistung von 10116 PS war die 1974 gelieferte 103 245. Die Serienloks unterschieden sich äußerlich vor allem durch die doppelte Lüfterreihe von den etwas schwächeren Vorserienloks. Die zweite Lüfterreihe war notwendig geworden, um Trafo und Fahrmotoren besser kühlen zu können. Sie sorgte allerdings auch dafür, dass der Maschinenraum stärker verschmutzte. Ab der 103 216 wurden auf Wunsch des Lokpersonals die Führerstände verlängert, die Loks wuchsen deshalb um 70 cm. Ebenfalls auf Wunsch der Lokführer wurden Klimaanlagen installiert. Ab 1976 erhielten alle 103er Einholm-Stromabnehmer, nachdem die zuvor eingesetzten Scherenstromabnehmer bei hohem Tempo mehrfach die Fahrleitung beschädigt hatten.

Die in ihrem Erscheinungsbild gleichzeitig Kraft und Eleganz verkörpernden Loks erreichten auch bei Nicht-Eisenbahnfans einen ähnlichen Bekanntheitsgrad wie zuvor die V 200, was sicher auch daran lag, dass sie lange Zeit den hochwertigen IC- und TEE-Verkehr nahezu alleine bewältigte, und in der DB-Werbung eine herausragende Rolle spielte. Umlaufbedingt konnte man einzelne 103er auch schon einmal vor Nahverkehrs-, Eil- und Güterzügen sehen.

Nach Indienststellung der Baureihe 101 wurde die 103 nach und nach durch diese ersetzt und ab 1997 ausgemustert. Mitte 2003 schieden dann die letzten 103er aus dem Plandienst aus.

DM-Toys bietet neben der Vorserienausführung etliche weitere Varianten an.

Die Optik

Die nicht einfache Kopfform der Lok und auch „ der Rest“ wurden im Modell hervorragend getroffen. Um die Ausfahrhöhe der elektrisch nicht funktionsfähigen Einholmstromabnehmer zu begrenzen ist etwas „bastlerischer Ideenreichtum“ gefragt. Die Scheibenwischer der Loks sind angesetzt und sehr zierlich wiedergegeben. Die Handläufe neben den Führerstandstüren sind angespritzt und weder sie noch die Türdrücker sind lackiert. Die Fleischmann-Modelle haben fälschlicherweise vier gewölbte Pufferteller statt, wie es richtig wäre, in Fahrtrichtung rechts gewölbt und links flach. Alle Loks sind sehr sauber lackiert und und bis ins Kleinste lesbar beschriftet. Ich konnte keine „Ausfranzungen“ an den Farbtrennkanten finden. Ein besonderes optisches Highlight stellt natürlich die aufwendig bedruckte „Touristik-103“ dar. Sollte das Design nicht hundertprozentig dem Vorbild entsprechen, so dürfte das kein großes Problem darstellen. Wahrscheinlich könnte man das nur beim direkten Vergleich mit dem Original oder Vorbildfotos erkennen.

 

Die Technik

Die Modelle fahren bei zwei Volt weich an, haben aber einen recht kleinen nutzbaren Regelbereich, erreichen sie doch schon bei etwa sieben Volt die Vorbild-Höchstgeschwindigkeit. Nicht so schlimm – nach NEM dürfen sie umgerechnet 320 km/h rennen, und außerdem wird ja niemand gezwungen, den Regler voll aufzudrehen. Bei Langsamfahrt sind fast nur die Schienenstöße zu hören, bei höherer Geschwindigkeit ist nur ein angenehmes Summen zu vernehmen. Vorbildlich! So sollten ab sofort alle Triebfahrzeug-Neuheiten klingen!

Die Loks haben auch bei Langsamfahrt durch Weichenstraßen mit Kunststoff-Herzstücken keinerlei Stromabnahmeprobleme. Kein Wunder, nehmen sie doch mit allen zwölf Rädern den Strom von den Schienen ab. Bis hinauf zur Höchstgeschwindigkeit liegen alle Testkandidaten völlig ruhig im Gleis, nur auf DKWs ist ein leichtes Zittern zu erkennen.

Die Fleischmann-103er haben frühzeitig sichtbaren weiß/roten Lichtwechsel, was für diese Loks, die beim Vorbild ja nicht wendezugfähig waren, eigentlich überflüssig ist. Durch Abziehen je einer kleinen Klammer auf jeder Lokseite kann man das rote Schlusslicht aber glücklicherweise abschalten. In der Betriebsanleitung ist allerdings fälschlicherweise davon die Rede, dass man „die Stirnbeleuchtung“ abschalten kann.

 

Kleiner Gag am Rande: Durch die Oberlichter auf dem Dachaufbau ist die Beleuchtung des Maschinenraums zu erkennen.

Die Loks bringen jeweils ca. 105 Gramm auf die Waage. In Verbindung mit jeweils zwei Haftreifen, die, wie es sich gehört, diagonal versetzt auf den beiden inneren Achsen aufgezogen sind, sorgt das trotz nur vier angetriebener Achsen für hohe Zugkraft. So können auch lange Züge bedenkenlos an die von einer Kurzkupplungskulisse geführten und in Klipsaufnahme steckende Normkupplung angehängt werden.

Wartung und Pflege

Die fleischmann-typische Betriebsanleitung zeigt in Wort und Bild, wie das Lokgehäuse durch Spreizen abgenommen werden kann, was auch problemlos gelingt. Mit einer feinen, langen Kanüle kann man dann schon ohne Ausbau der Platine die Motorlager ölen. Die Achszahnräder aus Messing und Kunststoff sind, da sie nach unten hin offen liegen, ohne Demontage zu schmieren. Leider nicht mehr alltäglich: Für den Motor werden noch Ersatzschleifkohlen angeboten. Der mögliche Einbau eines sechspoligen Decoders wird beschrieben, nicht aber, ob und wie zum Aufziehen neuer Haftreifen die Drehgestellblenden abgenommen werden können. Ergänzt wird die Betriebsanleitung durch eine ausführliche, bebilderte Ersatzteilliste.

Das Fazit

Fleischmann bietet mit den verschiedenen Varianten der E 03/103 Modelle an, die optisch und technisch insgesamt überzeugen können. Schön, dass es relativ einfach möglich ist, die eigentlich sowieso überflüssige rote Schlussbeleuchtung abzuschalten. Wünschenswert wäre für zukünftige Modelle endlich die Möglichkeit, die Dachstromabnehmer in der Ausfahrhöhe begrenzen zu können.

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