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05/2022 von Klaus Kosack

Doppel-Containertragwagen von Fleischmann

Flm Sggmrss-1 ERR

In jüngerer Zeit wurde der Container-Transport auf der Bahn immer beliebter. Musste doch das Ladegut nicht einzeln verladen werden, sondern kam vielfach aus Übersee in Containern verpackt in den Häfen an. Da brauchten die Container nur auf geeignete Güterwagen verladen werden und ab ging es zum Besteller. Auch dem Zoll brachte dieser Verkehr Vereinfachungen, gab es doch für jeden Container Papiere, die nur kontrolliert werden mussten. Gelegentlich gab es Kontrollen, ob der Inhalt des Containers auch mit den Papieren übereinstimmte.

Wegen dieser erhöhten Nachfrage kam die Bahn auf die Idee, zwei Tragwagen zu einem Wagen zu kombinieren und so ein Drehgestell einzusparen, was sich auch auf die Transportkosten und Unterhaltungskosten auswirkte. So war der Sggmrs715 geboren. Diese neuen Wagen waren knapp 34 m lang und die längsten Regelgüterwagen in Deutschland.

Vorbild

1988/89 baute die Wagen Union Berlin die ersten Wagen dieser Bauart. Sie waren ausgelegt für zwei 45-Fuß-Container. Alle Wagen hatten verschiebbare Aufsetzzapfen, sodass auch kürzere Container verladen werden konnten. Bis 1994 ließ die Bahn 1.550 Wagen dieser Bauart bauen und waren bald in den meisten Container-Zügen mit von der Partie. Die Wagen hatten in der Mitte ein verstärktes Jakobs-Drehgestell, die Drehgestelle selbst waren von der Bauart Y 25 Lssd mit 1,8 m Achsstand. Aufgrund der Ausmaße sind die Wagen alle fährbootfähig, d.h. sie konnten auch in Großbritannien eingesetzt werden.

Bald geriet dieser Wagentyp auch in das Visier von Wagenvermietern, die sie aus Beständen der DB AG erwarb oder selbst nach Zeichnungen der Bahn nachbauen ließ. So auch das Vorbild des hier besprochenen Wagens der ERR GmbH. Diese Gesellschaft ist eine Firma mit Sitz in Duisburg und vermietet u.a. diesen Wagentyp.

Hier eine Vorbildskizze des Wagens der ERR:

Vorbildskizze des Sggmrss-1 der ERR Quelle: Homepage ERR

Zur Versteifung hatten die Wagen alle einen Außenlangträger. Lauftechnisch gibt es auch Wagen, die bis zu 140 km/h fahren können.

In der weiteren Entwicklung gab es auch Wagen dieses Typs, die für den Kombi-Verkehr vorbereitet waren, d.h. es konnten auch Lkw-Anhänger verladen werden. Diese Wagen firmieren mit der Bauartnummer Sggmrs714 bei der DB AG.

Wagen dieser Bauarten sind heute in vielen Container Ganz- oder Blockzügen eingesetzt.

Modell

Fleischmann brachte die erste zweiteilige Tragwageneinheit schon 2010 heraus. Seit her sind sage und schreibe 43 Varianten erschienen, alle nach dem Grundmuster Tragwagen in verschiedenen Farben (schwarz, grau oder blau) beladen mit Containern verschiedener Einsteller.

Vorreiter dieser Tragwagen war Hobbytrain, der den Wagen schon 2007 herausbrachte. Seither gab es -wie bei Fleischmann- 27 Varianten des Wagens, wobei es den Wagen selbst in grau oder blau gab.

Ein Rätsel gibt die Länge des Wagens auf: Lt. Internetseiten der REE sind deren Tragwageneinheiten 29,59 m lang (1:160= 185 mm), tatsächlich ist aber der Wagen 214 mm lang, das sind immerhin 29 mm Unterschied. Des Rätsels Lösung: Fleischmann hat als Grundmasse die des Sggmrs715 mit 33.940 mm (1:160= 212 mm) genommen und darauf in „Freelance Manier“ einen ERR Tragwagen gezaubert, wohl in der Hoffnung, dass das keiner merkt!

Flm Sggmrss-1 der ERR

Überaus trickreich sind die Fleischmänner bei der Konstruktion vorgegangen: Vorgabe war, dass der Wagen auch R1 schafft und bei Steigungs- bzw. Gefällestrecken nicht am Knickpunkt hängen bleibt, d.h. auch ausreichend in Längsrichtung beweglich ist. Zudem durfte der Wagen nicht zu viel Überhang in engen Kurven aufweisen. Alle o.g. Punkte hat Fleischmann bravourös gelöst und einen betriebstauglichen Wagen geschaffen, wie auch auf der Clubanlage getestet werden konnte. Achten sollte man auf den Sitz der Schraube am mittleren Drehgestell: Sie sollte nicht zu fest angezogen sein, sonst kann es Entgleisungen in Kurven geben, aber auch nicht zu locker, weil sonst bei der Fahrt die Schraube „flöten gehen“ kann. Etwas schwierig ist das Aufsetzen des Wagens auf die Gleise- wegen der kleinen Drehgestelle. Der Verfasser empfiehlt, die Container schon vorher zu verladen. So braucht der Wagen nicht angehoben werden bis man den Zapfen auf dem Wagenboden gefunden hat.

Getestet wurde der Wagen #825338, beladen mit zwei Flüssigkeits-Containern von „Van den Bosch“, die lt. Anschrift für Lebensmittel-Flüssigkeiten (z.B. Alkohole) vorgesehen sind. Die Container haben einen Stahlrahmen, der das Be- und Entladen der 20‘ Container erleichtert. Die Container selbst sind im Inneren beschwert und sollen außen auf den Wagen sitzen, damit der Wagen genügend Gewicht aufweist.

Hier ein Bild des Containers:

Container Van den Bosch

Bemerkenswert ist die Befestigung des Containers auf dem Wagen: Im Boden des Wagens sind Zapfen eingespritzt, der Container hat die passenden Löcher dazu. So sitzt der Container fest auf dem Wagen. Da weitere Zapfen vorhanden sind, können noch weitere 20‘ Container verladen werden.

Wie sieht der Wagen von unten und oben aus?

Wagen von oben
Wagen vom unten

Auf den beiden Fotos kann man die Konstruktion des Doppel-Tragwagens erkennen:

In Foto 5 sind die Befestigungszapfen für die Container erkennbar. Blöd ist nur viele der im Handel erhältlichen Container passen da nicht drauf. So muss man im Boden des Containers Löcher im Zapfenabstand des Wagens bohren. Wieder ein Beispiel nicht genormter Befestigung. Der Wagen hat Kurzkupplung.

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon erwähnt eignet sich der Wagen am besten für einen Container-Ganz- oder Blockzug, so etwa mit 10 bis 15 Wagen. Wem das zu lang ist, kann eine Übergabe nachspielen, also eine Rangierdiesellok (z.B. BR 290 von Minitrix oder Roco) mit einem einzelnen Wagen. Auch einzeln in einem Containerzug macht sich der Wagen prima. Der Containerzug wird am besten von einer neueren Ellok (z.B. Vectron von Hobbytrain) gezogen.

 

Fazit

Der Wagen ist ein „Hingucker“, weicht er doch deutlich von übrigen Güterwagen wegen seiner Länge ab. Blöd ist nur der Fehlgriff bei der Beschriftung. Die REE hat keine Doppelwagen mit knapp 34m Länge. Das muss man Fleischmann „ankreiden“.

Weitere Varianten sind mit anderen Containern zu erwarten. Zwei sind als Neuheit angekündigt (#825340 und #825342). Beide mit je zwei 40‘ Containern beladen. Der eine Wagen ist in braun von der GYSEV CARGO, der andere Wagen dagegen von der Vermietfirma CLIP in gelb. Beide Wagenfarben tauchen das erste Mal bei Fleischmann auf.

Bei der Gelegenheit: Wem die zwei Container auf dem Wagen zu wenig sind, von Fleischmann gibt es zwei Sets mit je drei Containern, davon einer mit Flüssigkeits-Containern, die bestens zu dem hier besprochenen Wagen passen. (#910120 und #910220)

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

M. Dostal, Sggmrs715, in Deutschen Wagenarchiv, GeraMond- Verlag

St. Carstens et al., Güterwagen der DB AG, Fürstenfeldbruck 2014

Homepage: https://railrent.com/wagenuebersicht/containertragwagen/


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