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11/2015 von Jürgen Plack

Die Re 4/4 II von Fleischmann

Das Vorbild

Ende der Fünfziger Jahre erteilten die SBB den Auftrag zur Entwicklung einer vierachsigen Universallokomotive mit der Achsfolge Bo’Bo'. Sie sollte langfristig die Re 4/4 I ersetzen, die sich allmählich als zu schwach erwies. 1964 erhielten sie daraufhin sechs Prototypen, die auf Anhieb die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllten.

Die erste Bauserie umfasste 49 Lokomotiven der Reihe Re 4/4 II, die um zehn Zentimeter länger als die Prototypen waren. Sie hatten wie diese nur einen Dachstromabnehmer. Die Lokomotiven der zweiten Serie bekamen zwei Einholmstromabnehmer und waren nochmals einen halben Meter länger. Der Drehgestellabstand blieb jedoch unverändert. Die Lokfronten sind etwas stärker geneigt als bei der ersten Serie. Insgesamt wurden bis 1985 von der 6320 PS starken und mit Wendezugsteuerung ausgerüsteten Maschine 276 Stück angeschafft. Einige dieser Loks sind nach Umbau der Stromabnehmer-Schleifstücke auch auf deutschen Strecken zugelassen, allerdings ist hier ihre zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 120 km/h (sonst 140 km/h) begrenzt worden.

Neun Loks erhielten für die Bespannung des „Rheingold“ die entsprechende TEE-Lackierung, wurden aber nach dem Ende der Luxuszüge wieder rot lackiert. Eine weitere Farbvariante ist die „Cargo-Lackierung“. Diese Lokomotiven werden nicht nur im Güter- sondern ebenso im Personenzugverkehr eingesetzt, wo sie auch bis nach München kommen.

Bis heute ist die zuverlässige Re 4/4 II die in der Schweiz am häufigsten anzutreffende Lokomotive.
Zur Begutachtung lagen uns drei Fleischmann-Re 4/4 II vor: im roten, aktuellen „Normal-Design“ mit dem großen Doppelpfeil-Signet (Art.-Nr.734006 – „Lion-Zugset), im TEE-Design (Art.-Nr. 734001) und im Cargo-Design (Art.-Nr. 734003).

Insgesamt gibt es aktuell bei DM-Toys 12 verschiedene Varianten der Lok.

Die Optik

Alle drei Modelle geben das Gesamterscheinungsbild der großen Vorbilder sehr gut wieder. Bei der Cargo-Variante ist ein Stromabnehmer mit dem breiteren Schleifstück für den Betrieb in Deutschland nachgebildet. Auf den Dächern können die fein gravierten Gitter, die zierlichen Isolatoren und die dünnen Dachleitungen überzeugen. Sehr gut wirken auch die extra angesetzten Scheibenwischer an den mit einem sauberen Chromrahmen versehenen Frontfenstern. Auch die freistehenden Rangiergriffe an den Fronten der Cargo- und der Regelvariante können gefallen. Die Türgriffe sind sauber silbern lackiert, die Handläufe neben den Türen eingesteckte Teile. Die vollständigen Beschriftungen sind sehr sauber und bis ins Kleinste lesbar gedruckt. Bei der aktuellen Version ist die Lackierung einwandfrei gelungen, bei der „Cargo“ ist das Blau an den Seiten etwas „narbig“, bei der TEE-Version ist die Farbtrennkante nicht ganz sauber ausgeführt und etwas ausgefranzt. Sehr schön gelungen sind dagegen die Drehgestellblenden mit in Radebene liegenden Bremsbacken und die durchbrochenen Speichenräder.

Die Technik

Die Loks fahren butterweich an, lassen sich gut regeln, und entwickeln bis zur – weit überzogenen - Höchstgeschwindigkeit ein sehr angenehmes, zurückhaltendes Fahrgeräusch. So, wie es früher bei Fleischmann-Loks selbstverständlich war! Sie haben auch bei Langsamstfahrt keinerlei Kontaktprobleme und liegen in allen Geschwindigkeitsbereichen absolut ruhig im Gleis – auch auf DKWs, was leider bei neueren Konstruktionen aller Hersteller inzwischen nicht mehr selbstverständlich ist.

Die Re 4/4 II haben frühzeitig sichtbare LED-Spitzenbeleuchtung mit Lichtwechsel weiß/rot, eine sechspolige Digitalschnittstelle und Kurzkupplungskulissen mit Klippsaufnahme. An- und Entkuppeln gehen problemlos vor sich, auch wenn einige Kupplungsköpfe etwas nach unten hängen. Den Modellen liegen geschlossene Pufferbohlen bei, nach deren Anbringung allerdings auf die Modellkupplung verzichtet werden muss.

Die Schwungmasse kann aufgrund ihres winzigen Durchmessers keinen großen Auslauf erzeugen. Die recht ansehnlichen Auslaufwerte in der Tabelle sollten deshalb in Bezug zur Geschwindigkeit gesehen werden. Ein Lokgewicht von 60 Gramm sorgt in Verbindung mit zwei diagonal versetzt auf den inneren Achsen aufgezogenen Haftreifen für ausreichende Zugkraft.

Wartung und Pflege

Die fleischmann-typische, als Teil der Verpackung dienende Betriebsanleitung, zeigt in Wort und Bild das Abnehmen des Gehäuses, was trotz Spreiztechnik auch problemlos funktioniert. Auch wie und wo geölt werden soll, ist gut nachzuvollziehen. Ersatzhaftreifen und Ersatzmotorkohlen werden mit Ersatzteilnummer angegeben, jedoch fehlt für beide eine Montageanleitung. Vor allem für das Entfernen der Drehgestellblenden wäre diese sehr hilfreich. Ergänzt wird die Betriebsanleitung durch ein ausführliches, bebildertes Ersatzteilblatt.

Das Fazit

Der N-Bahner erhält von Fleischmann ein optisch sehr ansprechendes und voll betriebstaugliches Modell der schweizerischen Re 4/4 II.

 

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