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10/2018 von Jürgen Plack

Die E 44 von Brawa

Das Vorbild

Ende der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts begann die deutsche Lokindustrie auf eigene Rechnung drei elektrische Mehrzwecklokomotiven für Personen- und Güterzüge zu entwickeln. Eine davon wurde von der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (DRG) zur Erprobung abgenommen – die E 44 001. Nachdem die Probefahrten dieser ersten vierachsigen, laufachslosen Drehgestell-E-Lok in Deutschland erfolgreich verliefen, wurde sie von der DRG übernommen, und die Lokfabriken erhielten den Auftrag, zunächst 20 dieser Loks mit kleinen Änderungen in Serie herzustellen. Sie wurden 1933 in Betrieb genommen. Ende 1939 waren dann schon 100 E 44 im Einsatz, bis Kriegsende waren 174 im Bestand. Von diesen waren allerdings nur noch 122 betriebsfähig.

 

Nach dem Krieg wurden von der DB 30 beschädigte Maschinen wieder instand gesetzt, so dass 113 Loks eingesetzt werden konnten. Dazu kamen noch sieben weitere Lokomotiven, die 1950 und 1955 in Auftrag gegeben wurden. 55 Lokomotiven verblieben nach dem Krieg bei der DR.

Die Loks erreichten bei einer Leistung von ca. 2500 PS eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h und konnten im Betrieb sowohl vor Personen-, als auch vor Güterzügen überzeugen. Eingesetzt waren sie zeitlebens nur im süddeutschen Raum. Die letzten Loks wurden bei der DB 1984 ausgemustert, bei der DR geschah dies 1991.

Modell

Ein erstes N-Modell dieser universell einsetzbaren Lok brachte Minitrix 1971 auf den Markt.

 

Es war für die damalige Zeit hervorragend detailliert und konnte auch fahrtechnisch überzeugen, wenn auch mit einer – damals nicht unüblich – stark übertriebenen Höchstgeschwindigkeit. Bei Trix war man damals auf diese Lok (zu recht) so stolz, dass man im Katalog sogar das „Hightech“-Innenleben zeigte.

 

Die Lok wurde im Laufe der Jahre immer wieder einmal behutsam technisch und optisch weiterentwickelt. So verschwand z.B. der Umschalter für Oberleitungsbetrieb vom Dach und die Glühlampen wurden durch LEDs ersetzt. Ganz zum Schluss kamen sogar noch Führerstands-Aufstiegsleitern dazu. Aktuell ist die Minitrix-E 44 auf der Trix-Homepage als nicht mehr lieferbar gekennzeichnet.

 

Jetzt hat Brawa nachgezogen und nach langer Entwicklungszeit ein zeitgemäßes Modell der E 44 auf den Markt gebracht.

Die Optik

Wer hat sich nur diese Verpackung ausgedacht?! Umhüllt von einer Pappschachtel ruht das Modell in einer Plastik-Box,

 

ist aber darin nicht in voller Schönheit zu sehen, weil es noch in einer zweigeteilten, undurchsichtigen Plastikeinlage ruht.

 

Gar nicht so einfach, diese aus der Box heraus zu bekommen, weil sie wiederum in eine Schaumstoff-Ummantelung eingeklemmt ist. Hat man sie endlich befreit, kann man die Lok noch lange nicht entnehmen. Zuerst wollen nämlich noch die zwei Teile der Plastikeinlage getrennt werden, wogegen diese sich hartnäckig sträuben. Am besten legt man das „Kunstwerk“ auf eine Tischplatte und hebelt es mit einer breiten Schraubendreherklinge vorsichtig auseinander.

 

Jetzt endlich kann man die Lok in ihrer vollen Schönheit bewundern.

 

Aber im Ernst: Eine der üblichen Plastikboxen mit einer tiefgezogenen Einlage hätte es doch auch getan. Der Sammler unter den N-Bahnern, der es gewohnt ist, den Anblick seiner Modelle auch dann genießen zu können, wenn sie in der Verpackung ruhen, muss sich etwas einfallen lassen. Und bei Brawa sollte man sich fragen, ob man sich unbedingt einfallen lassen muss, wie man es anders machen könnte...

Genug gemeckert, schließlich geht es um das Modell, und nicht um dessen Verpackung. Und da gibt es kaum etwas zu meckern, wenn es um dessen optische Werte geht. Frei angesteckte Griffstangen, Führerstands-Aufstiegsleitern, Scheibenwischer und eine filigrane Dachausrüstung machen schon etwas her. Auch die elektrisch funktionslosen Dachstromabnehmer können ob ihrer Feinheit gefallen, sind jedoch sehr empfindlich. Die Schleifleisten sollten vom N-Bahner noch mattschwarz lackiert werden.

 

Die Andeutung einer Maschinenraum- und einer Führerstandseinrichtung tragen auch wesentlich zur Vorbildnähe bei. Die zahlreichen Nietreihen am Gehäuse und auf dem „Dachgarten“ sind so maßstäblich fein ausgeführt, dass sie auf Anhieb fast nicht mehr als solche erkennbar sind. Die Kühlschlange ist etwas schief angebracht, die Drehgestellblenden sind sauber graviert, Vergleiche mit Vorbildfotos zeigen allerdings, da ginge noch etwas mehr...

Zum Aufrüsten der Pufferbohlen liegen der Lok noch diverse Kleinteile (Kupplungshaken, Bremsschläuche) bei, die laut Brawa allerdings nur für Vitrinenmodelle gedacht sind, weil es nach der Montage „zu Einschränkungen im Fahrbetrieb führen kann“. Und dann war doch noch ein Tütchen mit zwei silbernen Stäbchen.

 

Sie sollen wohl – ähnlich wie die berühmten „Sommerfeldt-Plättchen die Ausfahrhöhe der Pantographen begrenzen. Leider gibt es dazu kein Bild und kein Wort in der Anleitung, und beim Versuch, sie einzuschieben hat sich ein Stromabnehmer vom Dach gelöst. Das Wieder- Einfädeln der extrem dünnen und weichen Plastikzapfen in die Bohrungen am Dach war eine „elende Pfriemelei“.

Detaillierung, Lackierung und Beschriftung – größenrichtig, und daher im Kleinsten auch mit der Lupe nicht mehr lesbar – gehen insgesamt voll in Ordnung.

Die Technik

Bei einer Spannung von 3 Volt fährt die E 44 etwas ruckartig an, um dann schön langsam und gleichmäßig über die Gleise zu schleichen. Das funktioniert auch beim Befahren von Weichen mit Kunststoff-Herzstücken, weil die Stromabnahme von allen Rädern sehr sicher ist.

Die oberen Laternen des Dreilicht-Spitzensignals leuchten sehr frühzeitig, die unteren zeigen sich erst deutlich später und bleiben im gesamten Geschwindigkeitsbereich immer wesentlich dunkler. Der Lichtwechsel findet von weiß nach rot statt, im Analogbetrieb kann das rote Schlusslicht nicht abgeschaltet werden.

 

Bis zur Höchstgeschwindigkeit liegt die Lok absolut ruhig im Gleis, nur beim Befahren von Kreuzungsweichen zittert sie deutlich sichtbar.

Das niedrige Fahrgeräusch in allen Geschwindigkeitsbereichen ist ein Traum! – Hier sollten andere Hersteller vielleicht einmal bei Brawa nachfragen, wie man so etwas hinbekommt. Zwei kleine Schwungmassen können dem Modell nicht wirklich zu einem deutlichen Auslauf verhelfen. Dafür können ein Gewicht von 69 Gramm und zwei diagonal auf den inneren Achsen aufgezogene Haftreifen für eine ansehnliche Zugkraft sorgen. Obwohl die Kupplungen mit Klipsaufnahme an Kurzkupplungskulissen leicht nach unten hängen, was eigentlich nicht sein sollte, kuppeln sie einwandfrei an und ab.

 

Die Lok verfügt über eine Next18 Schnittstelle.

 

Wartung und Pflege

Dem Modell liegt eine „Betriebs-/Wartungsanleitung“ bei. Unter Punkt 4 der dort aufgeführten „Allgemeinen Montage- und Sicherheitshinweisen“ findet man einen tollen Tipp: „Jegliche Kabel oder Verbindungsdrähte, die in diesem Produkt verbaut sind dürfen nicht in eine Netzsteckdose eingeführt werden. Lebensgefahr!“ Darauf muss man erst einmal kommen!

Der Rest der Anleitung beschränkt sich im Wesentlichen auf die bildliche Darstellung des stufenweisen Zerlegens der Lok.

 

Zum Abnehmen des Gehäuses sollen mit Hilfe eines Zahnstochers (!) Riegel verschoben werden. Geht aber viel einfacher: Gehäuse ganz leicht in der Mitte spreizen, und schon geht es ab.

Bei Brawa rät man aber dringend davon ab, das Gehäuse zu spreizen – es könnte brechen. Also: Bitte entriegeln und nicht spreizen!

Um die Motorlager zu ölen, muss die Platine abgeschraubt werden. Wohl dem, der einen so winzigen Schraubendreher besitzt! Die Achszahnräder sind nach unten abgedeckt, können also erst nach Entfernen der Drehgestelle geölt werden.

 

Der Motor scheint wartungsfrei zu sein, weil in der Ersatzteilliste keine Kohlen aufgeführt sind.

Das Fazit

Brawa bietet mit seiner E 44 ein Modell an, dass optisch überzeugen kann und auch im Anlagenbetrieb für viel Freude sorgt. Eine UVP von 174, 90 Euro geht da für das Gebotene durchaus in Ordnung. Wünschenswert wäre eine etwas wartungsfreundlichere Konstruktion und eine aussagekräftigere Anleitung. Und die Verpackung geht gar nicht – aber das hatten wir ja schon...

 

Die verschiedenen E44 von Brawa finden hier Sie im Shop von DM-Toys.

 

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