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11/2018 von Jürgen Plack

Die E 16 von Piko

Das Vorbild

Bereits vor dem ersten Weltkrieg befasste sich die Königlich Bayerische Staatsbahn mit der Möglichkeit des elektrischen Betriebes auf ihren Strecken. Diese Pläne wurden 1924 mit der Inbetriebnahme des Walchenseekraftwerkes konkreter. Die Bayerische Staatsbahn war inzwischen in die Deutsche Reichsbahn übergegangen.

Jetzt brauchte man elektrische Lokomotiven für den schweren Schnellzugdienst, und es wurden Aufträge zur Entwicklung von solchen Loks mit Einzelachsantrieb vergeben. Man entschied sich schließlich dabei für das in der Schweiz schon seit längerer Zeit erfolgreiche aber wartungsaufwändige System Buchli, bei dem der Antrieb mit seinen charakteristischen Stahlgussgehäusen einseitig angeordnet wurde.

Zunächst wurden bei BBC und Krauss fünf Maschinen bestellt, aber noch vor deren Auslieferung weitere fünf Loks. Im Mai 1926 wurde die erste ES 1, wie sie damals hieß, ausgeliefert und ausführlich getestet. Bis Juli 1926 waren alle bis dahin bestellten Loks ausgeliefert. Ab 1928 wurden sie dann vorwiegend auf der Strecke München – Salzburg eingesetzt. 1930 bestellte die Reichsbahn nochmals vier E 16 mit stärkeren Motoren. Insgesamt wurden zwischen 1926 und 1933 21 der zwischen 3000 und 3600 PS starken und 120 km/h schnellen Maschinen geliefert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren bei der DB noch neunzehn E 16 einsatzfähig. Sie alle wurden einer Generalüberholung unterzogen. Danach haben sie sich so gut bewährt, dass die letzte erst 1980 ausgemustert werden musste. Alle waren bis zuletzt ausschließlich auf süddeutschen Strecken im Einsatz, oft auch vor Reisebüro-Sonderzügen.

1981 brachte Arnold das erste N-Modell einer E 16 auf den Markt – die E16 02. Im Katalog wurde durch Bild und Text auf den einseitigen Buchli-Antrieb hingewiesen.

Ein Jahr später folgte dann die braune Ausführung als bayerische ES1.

 

Beide waren für die damalige Zeit hervorragend detailliert und auch die Fahreigenschaften konnten – und können bis heute noch – überzeugen. 1991 wurde die Lok in einer einmaligen Serie als antriebsloses, aber rollfähiges „Goldie“ angeboten.

 

Im Jahr 2001 wurde die Produktion der E 16 bei Arnold eingestellt.

Ein in Optik und Technik zeitgemäßes Modell der Schnellzuglok hat jetzt Piko vorgestellt.

 

Lobenswert: Auf der Spielwarenmesse angekündigt, und im Herbst schon lieferbar.

Die Optik

Das Gesamterscheinungsbild der E 16 ist hervorragend getroffen. Am Dach sind extrem feine, rot lackierte Leitungen in zierlichen Isolatoren, winzige Nietreihen und zwei maßstäbliche Lokpfeifen zu finden.

 

Die Dachlaufbretter sind silbern lackiert. Die zierlichen, elektrisch funktionslosen Dachstromabnehmer wirken an der Oberschere etwas zu stark gebogen. „Natürlich“ sind sie auch wieder in ihrer Ausfahrhöhe nicht einstellbar. Die Isolatoren erscheinen auf manchen Fotos seltsam türkis. „In Echt“ haben sie einen passenden mittelgrünen Farbton.

Der Lokkasten, hinter dessen seitlichen Fenstern einen angedeutete Maschinenraumeinrichtung zu erkennen ist, besticht durch feine, saubere Gravuren der Lüftergitter und zahlreiche Nietreihen. Besonders hervorzuheben sind dünne, freistehende Handläufe an den Führerstandstüren und unter den Frontfenstern, die auch mit Scheibenwischern versehen sind.

 

Die Aufstiegsleitern sind gekürzt, längere Exemplare zur Selbstmontage liegen bei. Piko empfiehlt, diese erst ab einem Mindestradius von 396 mm anzubringen. Im Anlagenbetrieb fallen die fehlenden Trittstufen kaum noch auf, vor allem, wenn man die Vorlaufräder mit etwas „Schmutzfarbe“ abdunkelt.

Elektrokabel sind bereits montiert, Bremsschläuche und Kupplungshaken liegen bei, sind aber laut Hersteller nur für Vitrinenmodelle gedacht. Die Nachbildung des Buchli-Antriebes ist, wie Vergleiche mit Vorbildfotos zeigen, sehr gut ausgefallen. Auch die andere Lokseite kann mit der Nachbildung der Kühlschlangen überzeugen. Sandkästen, Sandfallrohre, Bremsklötze und Indusimagnet – alles ist in bester Detaillierung vorhanden. Die Achsstummel der Vorläufer und der Räder der Nichtantriebsseite sind rot lackiert. Die Beschriftung ist randscharf gedruckt und mit der Lupe bis auf wenige Ausnahmen bei den kleinsten Schriften deutlich lesbar.

 

Die Technik

 

Foto 1

Die Fahreigenschaften können mit der gelungenen Optik mithalten. Die E 16 fährt butterweich an, und ist sehr gut regelbar. Schon bei geringer Geschwindigkeit wird das Spitzensignal deutlich sichtbar – oben etwas schwächer als unten. Das rote Schlusslicht kann im Analogbetrieb nicht abgestellt werden. Dank einer sehr sicheren Stromabnahme, auch von jeweils einem Rad der Vorlaufachsen, ist das langsame Befahren von Weichen mit Kunststoffherzstück problemlos möglich.

 

Bis zur Höchstgeschwindigkeit liegt die Lok absolut ruhig im Gleis – auch akustisch; ihr Antriebsgeräusch ist sehr dezent. Die kleine Schwungmasse verhilft bei Ausbleiben des Fahrstromes zu einem kurzen Auslauf. Beim Überfahren von Kreuzungsweichen zittert die E 16 leicht. Zwei diagonal angebrachte Haftreifen auf den äußeren Treibachsen und ein relativ hohes Gewicht von 89 Gramm ermöglichen dem Modell eine hohe Zugkraft.

 

Die Kupplungen sind in Klippsaufnahmen an den Vorlaufdrehgestellen mit einer Kurzkupplungskulisse angebracht. Sie stehen schön waagrecht und kuppeln zuverlässig an und ab.

Wartung und Pflege

Dem Modell liegen eine Bedienungsanleitung und ein Merkblatt „Korrekte Entsorgung dieses Produkts (Elektromüll)“ bei. Eine Entsorgung dürfte aber kaum nötig sein, weil die N-Loks erfahrungsgemäß jahrzehntelang zuverlässig Dienst tun. Für die Bedienungsanleitung hat man sich bei Piko etwas Neues ausgedacht: Die Vorderseite „zieren“ vier der von mir schon öfter kritisierten, m.E. wenig hilfreichen Zeichnungen. Die Rückseite ist nahezu leer, dafür ist in der unteren Hälfte ein kleingedruckter Hinweis zu finden: „Neben dieser Kurzanleitung gibt es noch eine ausführlichere Bedienungsanleitung, ... die Erläuterungen zu den vielfältigen Möglichkeiten dieses PIKO Modells gibt. Diese finden Sie unter www.piko.de/download“. Der Link funktioniert und es erscheint eine pdf-Datei mit weiteren „lustigen“ Bildchen und der früher den Modellen beigelegten Ersatzteilliste. Ginge aber wie bisher auch einfacher...

Laut Anleitung soll das Gehäuse zum Abheben gespreizt werden. Das funktioniert, wenn auch mit etwas Gezerre und der Angst, etwas zu beschädigen.

 

Waren das noch Zeiten, als, wie bei der Arnold-E16, eine Schraube im Dach gelöst werden musste, und schon konnte das Gehäuse problemlos abgenommen werden. Ja, ich weiß, die „Nietenzähler“...

Eine Grafik veranschaulicht den Einbau eines „PIKO SmartDecoder 4.1 Next18“. Empfohlen wird das Ölen der Achslager, der Motor scheint wartungsfrei zu sein.

 

Das Fazit

Mit der E 16 bietet Piko ein in Optik und Technik ausgezeichnetes Modell der Schnellzuglok an. Das darf man bei einer sehr selbstbewussten UVP von 199,99 Euro allerdings auch erwarten.

Die E 16 von Piko finden Sie hier im Shop von DM-Toys.

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