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12/2017 von Jürgen Plack

Die Ae 6/8 der BLS von Hobbytrain

Das Vorbild

Die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) wollte Mitte der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts bei ihren Elektrolokomotiven weg vom Stangenantrieb, um höhere Geschwindigkeiten zu ermöglichen. So wurden zwischen 1926 und 1943 in zwei Serien insgesamt acht Lokomotiven mit der Achsfolge (1’Co)(Co’1), also mit zwei dreiachsigen Drehgestellen und jeweils einer Vorlaufachse von drei verschiedenen Herstellern geliefert. Die abgerundete Kopfform wurde erst bei der zweiten Lieferserie eingeführt, die Loks der ersten Serie hatten zunächst gerade Kopfenden mit einem kleinen Vorbau und wurden später auf die runde Kopfform umgebaut.

Die Leistung der ersten vier gelieferten Loks betrug 4500 PS, die der zweiten Lieferserie 6000 PS.

Die Höchstgeschwindigkeit der Loks wurde stufenweise von zunächst 75 km/h auf 90, dann sogar auf 100 km/h angehoben. Dies wurde durch Getriebeänderungen und Verbesserungen des Laufwerks bewerkstelligt.

Zeitlebens waren die mächtigen Maschinen ganz überwiegend vor schweren Güterzügen im Einsatz, wobei sie sich gut bewährten. 1977 wurde die erste Ae 6/8 ausgemustert. Das letzte Exemplar hielt sich bis 1995. Drei dieser faszinierenden Loks sind erhalten geblieben, eine davon steht bei der BLS für Sonderfahrten zur Verfügung.

Wer sich genauer mit der Ae 6/8 beschäftigen möchte, dem sei  http://www.lokifahrer.ch/Lokomotiven/Loks-BLS/BLS-Ae_6-8/BLS-Ae_6-8.htm empfohlen.

Und wer diese Lok auf seiner Anlage haben möchte, dem kann mit einem Modell von Hobbytrain (Art.-Nr. H 10180) geholfen werden.

Das Modell

Die Optik

 

Das Gesamterscheinungsbild der mächtigen Lokomotive ist im Modell hervorragend widergegeben.

Die feinen Nietreihen am Gehäuse können überzeugen, ebenso die Detaillierung der Drehgestellblenden, auch wenn diese etwas flach graviert wirken.

Am jeweils rechten Führerstandsfenster ist ein extrem zierlicher, fast nur mit der Lupe erkennbarer Scheibenwischer angebracht. Die Bremswiderstände auf dem Dach müssten silberfarben statt braun eingefärbt sein. Da sie beim Vorbild im Betrieb jedoch schnell verdreckten, könnte der N-Bahner hier mit etwas „Schmutzigsilbergrau“ nacharbeiten. Die wie beim Vorbild recht „karge“ Beschriftung ist sauber und randscharf aufgebracht. Echte Hingucker sind die feinen, gelben Griffstangen, die freistehenden unteren Loklaternen und die zweifarbige Bedruckung der Absperrhähne an den Pufferbohlen.

Die seitlichen Fensterrahmen sind etwas zu kräftig ausgefallen. Der Farbton des Lokkastens ist sehr gut getroffen.

Die Technik

Nach der von Hobbytrain vorgeschlagenen Einfahrzeit von ca. einer halben Stunde geht es an die Testfahrten. Dabei fährt die Lok bei einer Fahrspannung von drei Volt weich an, zeigt schon dabei eine sehr sichere Stromabnahme, und ist bis zur Höchstgeschwindigkeit sehr gut regelbar.

Die Beleuchtung mit „schweizer Lichtwechsel“ (hinten nur ein unteres Licht) mit angenehmer Lichtfarbe ist dabei schon frühzeitig deutlich zu sehen. Ob es sinnvoll ist, dass auch der jeweils vordere Führerstand hell erleuchtet wird, sei dahingestellt. Immerhin ist diese Funktion im Digitalbetrieb schaltbar. Im gesamten Geschwindigkeitsbereich hält sich das  Fahrgeräusch sehr vornehm zurück. Der Scherenstromabnehmer ist elektrisch funktionslos und natürlich (?) wieder einmal nicht in seiner Ausfahrhöhe ab Werk begrenzbar.

Auf DKWs zittert die Lok leicht, auch bei höheren Geschwindigkeiten liegt sie nicht immer ganz ruhig im Gleis. Die bei vielen N-Fahrzeugen oft etwas problematischen Vorläufer machen bei unserem Testexemplar keinerlei Schwierigkeiten. Auch bei vorbildwidrigen hohen Geschwindigkeiten konnten wir sie in komplizierten Weichenstraße nicht zum Entgleisen bringen. Beim Ausbleiben des Fahrstromes bleibt die Lok ziemlich abrupt stehen. Die zwei (zu) kleinen Schwungmassen am Fünfpol-Motor können einfach keine nennenswerte Dynamik erzeugen.

Die Normkupplungen in Klipsaufnahme, jedoch ohne Kurzkupplungskulisse können, weil ihnen die Pufferbohlen „im Weg sind“, nicht weit genug nach oben schwenken, so dass An- und Entkuppeln nicht immer ganz problemlos funktioniert. Je ein auf den äußeren Achsen diagonal angebrachter Haftreifen und ein Lokgewicht von 73 Gramm sorgen für ausreichende, aber nicht überragende Zugkraft. Aber trotz einiger Kritikpunkte: Die Ae 6/8 von Hobbytrain ist voll betriebstauglich.

Wartung und Pflege

Erfreulicherweise ist die Bedienungsanleitung im Gegensatz zu früheren Exemplaren nun in einer größeren Schrift gehalten. Es wird empfohlen, die „Schmierung der Getriebe je nach Laufleistung zu überprüfen (wie?) und ggfs. zu erneuern.“ Eigentlich kann damit nur gemeint sein, die vier unten offenliegenden Kunststoffzahnräder ab und zu mit einem Tropfen Öl zu versehen. Der Motor wird als wartungsfrei und nicht zerlegbar beschrieben. Gar nicht beschrieben wird dagegen ein evtl. notwendiger Haftreifenwechsel – vermutlich aus gutem Grund. Dazu muss nämlich die geklipste Drehgestellblende ausgehebelt werden, was immer wieder einmal zu ihrer Beschädigung führen kann. Leider hat sich die Unsitte der „Klipserei“ bei fast allen Herstellern durchgesetzt. Waren das noch Zeiten, als man nur eine Schraube lösen musste, und schon war die Drehgestellblende frei. Das Gleiche gilt übrigens auch für Lokgehäuse...

Eine Next 18-Schnittstelle, befindet sich unter dem abnehmbaren Mittelteil des Daches, so dass zum Einbau eines Decoders das Gehäuse der Lok nicht entfernt werden muss. Ausführlich wird auf eine „Sound-Digitalisierung“ eingegangen.

Eigentlich muss das Gehäuse nur zum Einbau eines Lautsprechers abgenommen werden. Die Anleitung sagt dazu Folgendes: „Spreizen Sie das Gehäuse in der Mitte mit beiden Händen und klopfen leicht auf eine Arbeitsfläche.“ Womit? Mit der dritten Hand? Mit der Lok? Weiter heißt es: „Das Chassis fällt nach unten aus dem Gehäuse.“ Die gute Nachricht: Es muss gar nicht geklopft werden. Bereits nach ganz leichtem Spreizen des Gehäuses fällt das Chassis wirklich nach unten heraus.

Das Fazit

Hobbytrain bietet mit seiner BLS Ae 6/8 ein optisch wie technisch gelungenes Modell an. Der N-Bahner, dem es gefällt, sollte sich nicht scheuen, es auf seiner Anlage nach DB-Vorbild einzusetzen. Frei nach dem Motto: Auf meiner Anlage ist erlaubt, was gefällt. Was nicht so gut gefällt, ist die doch sehr selbstbewusste UVP von 269,90 Euro. Die 233,91 Euro bei DM-Toys gefallen da schon besser.

Hier finden Sie diese Lok im Shop von DM-Toys.

 

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