05/2021 von Heiko Stoll
Das Vorbild:
Der MAN Schienenbus wurde von 1955 bis 1959 von MAN für den Privatbahn Markt gebaut. Er resultierte aus Erkenntnissen, die MAN bei der Mitwirkung an der Produktion der VT95 gesammelt hatte. Erster Besteller war die Deutsche Eisenbahn Betriebsgesellschaft (DEBG) für die Vorwohle-Emmerthaler Eisenbahn-Gesellschaft.
Insgesamt wurden 39 Triebwagen (plus 21 Steuer- und Begleitwagen) an 13 Gesellschaften (die SHE bekam das einzige Meterspur Fahrzeug) geliefert:
Die Schienenbusse wechselten im Laufe der Zeit mehrfach den Besitzer. Die AKN ergänzte ihren Bestand, und es kamen 11 neue Betreiber hinzu:
Die Fahrzeuge sind mit ein oder zwei Motoren aus eigener MAN Produktion ausgestattet, je nach Ausführung von 150 bis 200 PS, gekoppelt an Strömungs- oder Hydromedia-Getriebe. Je nach Version erlaubt dies eine Höchstgeschwindigkeit zwischen 70 und 90 km/h. Das Leergewicht eines einmotorigen Fahrzeugs liegt bei 16,8 t, bei der Version mit zwei Motoren kommen 3,7 t hinzu.
Im Innenraum gibt es Platz für 66-70 sitzende, sowie bis zu 45 stehende Passagiere. Einige Fahrzeuge sind mit Toiletten ausgestattet, je nach Fahrzeug ist der Führerstand manchmal abgeteilt. Auch Gepäckabteile hat es gegeben. Einige Fahrzeuge wurden durch die neuen Betreiber später umgebaut.
Im Einsatz waren die Fahrzeuge hauptsächlich im Personenverkehr, es wurden aber auch Güterwagen gezogen. Neben dem Einsatz als Einzelfahrzeug waren Doppel- und gelegentlich auch Dreifach-Traktionen keine Seltenheit.
Von den ursprünglich gebauten Fahrzeugen ist die stolze Anzahl von 36 Exemplaren (verteilt auf Triebwagen und Steuerwagen) immer noch erhalten, viele davon betriebsfähig. Die komplette Auflistung findet man auf http://www.roter-brummer.de/fahrzeugliste16.php?Art3=MANS
Das Modell:
Die Basis des Modellbahn Union Modells ist das bekannte Brekina Modell. Da es an dessen Qualität in Sachen Formgestaltung und Details nichts zu bemängeln gab, wurden hier keine Veränderungen vorgenommen. Einzig der Modellbahn Union Schriftzug auf der Unterseite ist neu.
Wie gewohnt gibt das Modell die Formen des Originals sehr gut wieder. Die einzeln angesetzten Spiegel sind hier ein nettes Detail. Bei der Bedruckung sind Farbauswahl und Druckqualität auf dem aktuellen Stand des Machbaren. Alle Anschriften sind scharf gedruckt und selbst mit bloßem Auge lesbar.
Modellbahn Union hat zum einen bekannte Versionen des Brekina Modells neu aufgelegt und zum anderen mit den Modellen nach Vorbildern der RWE und der Hamburger Hafenbahn Lücken geschlossen. Neben weiteren, bisher nicht realisierten, Versionen ist auch in Sachen Werbeaufdrucke noch einiges zu erwarten. Mit gleich zwei verschiedenen Jägermeistermodellen ist ein Anfang bereits gemacht. Die oben verlinkte Liste der MAN Triebwagen zeigt, dass es noch reichlich Potential in Sachen Varianten gibt.
Deutlich mehr Veränderung als beim äußeren Erscheinungsbild hat es beim Innenleben des Schienenbusses gegeben. Motor, Hauptplatine, Beleuchtungsfunktionen und Digitalschnittstelle sind neu, das Modell ist nun mit einer Next18 Schnittstelle ausgestattet.
Durch die neue Platine und Schnittstelle können im Digitalbetrieb zum ersten Mal die Front- und Rückbeleuchtung individuell geschaltet werden. Dies ist vor allem interessant, wenn man Situationen wie das Ziehen eines Güterwagens (dann mit abgeschalteten roten Rücklichtern), Doppeltraktion oder Rangierbetrieb nachstellt. Die Digitalschnittstelle befindet sich auf der Unterseite der Dachplatine, das Modell lässt sich durch Aufspreizen des Gehäuses öffnen.
Auf der Platine ist werkseitig bereits auch ein Lautsprecher mit Schallkapsel verbaut, um die Aufrüstung mit Sound zu erleichtern.
Die Eckdaten sind, natürlich, die gleichen wie beim Brekina Modell. Das Gewicht liegt bei ca. 40 Gramm, die LüP bei knapp 102 mm. Angesichts der Originallänge von 16200 mm wurde hier also sehr gut gearbeitet. Dies gilt auch für die Höhe, die im Modell knapp 22 mm und beim Original 3450 mm beträgt.
Dass bei den geringen Platzverhältnissen und all diesen verbauten Funktionen und Teilen (sowie natürlich auch der Tatsache, dass es sich nicht um eine komplette Neukonstruktion handelt) eine freie Durchsicht nicht mehr möglich ist, versteht sich fast von selbst. Allerdings fällt dieser Umstand auch nur bei sehr naher Betrachtung auf. Abhilfe kann ggf. einfach durch das Schwärzen der Scheiben von Innen oder das Einlegen von gedruckten Bildern geschaffen werden.
Das Modell fährt durch den neuen Antrieb sehr leise und fein dosierbar los. Die Stromaufnahme und der Antrieb erfolgen auf beide Achsen. Dass bei einem 2-achsigen Fahrzeug saubere Gleise zur Grundvoraussetzung für einen ruckfreien Fahrbetrieb gehören, dürfte jedem Spur N Bahner klar sein. Auf Haftreifen wurde zu Gunsten der Stromaufnahme verzichtet, die Zugkraft ist vor dem Hintergrund, dass höchstens einmal ein oder zwei Güterwagen bewegt werden, mehr als ausreichend.
Zusammen mit dem durch ESU neu bearbeiteten Originalsound ergibt sich durch den verbauten Lautsprecher ein beeindruckendes Klangbild. Je nach Original springen ein oder zwei Motoren an, die erreichte Lautstärke und Qualität wären eines HO Modells würdig. Weitere Zusatzgeräusche wie verschiedene Signaltöne, Ansagen, Bremsenquietschen usw. runden das Bild ab.
Dem Modell liegt eine 2-seitige Bedienungsanleitung bei, welche auf die wesentlichen Punkte eingeht. Ersatzteile wurden in sinnvolle Pakete zusammengefasst, die man bei DM-Toys bestellen kann.
Fazit:
Mit den durch Modellbahn Union verbauten „Upgrades“ muss sich das Modell des MAN Schienenbusses auch vor aktuellen Neukonstruktionen nicht verstecken. Speziell die Soundversion ist eine echte Bereicherung für jede Spur N Anlage, die neuen Varianten wie RWE oder Hamburger Hafenbahn sind Hingucker auf jeder Modellbahn.
Aufgrund der weiten Verbreitung des Originals hat so gut wie jeder Sammler und Modellbahner einen guten Grund, den Schienenbus seiner Sammlung hinzuzufügen.