09/2018 von Christian Weiß
Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg sollte die britische Automobilindustrie billig zu produzierende Serienautos entwickeln und in die ganze Welt exportieren. Die Regierung benötigte dringend Devisen. ROVER war bis zu diesem Zeitpunkt vor allem für Luxusautos bekannt, doch konnte sich das niemand nach dem Krieg mehr leisten. Der technische Direktor benutze privat einen Willy Jeep und war von der Nützlichkeit des Wagens überzeugt. Er hatte die Idee, bei ROVER einen Geländewagen für die Landwirtschaft zu bauen und damit das Unternehmen aus der Krise zu führen. Der Rover sollte also für die Landwirtschaft sein, damit war der Name schon geboren: Land Rover. Der Prototyp wurde innerhalb von nur wenigen Wochen auf einem Jeep Chassis aufgebaut und der Vorstand gab die Freigabe für eine Kleinserie.
Zunächst wurde ein eigenes Chassis konstruiert. Ein Leiterrahmen und eine Spritzwand aus Stahl bilden das stabile Grundgerüst. Da für das Fahrgestell Stahl in entsprechender Länge nicht zur Verfügung stand, wurde es aus zwei Stücken zusammengeschweißt. Für die meisten weiteren Bauteile wurde wie beim Prototyp eine Aluminiumlegierung verwendet. Es war zwar dreimal teurer als Stahl, jedoch wesentlich verfügbarer - die Stahlreserven waren überwiegend durch die Rüstungsindustrie während des Zweiten Weltkrieges aufgebraucht. Motorisiert wurde das erste Modell, ein Fahrzeug mit einem Radstand von 80 Inch, mit einem Rover eigenen 1,6-Liter-Motor, der auch in einem Rover-PKW eingesetzt war. Auf der Amsterdam Motor Show am 30. April 1948 wurde der erste Land Rover enthüllt. Bis zu diesem Zeitpunkt war sich der Rover-Vorstand keineswegs sicher, ob das Fahrzeug eine Käuferschaft finden würde oder ob es sich um eine Fehlinvestition handelte. Bereits auf dieser Messe gingen weit mehr Bestellungen ein als erwartet und dieser Erfolg hielt an. Letzten Endes führte der Land Rover die Firma aus ihrer Krise.
Da der „Land“ Rover für den zivilen Betrieb, im Ursprung aber für die Verwendung in der Landwirtschaft entwickelt wurde, verfügte er von Haus aus über Kraftabnahmepunkte am Antriebsstrang. Land Rover gibt für die Serie fünf mögliche Stellen an, an denen interne wie externe Geräte wie Kompressoren, Generatoren oder Holzspalter angetrieben werden können. Diese finden sich an Motor und Getriebe. Im Rahmen wurden für die im Bedarfsfall notwendigen Übertragungswellen Aussparungen berücksichtigt. Die Schaltung der Nebenaggregate war je nach Gerät außen oder in der Fahrgastzelle oder an beiden Stellen möglich. Bei den verbreiteten Capstan-Winden erfolgten beispielsweise die Steuerung direkt an der Winde und die Kraftabnahme an der Stirnseite des Motors. Gerätschaften, die über das Getriebe angetrieben wurden, hatten eine Zuschaltung im Fahrzeug.
1958 wurde der bereits überaus erfolgreiche Land Rover technisch überarbeitet und als „Serie II“ auf den Markt gebracht. Durch diese Einführung wurden alle bis dahin gebauten Land Rover rückwirkend zur Serie I. Es folgte 1971 die „Serie III“ und 1983 der schraubengefederte Land Rover 90 und 110, der erst Anfang der 1990er Jahre den Namen Defender bekam. Das Konzept eines stabilen Stahl-Leiterrahmen-Chassis mit heavy box Section und einer Stahl-Spritzwand als Basis für die weiteren Teile sowie einer Karosserie aus Aluminium wurde für alle Modelle bis heute beibehalten.
Ein Land Rover Series II 88 Inch von 1962. Hier eine Edelstahlglänzende Version aus dem sonnigen Kalifornien.
Im Herbst 2015 erschien die im Frühjahr zur Spielwarenmesse angekündigte Formenneuheit des Land Rovers von WIKING. Dabei wurde der Land Rover 88 als Vorbild von WIKING genommen. Dieser Typ wurde zuerst 1962 gebaut nach der Umstellung von Serie I zur Serie II. Die Änderungen gegenüber der Serie I waren: Verlängerung des Radstandes von 80/86 Inch auf 88 Inch bzw. 107 Inch auf 109 Inch, die Karosserie wurde höher und breiter, der Motor hatte mehr Hubraum und damit mehr Leistung, es gab neue Türscharniere und die Seitenbleche wurden geändert.
Natürlich können die genannten Änderungen nicht im Modell gezeigt oder umgesetzt werden. Was aber umgesetzt werden kann und sehr gut getroffen wurde, ist die Karosserie des Vorbilds. Sofort erkennt man das typische Erscheinungsbild des Land Rovers. Sehr gut kann man den T-Grill erkennen. Hierbei berühren die Frontscheinwerfer nicht mehr den Kühlergrill. Auch die kleinen, runden Blinker werden sehr gut getroffen. Scheinbar wurden die kleinen weißen Lichter neben den Blinkern nicht berücksichtigt (oder konnten nicht). Wer das Modell noch ein bisschen „authentischer“ haben möchte, kann den T-Grill ein bisschen farblich nachbehandeln oder die Frontscheibe gegen eine filigranere austauschen. Die Frontscheibe wirkt doch recht dick. Insgesamt ist das Modell aber wieder eine gelungene Umsetzung eines Fahrzeugklassikers von WIKING.
Die beiden Modelle des Land Rovers von WIKING. Ob das offene Fahrzeug im Original auch in so einer auffälligen Farbe ausgeliefert wurde, konnte jedoch nicht recherchiert werden.
Als zweite Variante brachte WIKING den Land Rover in blaugrün mit einem Stoffverdeck heraus. Ein Reserverad liegt auf der Motorhaube – man weiß ja nie, über was man alles auf den Geländestrecken fahren muss.
Beide von WIKING herausgebrachten Modelle sind hier bei DM-Toys erhältlich.