08/2015 von Klaus Kosack
Fleischmanns erster Pwg mit (viel zu großen) Schlussleuchten
2001 erschien die zweite Variante von Fleischmann, und zwar die Ursprungsbauart. Diese unterschied sich gegenüber dem Vorgänger durch die durchgehenden Trittbretter am Wagen und die Schiebetüren hatten Fenster. Auf ein Schlusslicht wurde verzichtet. Und der Wagen hatte keine Stummelpuffer mehr, sondern durch die maßstäbliche Länge der Puffer wuchs die Wagenlänge um 2mm auf 53,2mm.
Die ursprüngliche Bauart noch mit Türfenstern
2003 kam die dritte Variante heraus: Der Wagen hatte Verstärkungsstreben nach DR-Bauart, die es vereinzelt auch bei DB-Wagen gab. Das Kennzeichen dieser Bauart waren im Zugführerabteil eine große Diagonalstrebe, im Packabteil kurze Streben nach G-Bauart. Auch hat der Wagen kein durchgehendes Trittbrett. Auch er ist 53,2mm lang.
Die DR-Variante mit geänderter Verstrebung
Jüngstes Kind im Bunde ist die Winterneuheit 2014, die im Juni 2015 ausgeliefert wurde (Best.-Nr. 830001). Dieser Wagen hat die Gehäuseform 3 und ist in Epoche IV beschriftet, wie auch das Untersuchungsdatum 19.1.70 anzeigt. Als Wagennummer trägt er die 940 2021-4, Bauart-Nr. [9400].
Die neueste Kreation als Epoche-IV-Modell
Für ein Epoche IV-Fahrzeug weist die Neuheit ein paar Ungereimtheiten auf: Fangen wir bei dem Dach an. Da sind am Modell 6 Abgas-Hutzen dargestellt, wovon die meisten aus der Anfangszeit des Pwgs stammen. Die 3 Lüfter auf dem Zugführerabteil sind noch aus der Zeit der Gasbeleuchtung, schon in den 50er Jahren hatte kein Pwg mehr diese. Das Dach über dem Zugführer hätte also so glatt sein müssen, wie beim allerersten Modell von 1973. Von den beiden Ofen-Abzügen ist der mittige von der ehemaligen Presskohlenheizung, auch diese gab es 1970 nicht mehr. Der mittig hintere Lüfter war für die Gasbeleuchtung im Packabteil gedacht, auch diese ist wegen der elektrischen Beleuchtung in Epoche IV überflüssig. Einzig das Ofenrohr an der Wagendachseite ist richtig, wenn auch in Epoche IV die Schlusselemente ganz anders aussahen.
Vergleich zwischen ganz neu (li.) und ganz alt (re.)
Ferner müsste Fleischmann erklären, wozu der große Behälter am Wagenboden dienen soll. Wenn es ein Gas-Vorratsbehälter für die Beleuchtung sein sollte, ist er fehl am Platze. Offenbar hat man sich nicht die Mühe gemacht, die für ein Epoche IV-Fahrzeug typischen Umbauten am Dach und Wagenboden nach zu bauen, sondern hat das Epoche II (I)-Fahrgestell und Dach übernommen. Das hatte Fleischmann bei seinem Erstling #8301 schon besser gemacht. Ansonsten konnte keine groben Maßabweichungen festgestellt werden.
Auf insgesamt 17 Varianten hat es der Güterzug-Begleitwagen bei Fleischmann bisher gebracht, am häufigsten im K.P.E.V.-Dekor (5x), je vier Mal als DRG und DR-Wagen, je einmal als ÖBB und DB-Fahrzeug. Ferner gab es den Wagen als Leig-Wagen mit einem Dresden (Gl 11) fest gekuppelt und zwar im DRG und DB-Livree. Kein anderer Hersteller hatte so viele Varianten auf den Markt gebracht.
Die Mitbewerber
Minitrix brachte seinen Güterzug-Begleitwagen bereits 1964 auf den Markt, damals noch branchenüblich mit erhabener Schrift. Im Laufe der Zeit wurde er modernisiert, z. B: gab es eine DRG-Version, aber m.W. hat er nie eine Kurzkupplungskulisse erhalten.
Minitrix Pwg ganz alt (li.) und in der DRG-Version (re.)
Arnold folgte im gleichen Jahr, presste aber seinen Pwg auf das arnoldübliche Einheitsfahrgestell. Damit war der Wagen um einiges zu lang.
einfacher Arnold Packwagen der 60er Jahre
Als letzter folgte Anfang der 70er Jahre Piko.
Pwg der DR von Piko mit Türaufschrift „Stückgutwagen“
Arnold, Brawa sowie Minitrix produzierten auch Güterzug-Begleitwagen anderer Bauart.
Einsatz auf der Modellbahn
Wie schon erwähnt, wurde der Güterzug-Begleitwagen in erster Linie in Güterzügen eingestellt, vorzugweise direkt hinter der Lok. Dabei spielte es keine Rolle, welcher Art der Güterzug war. Eine Ausnahme gab es doch: Bei Ganzzügen mit z.B. 4achsigen Selbstentladern (OOtz) wurde der Güterzug-Begleitwagen aus Sicherheitsgründen am Schluss eingestellt.
Nur bei Übergaben wurde in der Regel auf den Güterzug-Begleitwagen verzichtet. Auf Nebenbahnen ist der Einsatz des Pwgs auch in Personenzügen bekannt, wobei diese Personenzüge nicht schneller als 65 km/h fahren durften. Kurz, ein universell einsetzbarer Wagen, ein Muss für jeden Modellbahner.
Das Fazit
Licht und Schatten weist die Fleischmann-Neuheit auf, die überflüssigen Zutaten aus Epoche I/II auf dem Dach und den Gasbehälter für die Beleuchtung am Wagenboden. Ansonsten ein gelungenes Modell, das durch seine feine Beschriftung auffällt, die inhaltlich richtig ist. Im Moment ist das Angebot der Modellbahn-Industrie an Güterzug-Begleitwagen eher dürftig: Insgesamt zwei Epoche IV-Wagen der DR sind im Programm. Neben den hier besprochenen Wagen hat BRAWA den Pwgs 44 im Programm. Da der Modellbahner Güterzug-Begleitwagen sein Eigen nennen sollte, sollte er – sofern er noch keinen hat – hier zugreifen, DM-Toys hat den Wagen im Angebot.
Klaus Kosack
Lit.: Carstens/ Scheller/ Westermann, Güterwagen Bd. 6, Fürstenfeldbruck 2011
Carstens, Güterzug-Gepäckwagen = MIBA-Report 1/2012, Fürstenfeldbruck 2012