05/2024 von Klaus Kosack
Nach gut zwei Jahren Wartezeit lieferte Arnold das o.g. Wagen Set aus. Es besteht aus vier Wagen, und zwar je einem Aüm203, Büm233, Büm234 und ARümh217, also vier verschiedenen Wagen. Der Halbspeisewagen ist auch als „Kakadu“ bekannt. In Arnolds Anzeige zum Zug steht nur „Reisezugwagen mit blauer, grüner und blau/roter Lackierung“, dass auch die allermeisten Online-Händler übernommen haben.
Vorbild
Man musste erst Kurbücher wälzen, um herauszubekommen, welcher Zug hinter der Zugpackung steht. Fündig wurde der Autor im Kursbuch Winter 1976/77. Zwei Indizien verrieten die Wagen: Der Laufweg ist München Hbf- Augsburg-Ulm- Stuttgart- Karlsruhe Hbf. Zweites Indiz: Das Revisionsdatum 1975/76 an den Wagen. Auf der Kurbuchstrecke 770 gab es einen Zug, der die o.g. Bedingungen alle erfüllte: Der werktäglich verkehrende D 560. Damit wurde das Rätsel gelöst. Aus dem Kurswagenverzeichnis ergab sich ferner, dass der Halbspeisewagen von München nur bis Stuttgart bewirtschaftet wurde. In Stuttgart war wegen des Kopfbahnhofes Lokwechsel erforderlich. So lässt sich auch die Reihung des Zuges erahnen: Der Halbspeisewagen fuhr hinter der Lok und wurde in Stuttgart zusammen abgekuppelt. Ab Stuttgart fuhr der Zug nur noch mit drei Wagen. Alternative: Ab Stuttgart bis Karlsruhe war das Speiseabteil für die Reisenden geschlossen. Der Zug verließ München um 10:20 Uhr und kam um 12:43 Uhr in Stuttgart an. Sieben Minuten später fuhr der Zug in Stuttgart los und kam um 13:51 Uhr in Karlsruhe Hbf an.
Ist es realistisch, dass der Zug beim Vorbild nur aus vier Wagen bestand? Da braucht man sich nur das Platzangebot erster und zweiter Klasse ansehen (auch das steht auf den Wagen): Die 2. Klassewagen haben je 72 Plätze, der 1. Klassewagen dagegen nur 60. Hinzu kommen die 18 Plätze vom Halbspeisewagen. Macht zusammen 78 Plätze 1. Klasse gegenüber 144 Plätze 2. Klasse. Das wäre beim Vorbild ein Überangebot 1. Klasse.
Realistischer wäre es, wenn der 1. Kl. Wagen ein 1./2. Klasse-Wagen wäre und die 1. Kl. Plätze um 30 gemindert, die 2. Kl. Plätze um 36 erhöht würden. So ergäbe es 48 Plätze 1. Kl. und 180 Plätze 2. Kl. Das wäre für meinen Geschmack realistischer. Oder man ergänzt den Zug um einen 2. Kl. Wagen aus seinem privaten Fundus. Da kann man auch Wagen mit anderer Lackierung nehmen, wie z. B. Pop-Wagen oder frisch vom AW einen ozeanblau/ beigen Wagen- alles je nach Geschmack. Blöd ist nur, dass Arnold noch keinen 1./2. Kl. Wagen im Programm hat. Damit könnte man noch viele realistischere Wagensets anbieten. Kommen wir zurück zum Schnellzug D 560.
Zum Schluss noch die Frage, welche Loks fuhren damals solche Züge? Die Strecke nach Karlsruhe war komplett elektrifiziert. Daher kommen folgende Loks in Frage: 103, 110 (beide Bauarten Kasten oder Bügelfalte) oder 118. Alle Loks gibt/ gab es in N. Laufweg der 118 war nur von München bis Stuttgart.
Modelle des Sets
Hier bediente sich Arnold aus seinem bekannten Wagenreservoir, der einzeln oder auch in Sets erschienen ist. Folgende vier Wagen wurden mit dem Set ausgeliefert:
Fast alle Wagen sind Beschriftungsvarianten und gehören zu dem neueren Warensortiment von Arnold. Auch ohne Kurzkupplung kuppeln sie herrlich eng. Im praktischen Betrieb gab es keine Ausfälle: Keine ungewollten Entkupplungen gab es und der Zug fuhr durch alle möglichen Radien und Gleissysteme der Club-Anlage. Neu ist der ARümh217 (Kakadu), der neu entwickelt wurde. Bereits 1975 brachte Arnold einen Kakadu auf dem Markt. Leider wurde dabei übersehen, dass der Halbspeisewagen im Modell knapp 1 cm länger (Vorbild 27,5 m) ist. Man hat da ein Fahrgestell der normalen Schnellzugwagen herangezogen und darauf den Kakadu aufgebaut. Hier ein Foto der beiden Wagen:
Hier kann man gut sehen, wie und wo Arnold gekürzt hat. Die Fenster sind etwas schmaler und bei den Zwischenwänden wurde auch gespart. Trotzdem war es damals der erste Halbspeisewagen in Rot/blau in N. Später gab es von Minitrix ebenfalls den Kakadu, jedoch mit zu großer Schrift „Speiseraum“. Kurz mein Fazit: Der neue Kakadu von Arnold ist der beste Halbspeisewagen, der bisher erschienen ist. Das Vorbild des ARümh217 wurde 1966 von Hansa gebaut und 1989 umgebaut. 1995 schied er bei der DB aus und wurde verkauft.
Einsatz auf der Modellbahn
Wie schon erwähnt, kuppeln die Wagen sehr kurz, sodass Kurzkupplungsköpfe nicht erforderlich sind. Wichtig dabei ist, dass die Gummibalgen der Wagen fest und tief in den Wagen stecken. Hier ein Bild vom Kuppelabstand ab Werk.
Mein Fazit
Einmal mehr hat uns Arnold in diesem Jahr ein Wagen Set beschert. Zu bemängeln ist die unzureichende Produkt-Beschreibung. Warum wurde das Wagen Set nicht Schnellzug genannt? Wir wissen jetzt, die korrekte Bezeichnung wäre „Schnellzug D 560“. Das Set wird mit einem UVP von 194,90 € angeboten, also knapp 49 € pro Wagen, was zum gehobenen Preissegment gehört. Trotzdem ein schöner Zug, der wohl -wegen des Kakadus- auf vielen Anlagen zu finden sein wird. Wenn Arnold noch einen 1./2. Kl. Wagen realisieren würde, hätten sie bei Zugpackungen viel mehr Möglichkeiten.
Klaus Kosack
Literatur:
H.J. Obermeyer, Taschenbuch Dt. Reisezugwagen, Stuttgart 1977
DB (Hrsg.), Kursbuch Winter 1976/77, KBS 770