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12/2023 von Klaus Kosack

Das neue DRG - Schnellzug-Set von Fleischmann

Werksfoto DRG Set

Vorbild

Im Spätherbst 2023 lieferte Fleischmann ein vierteiliges Wagen-Set eines DRG- Schnellzugs (#6260006) aus. Laut Revisionsdaten der Wagen spielt der Zug Mitte der 30er Jahre. Die Zuglaufschilder gaben weitere Hinweise: Berlin Stadtbahn- Stendal- Hannover-Bielefeld- Hamm- Hagen- Wuppertal- Köln Hbf. Daraufhin wurde ein Kursbuch aus der Bibliothek geholt und ein passender Zug gesucht. Mir lag das Kursbuch Winter 1937/38 vor. Und siehe da, auf der Strecke 185 (Berlin-Stendal-Hannover) wurde der Autor fündig. Es ist der D 4, der die gleiche Strecke wie auf dem Zuglaufschild befuhr. Nachdem der Zug herausgefunden worden war, wurde in das Zug- und Wagenverzeichnis über den D 4 nachgesehen. Folgendes wurde herausgefunden: Der Zug hatte von Berlin bis Köln einen Speisewagen dabei. In Hamm wurde der Flügelzug D 104 eingesetzt, der Wagen vom D 4 bekam und über das nördliche Ruhrgebiet (Essen- Altenessen) nach Aachen fuhr. Vom D 4 bekam der Flügelzug D 104 Wagen der 1./ 2. und 3. Klasse, mithin mindestens einen ABC4ü und einen C4ü. Auch der Flügelzug war mit einem MITROPA-Speisewagen bewirtschaftet.

Kommen wir zurück auf den D 4: Auch er führte alle 3 Klassen, hatte einen MITROPA Speisewagen und am Sonntag war ein Postwagen dabei. Ob der Postwagen ein PwPost 4ü-28 war, darüber schweigt das Kursbuch. Da damals häufiger als heute geschrieben wurde, gehe ich eher davon aus, dass es sich um einen separaten Postwagen gehandelt hat. So recherchiert, könnte der Zug folgende Reihung gehabt haben:

Lok- (Post4ü) - PwPost4ü- C4ü-C4ü-ABC4ü- WR4ü-C4ü-C4ü-C4ü-ABC4ü.

Die letzten beiden Wagen sind die Kurswagen nach Aachen. Immerhin ein stattlicher D-Zug mit 10 Wagen bis Hamm. Zuglok könnte bis Hannover oder Hamm eine Lok der Baureihe 01,03 oder 17.10 gewesen sein. Alle Loks mit großen Ohren (Wagner-Windleitbleche). Der Zug fuhr um 8:26 Uhr im Bf. Berlin Schlesischer Bf. ab und erreichte Köln um 16:27. Längere Aufenthalte (>7 Min) hatte der Zug in Hannover und Hamm. Dort gab es Lokwechsel und/oder Kurswagentausch.

Übrigens, den D 4 gab es bei der Reichsbahn gleich vier Mal: Tilsit-Berlin, Berlin-Frankfurt, Berlin- Hamburg- Altona und Berlin- Köln.    

Modell

Alle vier Wagen des Sets sind schon länger bei Fleischmann im Programm. Den Preußen mit 3 Klassen gibt es seit 1997, die DRG-Bauart C4ü-35 schon seit 1982 und der PwPost4ü-28 seit 2004. Es folgen Bilder der vier Wagen des Sets.

ABC4ü pr09- 14 783 Berlin
C4ü-35 -16 548 Berlin
C4ü-35 – 16 637 Berlin
PwPost4ü – 100 007 Berlin

Zu den Wagen im Einzelnen nachstehende Übersicht:

Bauart

Baujahr

Zeichnung

Wagennummer

Gebaute Wagen

ABC4ü pr 09

1909

Ia 5a

14 783

195

C4ü-35

1936

Fwp 312.1

16 548

848

C4ü-35

1936

Fwp 312.1

16 637

848

PwPost4ü-28

1928

PwPost4ü 01.000

100 007

20

 

Überwiegend hat das Set moderne Wagen, denn die Hälfte war noch nicht einmal ein Jahr alt. Nur der Preuße ABC4ü stammt noch aus der Länderbahnzeit. Der ABC4ü-pr09 war der letzte dreiklassige Wagen in Preußen.

Fraglich ist der Zustand des Preußens: Ab Anfang der 30er Jahre wurden nach und nach alle Wagen mit einer Gasbeleuchtung auf elektrisch umgebaut. Man kann die Umbauwagen an zwei Sachen erkennen: Keine Ablüfter mehr auf dem Oberlicht und fehlender Gasbehälter am Boden. Da nicht alle Wagen auf einen Schlag umgebaut werden konnten, gehen wir mal davon aus, dass der Wagen wahrscheinlich bei der nächsten Hauptuntersuchung eine elektrische Beleuchtung bekommen hat. Andererseits hatte Fleischmann schon mal einen Preußen mit elektrischer Beleuchtung im Programm, allerdings ein umgebauter ABC4ü pr09 als BC4ü pr11. Hier wurde das 1. Kl. Abteil mit seinen 4 Sitzen zur 2. Kl. herabgestuft. Formtechnisch sind aber beide Wagen identisch, wie nachstehendes Foto zeigt. Man hätte also das vorhandene Dach und Fahrwerk für den ABC4ü nehmen können. Der Preuße hat schon die moderneren Schwanenhals-Drehgestelle.

BC4ü pr11 der frühen DB mit elektr. Beleuchtung

Das letzte Augenmerk galt der Höhe und Kuppelabstand der Wagen. Gerne wird Fleischmann die „Hochbeinigkeit“ seiner Wagen nachgesagt. Stimmt das auch? Als erstes wurde der C4ü-35 (mit Pleitegeier) aus 1982 und der aktuelle C4ü-35 (rechts) verglichen. Das Ergebnis ist im nachstehenden Bild zu sehen.

Höhenvergleich der beiden C4ü-35

Es fällt auf, dass es bei der Höhe keine Differenzen gibt. Noch ein Hinweis: Bei dem aktuellen C4ü-35 sind die Türscharniere sehr kräftig ausgefallen. Ob da Fleischmann seine Farbe auf das Gehäuse mehrfach gespritzt hat?

Die weiteren Höhenvergleiche galten den beiden anderen Wagentypen des Sets.

Höhenvergleich PwPost4ü-28 mit C4ü-35
Höhenvergleich C4ü-35 mit ABC4ü pr09

Auch bei diesen beiden andern Höhenvergleichen kann man zufrieden sein, denn der DRG-C4ü-35 fällt nicht durch zu große „Hochbeinigkeit“ auf. Die Wagendächer sind auf einer Linie

Einsatz auf der Modellbahn

Wie oben schon gesagt, sind 4 Wagen für einen überregionalen Schnellzug etwas wenig, zumal auch der Speisewagen fehlt. Es gab aber auch bei der Reichsbahn regionale kurze Schnellzüge, z.B. auf der Werra-Bahn in Thüringen. Da verkehrte ein kurzes Schnellzug-Paar zwischen Eisenach und Lichtenfels (151 km). Auch die Zuglok für diesen Zug ist überliefert: Es war die damals neue BR 62, die u.a. in Meiningen stationiert war. Die 62 010 von Fleischmann (#7053) aus 2003 ist die Lok, die ganz genau passt.

Also, wer auf die Zuglaufschilder nicht genau hinsieht bzw. es übersieht, hat man einen kurzen vorbildgerechten Schnellzug. Sonst bleibt nur die Möglichkeit, DRG- Reisezugwagen gebraucht zu erstehen, um so den Zug zu ergänzen. Oder man hat eine Reisezugsammlung mit weiteren DRG- Schnellzug-Wagen.

Fazit

Das ist inzwischen schon das zehnte Reisewagen- Zugset, dass Fleischmann in diesem Jahr herausgegeben hat. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden. Dumm ist nur bei den Sets, dass passende Einzelwagen meistens nicht angeboten werden. Für einen Fernzug als D-Zug ist der Zug mit 4 Wagen viel zu kurz. Aber das Set kann als regionaler D-Zug noch akzeptiert werden. Etwas merkwürdig erschien mir die Ausgestaltung des Preußenwagens mit Gasbeleuchtung, waren doch Mitte der 30er Jahre die meisten Länderbahn- Wagen auf elektrisch umgebaut. Das Set konnte als D 4 (Berlin- Köln) festgestellt werden, der aber wesentlich länger hätte sein müssen. Differenzen in der Pufferhöhe konnten nicht festgestellt werden. So gesehen kann das Set empfohlen werden, ist es das einzige Set des Jahres in Epoche II.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

E. Konrad, Reisezugwagen der Länderbahnen, Bd. 1 Preußen, Stuttgart 1982
Deutsche Reichsbahn, Kursbuch Winter 1937/ 38
J. Deppmeyer, Reisezugwagen der Dt. Reichsbahn, Bd. 2 1932-1937, Freiburg 2019
W. Diener, Reisezug- und Triebwagen der Dt. Reichsbahn 1930 mit Nachträgen bis 1955, Krefeld 1983

 


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