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10/2023 von Klaus Kosack

Bemerkungen zum „Roten Bamberger“

Werksbild „Roter Bamberger“ Zug 1

Offenbar suchte Minitrix für seine neuen Schürzen-Eilzugwagen weitere Varianten, die sich auch optisch von den grünen Brüdern unterscheidet. Gefunden hat Minitrix das mit einer roten Wagengarnitur, die es tatsächlich in den frühen 50er Jahren auch gab. Damals experimentierte die DB an Wendezügen, in der Nachfolge der DRB-Wendezüge, wo erste erfolgreiche Tests bereits 1938 gestartet waren.

Was sind Wendezüge? Das sind Reisezüge, wo die Lok immer am gleichen Ende des Zuges steht. Am anderen Ende steht der Steuerwagen, der je nach Lokbauart die Signale an die Bedienung der Lok schickte oder auch die Bedienung einsparte, denn die Lok war über Signalleitungen steuerbar. Letzteres galt vornehmlich für Diesel- und Elloks. Das sparte Zeit für die Rückleistung, denn der Lokführer brauchte nur an das andere Ende des Zuges zu gehen und der Zug war wieder einsatzbereit. Bremsproben waren da überflüssig.

Vorbild

Im Großraum Nürnberg gab es Anfang der 50er Jahre im Nahverkehr einen Bedarf an Wendezügen, die die Nebenbahnen um Nürnberg herum zu befahren. Damit die Wendezüge nicht zu schwer wurden, griff man auf die jungen (kaum 10 Jahre alten) Schürzen-Eilzugwagen zurück, die gut 10 t weniger als ihre älteren Brüder wogen. In Nürnberg gab es zwei Arten von Wendezügen: Züge, die mit Donnerbüchsen und einem umgebauten Packwagen bestanden, wo ein Befehlsstand für den Lokführer eingebaut war. Diese Züge wurden meistens mit der V 36 bespannt. Die zweite Art war der „Rote Bamberger“, der aus 4-achsigen Eilzugwagen bestand. Für diesen Zug ließ die DB fünf Schürzeneilzugwagen herrichten. Es gab im Raum München auch Wendezüge mit ehemaligen preußischen Abteilwagen.

Die Mehrzahl der Schürzeneilzugwagen waren ehemalige Lazarettwagen, die erst für den gedachten Einsatz hergerichtet werden mussten. Es wurden leicht gepolsterte                                                                                                    Sitzbänke eingebaut, es gab einen Mittelgang. So hatten die Sitzwagen 72 Plätze, der Steuerwagen deren 60 Plätze.  Der ganze Wagenzug hatte nur die 3. Klasse, ein BC4yl und Gepäckwagen waren nicht vorgesehen. So hatte der Zug insgesamt 344 Plätze. Im Zug gab es neun Toiletten. Bei der DB firmierten die Wagen als C4yl-43/52, der Steuerwagen als C4ylf-43/52. Das war auch der einzige Steuerwagen dieser Bauart bei der DB. Kennzeichnend für alle Wagen der Wendezüge war ihr roter Anstrich. 1953 wurden die roten Wagen in Dienst gestellt, aber nach sechs Jahren war damit Schluss und alle Wagen wurden wieder grün gestrichen.

Lt. Zuganzeiger beim Mittelwagen fuhr der Zug von Nürnberg Hbf über Fürth, Forchheim und Ebermannstadt nach Behringersmühle, also im Schlussabschnitt durchs Wiesenttal, einem beliebten Ausflugsziel aus Nürnberg. Bamberg liegt da 40 km weiter nördlich und wurde nicht bedient. Keiner der damaligen Wendezüge erreichte Bamberg. Weitere Ziele der Nürnberger Wendezüge waren u.a. Hersbruck, Treuchtlingen und Cadolzburg.

Zuglok war die neue V 80, von denen 3 Loks in Bamberg stationiert wurden. Eingesetzt wurden jedoch die Loks häufig von Nürnberg Hbf aus, das jedoch keine Kapazität für weitere Loks hatte. Unser Wendezug fuhr von Nürnberg Hbf über Fürth nach Forchheim. Dort war Richtungswechsel zum Wiesenttal nach Behringersmühle.  Gerne wurde der Zug im Ausflugsverkehr am Wochenende eingesetzt.  Hier konnte die früher bekannte billige Sonntagsrückfahrkarte eingesetzt werden.  

Im Laufe der Zeit erfuhr der Zug verschiedene Änderungen: Es stellte sich heraus, dass auch die 2. Klasse (nach 1956 1. Kl.)  nachgefragt wurde. Diesem Wunsch kam man mit einem grünen Mitteleinstiegswagen AB4ylg-51 nach. Da auch der Steuerwagen seine Mucken hatte, wurde er auch durch einen grünen Mitteleinstiegswagen B4ylgf-53 ersetzt. Fotos aus den 50er Jahren beweisen das. Ende der 50er Jahre wurden die roten Schürzeneilzugwagen aus dem Wendezugverkehr abgezogen und kamen wieder als „normale“ grüne Schürzeneilzugwagen zum Einsatz.

Modell

Wie schon erwähnt, waren diese Wagen für Minitrix eine willkommene Variante, die sich doch deutlich von den grünen Vorgängern durch ihren roten Anstrich unterschied. Alle Wagen außer dem Steuerwagen (dort lässt sich die Beleuchtung nur digital schalten; analog leider nicht) haben Beleuchtung, die aber für meinen Geschmack etwas zu grell sind. Ggfs. kann man die Beleuchtung etwas dimmen, z.B. mit einem Vorwiderstand. Die in den 50er Jahren eingebauten Leuchten waren deutlich schwächer und nicht so lichtstark wie bei den Modellen. Leider lassen sich die Leuchten auch digital nicht dimmen, abgesehen davon, dass in den allermeisten Fällen die Anlage am Tag spielt und daher Leuchten eher überflüssig sind.

Zur Verfügung stand das Set #15405, das aus zwei Schürzeneilzugwagen und dem Steuerwagen besteht. Später kam noch das Set #15406 hinzu. Hier Bilder der Wagen beider Sets:

C4yl 43/52 Wagennummer 75 090 Nür
C4yl 43/52 Wagennummer 75 085 Nür
C4yl 43/52 Wagenummer 75 100 Nür
C4yl 43/52 Wagennummer 75 153 Nür
C4ylf 43/52 Wagennummer 75 004 Nür
Steuerwagen schräg von vorne
Frontleuchten
Schlusslichter

Nicht fehlen darf die Zuglok, hier die V 80 009, die seinerzeit in Bamberg stationiert war. Wem die roten Räder nicht gefallen, der kann sie grau übermalen.

Zuglok V 80 009 von Minitrix

Laut Wagenverzeichnis wurden für den Nürnberger Vorortverkehr fünf Schürzeneilzugwagen hergerichtet. Es waren die Wagen mit den Nummern 75 085,  75 090, 75 100 und 75 153, alles ehemalige C4i-43, die auch 1943 in Dienst gestellt wurden und nach dem Umbau sich zunächst C4ylwb-43/52 nannten. Der Steuerwagen 75 004 wurde aus dem C4i-43, ebenfalls Baujahr 1943 umgebaut und wurde dann als C4ylwf-43/52 bezeichnet. Die in der o.g. Auflistung nicht vorhandenen Wagen 75 100 und 75 153 sind im Set #15406 enthalten.  Alle Wagen haben Drehgestelle der Bauart Görlitz III leicht.

Eines erstaunte mich doch sehr: Bei dem Ersteinsatz zeigte der Steuerwagen statt dem roten Schlusslicht die Fronbeleuchtung. Der geschobene Zug zeigte an der Spitze rote Schlusslichter. Da war der Decoder falsch programmiert. Man musste den Steuerwagen umprogrammieren und jetzt funktionierte es: Die richtigen Lampen leuchteten vorwärts und rückwärts. Wer keine Digital-Steuergeräte hat, muss den Wagen zum Händler zurückgeben.

Fazit      

Mit diesen beiden Wagensets hat Minitrix einen vorbildlichen Wagenzug der Epoche IIIa herausgebracht. Dazu kann man Minitrix nur gratulieren. Den Wagenpackungen liegen noch Kleinteile bei, um die Wagen für die Vitrine aufzurüsten. Erwähnenswert sind die Kuppelstangen, die ein ungewolltes Entkuppeln verhindern sollen. Darüber dürften sich die Betriebsbahner freuen.  Bei dem Decoder im Steuerwagen hat Minitrix sich ein faux pass geleistet, weil falsch herum eingebaut.

Das ist schon der dritte Wagenzug, den Minitrix in diesem Jahr herausgebracht hat. Da kann man nur sagen: Weiter so!

 

Klaus Kosack

 

Literatur:
W. Diener, Reisezug- und Triebwagen der Deutschen Reichsbahn 1930, Nachträge bis 1955, Krefeld 1983
E. Preuß, Wendezüge, Stuttgart 2001  
P. Große/ J. Högemann, Die Baureihe V 80, Freiburg 2009


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Minitrix_15405: DCC Digital Personenwagen Set Die roten Bamberger Teil 1 DB Ep.III 3-teilig
Minitrix_15406: Personenwagen Set Die roten Bamberger Teil 2 DB Ep.III 2-teilig

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