11/2023 von Klaus Kosack
Im Spätherbst 2023 lieferte Fleischmann einen vierteiligen Schnellzugwagenset heraus. Er besteht aus drei Schürzenwagen und einen Gepäckwagen. Alle Wagen gehören lt. Anschrift zur BD München. Dummerweise hat keiner der Wagen ein Zuglaufschild. Daraufhin begab sich der Autor auf die Suche, welcher Zug wohl dahinterstecken könnte.
Anfang der 60er Jahre gab es noch Flügelzüge, die auf Teilstrecken den Hauptzug entlasten sollten. So ein Flügelzug war z.B. der D 196/ 197, der zur Unterstützung des Hauptzuges D 96/ 97 dienen sollte. Dieser Flügelzug fuhr von Nürnberg nach Lindau und fuhr vor dem Hauptzug München- Lindau (-Zürich). Zwischen Buchloe und Lindau befuhren sie die gleiche Strecke. Flügelzüge hatten meistens eine um 100er- Nummern höhere Zugnummer.
In Flügelzügen wurde oftmals ältere Wagen eingesetzt, so auch bei dem D 196/ 197. Verbürgt ist hier der Einsatz von Schürzen-Schnellzugwagen. So konnte die DB die noch nicht so zahlreichen Neubau-Schnellzugwagen, z.B. den B4ümg-54 in den Hauptzug einsetzen. Das Ganze spielt um 1962. Hinzu kam, dass die Wagen innerhalb einer BD fest in Betriebswagenwerken (Bww) (ähnlich wie Loks) stationiert waren und nicht an allen Bww ein ausreichendes Neubauwagen Reservoir vorlag. Für die vier Wagen des Sets wählte Fleischmann das Bww München Hbf. Alle o.g. Informationen stehen auf den Wagen.
Modelle des Schnellzugs
Alle vier Wagen stammen aus dem Roco-Erbe- und zwar die Sitzwagen aus der letzten Produktion Rocos (2008) mit Kurzkupplung mit Spiralfeder am Wagenboden. Der Gepäckwagen stammt ebenfalls aus dem Roco-Erbe, gehört allerdings zu den Eilzugwagen. Freilich wurde der Gepäckwagen auch in D-Zügen eingesetzt, schließlich war der Wagen für 120 km/h zugelassen. Hier folgen die Einzelbilder der Wagen des Schnellzugs:
Alle vier Wagen stammen aus dem Roco-Erbe. Die ersten Schürzenwagen gab es vor über 40 Jahren; der Einstieg war ein DRB- Schnellzug mit 5 verschiedenen Schürzenwagen, nämlich einen AB4ü, ABC4ü, C4ü, WLAB4ü und Post4ü, mit Laufweg Wien- Berlin. Die Zugpackung hatte 6 Wagen, der C4ü war doppelt (mit anderer Wagennummer). Danach erschienen die Wagen in Epoche IV, erst über 20 Jahre später erschienen sie auch in Epoche III, diesmal mit einer Kurzkupplungskulisse. Später erschienen noch der Speisewagen WR4ü und ein BC4ü.
In Epoche III waren es die Wagen A4ü, AB4ü, B4ü, WLA4ü und WR4ü und Post4ü.
Nach 2010 übernahm Fleischmann die Roco-Formen und es erschienen die Schürzenwagen für die F-Züge in kobaltblau und in grün, Epochen II und III. Letztere waren für D-Züge und Eilzüge gedacht. Anfang der 50er Jahre wurden die erst 10 Jahre alten Wagen modernisiert, es entfielen die Holzsitze in der 3. (später 2.) Klasse.
Auch am Boden hat sich nicht viel verändert, wie folgendes Foto zeigt.
Auch am Boden hat Fleischmann nichts verändert, alle ausgeformten Aggregate sind genau an der gleichen Stelle, wie vor über 40 Jahren. Selbst die eingebaute Kurzkupplungskulisse stammt noch von Roco 2007. Der einzige sichtbare Unterschied ist das Firmenlogo. Unten prangt die Aufschrift „Roco -Made in Austria“, das bei dem neuen Wagen dem einfachen „Fleischmann“ gewichen ist.
Einsatz auf der Modellbahn
Die Wagen lassen sich herrlich als kürzeren Schnellzug einsetzen. Hier stimmt auch das Verhältnis 1. zur 2. Klasse. Ein halber Wagen 1. Kl. reichte völlig aus. 184 Sitze 2. Kl. Zu 18 Sitze 1. Kl., also 1:10. Wem der Zug zu kurz ist, kann z.B. auf die neuen Schürzen-Eilzugwagen von Minitrix zurückgreifen, z.B. einen 1./ 2. Kl. Wagen und einen 2. Kl. Wagen. Oder auch Neubauwagen, z.B. den B4ümg-54 (Minitrix) und AB4ümg-61 (Fleischmann, Minitrix) dem Zug anhängen. Da gibt es viele Möglichkeiten für den Modellbahner. Hinter dem Schnellzug verbirgt sich z.B. der D 196/ 197, ein Flügelzug zum D 96/ 97, der die beigepackten Schürzenwagen aufwies.
Fazit
So hat einmal mehr Fleischmann seine Schürzenwagen vermarktet, diesmal als Schnellzug mit vier Wagen. Erfreut war der Autor, dass auch die Packwagen aus der Eilzugserie von Roco Wiederauferstehung feiern konnte. Immerhin war er 15 Jahre in der Versenkung verschwunden. Ein großes Lob an die Wagenkonstrukteure von Roco, deren Formen auch nach über 40 Jahren heute noch mithalten können. Pro Wagen muss heute knapp 40 € hingeblättert werden, auf einer alten Roco Schachtel war noch ein Preisschild von 25 DM (1997), also etwa ein Drittel des heutigen Preises.
Der Zug könnte ferner eine billigere Variante für den 2024 erscheinenden Zug D 96/97 mit der Baureihe 03 von Minitrix sein. Da wird allerdings für jeden Wagen über 50 € verlangt. Ob Fleischmann deswegen diesen Schnellzug schon jetzt herausgebracht hat, wer weiß?
Klaus Kosack