10/2018 von Klaus Kosack
Das Set beinhaltet einen D-Zug mit der Baureihe 221 (Digital) und 4 Popwagen, nebst Schienen, z21- Steuerzentrale, Multimaus und Trafo. Damit kann sofort „Eisenbahn gespielt“ werden. Lok und Fahrverhalten konnten mangels Testerfahrungen nicht betrachtet werden.
Lok: Die beigepackte Diesellok der Baureihe 221 (ex V 200.1) wurde in 50 Exemplaren zwischen 1962 bis 1965 als verstärkte V 200 gebaut. Sie hatte 2 Motoren mit jeweils 1350 PS. Die Loks wurden anfangs für schnelle Reisezüge auf steigungsreichen Strecken (Allgäu und Schwarzwald) eingesetzt. Ab 1980 waren alle Loks im Ruhrgebiet und Norddeutschland versammelt, wo sie schwere Güterzüge zogen. Schon ab 1974 begann die Ausmusterung der starken Loks. Die letzten 221 wurden 1988 ausgemustert. Viele 221 wurden verkauft, z.T. auch ins Ausland, davon 15 nach Slowenien.
Das Vorbild der Lok im Set ist die 221 150-6, die letztgebaute 221, die als V 200 150 im Jahre 1965 in Dienst gestellt wurde. Sie stand nur 15 Jahre im Dienst und war von 1965 bis 1976 im Bw Villingen/Schwarzwald und ab 1976 bis 1980 im Bw Oldenburg beheimatet. Am 21.10.1980 wurde sie ausgemustert und danach im AW Bremen zerlegt. An dieser Stelle ist Fleischmann ein Lapsus passiert: Auf der Lok steht Bw Lübeck, BD Hamburg. Lübeck hatte Loks der BR 221, nur mit anderer Betriebsnummer und die 221 150 war nie in Lübeck beheimatet.
Foto 2: Lok 221 150
Reisezugwagen: Eine kurze Lebensdauer hatten die sogenannten Popwagen. Ab 1970 experimentierte die DB mit neuen Farben für ihre Reisezugwagen. Man wollte weg von dem Einheitsgrün bzw. -blau und die Bahn moderner aussehen lassen. Der erste Versuch waren die Popwagen, die je nach Nutzung verschiedenfarbige Fensterbände hatten. So waren die meisten
Einheitlich war der Anstrich des Wagenkastens unterhalb der Fenster: Sie waren einheitlich in kieselgrau RAL 7032 gehalten; die Dächer einheitlich in umbragrau RAL 7022 gestrichen. Insgesamt 145 Reisezugwagen bekamen das neue Farbkleid. Offenbar war der DB der Aufwand an Farben zu heftig; schon 1974 beschloss man, die Reisezugwagen (außer TEE) einheitlich in ozeanblau/ beige zu lackieren. Damit war das Experiment „popfarben“ schon wieder zu Ende. Anfang der 80er Jahre wurden die letzten Wagen ihrer Popfarben beraubt. Die ozeanblau/cremefarbenen Wagen hatten damit keine Kennzeichnung ihrer Nutzung mehr.
Wagen der Zugpackung: Folgende Wagen beinhaltet die Zugpackung:
Foto 3: Gepäckwagen
Foto 4 Aüm 203
Foto 5: Speisewagen
Foto 6: Büm 233
Zu den Wagen noch folgende Bemerkungen: Einen Gepäckwagen in Popfarben mit der Nummer auf dem Modell hat es nicht gegeben. Überdies hat der Wagen ein Steildach, was eher auf einen Düms 905 hindeutet. Laut Wagennummer soll er ein Düm 902 sein.
Der Speisewagen hatte nur ein kurzes Leben. Es war der einzige WRümh 132 mit Popfarben, der aber 1974 in Brüssel ausbrannte und danach verschrottet wurde.
Auf den Sitzwagen steht als Zuglaufschild der DC (915) Emsland – Emden- Frankfurt (M). Den DC Emsland hat es gegeben: Er fuhr ab 1973 als IC- Zubringer bzw. im IC- Ergänzungsnetz, diese Zugart setzte sich jedoch nicht durch, da vor 1979 die ICs nur die 1. Klasse führten, die Mehrzahl der Reisenden in den DC fuhren 2. Klasse. Geführt wurde dieser Laufweg als Linie 11. Bereits 1978 wurde diese Zuggattung abgeschafft und die Züge wieder in normale D- bzw. Eilzüge umgewandelt.
Auf der Linie 11 wurden im Nordabschnitt Dieselloks der Baureihe 216 eingesetzt. Gelegentlich kamen auch noch Dampfloks der Baureihe 012 zum Einsatz. Gepäck- und Speisewagen wurden auf der Linie nie eingesetzt, ebenso wie die beigepackte Lok 221 150.
Wem die vier Wagen des Sets zu wenig sind, kann auf das Fleischmann-Programm zugreifen: Es gab den Aüm, ABüm und Büm in blau und grün als Epoche IV-Fahrzeuge, auch die ozeanblau/ cremefarbenen Wagen des gleichen Gattung waren im Angebot. Zeitweise gab es bei Fleischmann auch Popwagen einzeln, so z.B. die Einzelexemplare ABwümz 227 und Bwümz 237 (beide Probe-EUROFIMA- Wagen). Wegen des stimmigen Bildes empfehle ich, nur Wagen von Fleischmann zu nehmen, damit die Wagenhöhe zwischen den Wagen passt. Leider haben Fleischmannwagen die Eigenschaft, etwas hochbeinig zu sein und damit sind im Zug Wagen anderer Hersteller weniger geeignet, da sie meistens tiefer liegen. Ein richtiger D-Zug der Epoche IV sollte noch mindestens zwei weitere Büm- Wagen aufweisen.
Foto 7: Fleischmanns Bwümz (li) und Büm (re)
Foto 8 Minitrix Büm grün (li) und Flm Popwagen
Foto 9: Minitrix Bwümz (li) und Flm Popwagen
Hier sind weitere Beispiele von Popwagen, die in den 70er und 80er Jahren hergestellt wurden und bestens zu den Wagen des Sets passen:
Foto 10: Minitrix ABwümz 227
Foto 11: Minitrox Bcüm 243 Popwagen
Foto 12: Minitrix Bwümz 237
Foto 13: Fleischmann Bwümz 237
Foto 14: Roco ABwümz 227
Wie der Herstellermix aussieht, kann in den Fotos 7 bis 9 bewundert werden. Da die linken Wagen alle in den 70er Jahren produziert wurden, haben sie auch keinen NEM- Aufnahmeschacht für eine Kurzkupplung. Deswegen entfällt an dieser Stelle der Punkt.
Mein Fazit: Es handelt sich um eine Anfänger-Packung, die dem werdenden Modellbahner den Spaß an der Modellbahn vermitteln soll. Überdies wird dem Set zur Steuerung die neueste Technik mit der Zentrale z21 und Multimaus mitgeliefert und die Lok kann man digital oder wenn man den Trafo dazu hat - auch analog fahren. Daher sind die o.g. „Ausrutscher“ von Fleischmann weniger kritisch zu sehen. Kurz - ein bunter Zug, der sicher die Freude an der Modellbahn wecken wird. Wegen der Fülle des Packungsinhalts kann das Set als preiswert eingestuft werden.
Klaus Kosack
Lit.: Horst J. Obermayer/J. Deppmeyer, Taschenbuch Deutsche Reisezugwagen, Stuttgart 1978
Matthias Meyer, Die Baureihe V 200, Freiburg 2005
Jürgen Hörstel, Farbtupfer der Siebziger- DC Züge, in Eisenbahnmagazin 10/ 2017, S. 30
Das Set ist bei DM Toys hier erhältlich.