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04/2023 von Klaus Kosack

Arnolds neue Wagensets des „Train bleu“

Zug „Train Bleu“- Zuglok E 19 (Fleischmann)

Fast zwei Jahre nach der Ankündigung wurden im Frühjahr 2023 zwei dreiteilige Wagensets der CIWL (Compagnie Internationale des Wagon-Lits) ausgeliefert. Die beiden Sets bestehen aus vier Schlafwagen des Typs Lx und je einen Gepäck- und Speisewagen. Alle Wagen sind in dem werbewirksamen CWIL-Blau gehalten. Deswegen wurde der Zug auch „Train bleu“ nach 1947 genannt.

Vorbild

Mitte der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts kam auch die Internationale Schlaf- und Speisewagen- Gesellschaft (CIWL) zum Entschluss, statt der Wagen in Holzbauart nur noch Wagen in Metallbauart in Dienst zu stellen. Markenzeichen war das werbewirksame Blau der Wagen. Es wurden die Wagen der „blauen Flotte“ als Gepäck-, Speise- und Schlafwagen in Dienst gestellt, die in erster Linie für deren internationale Express- Züge Verwendung fanden. Neben den o.g. Wagen wurden auch Pullman- Wagen gebaut, die ein bequemes Reisen für besonders zahlungskräftige Kunden ermöglichten. Die CIWL schloss Verträge mit den Bahnen ab, auf deren Schienen sie fahren durfte, da in Deutschland die MITROPA (später die DSG) für diese Dienste das Sagen hatte, wurde sie von der DRB/DB bevorzugt und für die CIWL blieb nur der Durchgangsverkehr übrig.

Besonders lukrativ war der Verkehr zur Riviera nach Süd-Frankreich und Italien. Ab 1931 wurden Züge ab Paris nach dem Süden eingesetzt, die einerseits Anschluss ab London mit der Fähre nach Paris hatten und andererseits zu verschiedenen Zielen im Süden fuhren. Zielorte waren u.a. Nizza, Cannes, Ventimiglia, Genua, Rom und Neapel. Diese Züge wurden ausschließlich mit den neuen blauen Schlaf-, Speise- und Gepäckwagen zusammengestellt. Der Volksmund nannte daher diese Züge „Train bleu“.

Vor dem II. Weltkrieg bestand das Publikum dieser Züge zahlungskräftige Kunden aus England und Frankreich, die sich die 1. Klasse leisten konnten. Gerne wurden diese Züge in der kälteren Jahreszeit genutzt, um im wärmeren Süden einen längeren Urlaub zu machen.

Der II. Weltkrieg war eine Zäsur für die CIWL. Viele Wagen standen im Ausland, waren zerstört, oder waren von den Besatzern für ihre Zwecke beschlagnahmt worden. Ab 1946/47 normalisierte sich die Lage für die CIWL. Sie setzte wieder einen Zug von Paris zur Riviera ein, der bald darauf auch „Train bleu“ genannt wurde. Er bestand aus neueren CIWL-Wagen aus den 20er und 30er Jahren und fuhr so auch bis Ende der 50er Jahre. Danach wurden neue Wagen beschafft. Die CIWL machte dabei neue Angebote: Statt wie in der Vorkriegszeit nur die 1.Klasse anzubieten, wurde auch die damalige 2.Klasse angeboten und man hatte dafür etliche Schlafwagen umgebaut.

Modelle

Zur Besprechung lagen dem Verfasser zwei dreiteilige Wagensets #HN4401 und #HN4402 vor. Um es kurz zumachen: Es sind neu dekorierte CIWL- Wagen, die 1979 von RIVAROSSI entwickelt wurden und 1997 erstmals in das ARNOLD Programm aufgenommen wurden, ergänzt um eine Kurzkupplung.

Damals brachte RIVAROSSI den Speisewagen in blau, den Schlafwagen Lx in blau, den Packwagen Typ F in braun/creme und einen Pullman- Wagen in braun/ creme heraus. Die Gehäuse der Wagen waren bestens detailliert und genügen auch heute noch den Ansprüchen. Eine Kurzkupplung war nicht vorhanden. 1982 brachte RIVAROSSI den Schlafwagen Lx als MITROPA- Wagen, #9611; Wagen-Nr. 055- 015 heraus, im gleichen Jahr wurde auch der Speisewagen in Mitropa um dekoriert.

Die Wagen des „Train bleu“ basieren alle auf den alten Rivarossi-Formen, die vor über 40 Jahren entwickelt wurden.

 

Hier ein Vergleich des Speisewagens von Rivarossi (1979) und Arnold (2023):

Vergleich Rivarossi (oben) und Arnold Speisewagen- Seite
Vergleich Rivarossi (oben) und Arnold Speisewagen- unten

Man sieht, dass Arnold an der Form fast nichts verändert hat.

Der praktische Test der Wagen auf der Club-Anlage brachte folgende Erkenntnisse: Die Kupplung der Wagen standen nicht immer horizontal, sodass Entkupplungen gelegentlich vorkamen. Abhilfe hierbei schuf die PEHO Clipskupplung. So blieb der Zug immer zusammen.

Kuppelanstand ab Werk
Kuppelabstand mit PEHO Clipskupplung

Ein weiteres Manko ist das Gewicht der Wagen. Im Vergleich zum Rivarossi- Wagen sind die neuen Wagen um ca. 5 gr leichter, was bei Unebenheiten der Gleise manchmal zu Entgleisungen führte.

Es folgen Bilder der 6 Wagen der beiden Sets.

Arnold F CIWL- Bj 1927
Arnold CIWL WL4ü- Lx 1
Arnold CIWL WL4ü- Lx 2
Arnold CIWL WR4ü- Baujahr 1928
Arnold CIWL WL4ü- Lx 3
Arnold CIWL WL4ü- Lx 4

Alle Wagen haben das für CIWL charakteristische Schwanenhals- Drehgestell. Die Vorbilder wurden ab 1927 u.a. von englischen und französischen Waggon-Fabriken gebaut.

Einsatz auf der Anlage

Wie kann der Modelleisenbahner den Zug sinnvoll auf seiner Anlage einsetzen? Sicher als CIWL- Luxus-Zug in den 50er Jahren. Mit vier Schlafwagen, einem Speise- und Gepäckwagen ist er schon komplett. Da solche Züge auch im Ausland fuhren, ist ein Einsatz auf eingleisigen Strecken auch in Ordnung, denn die CIWL musste sich an die Streckenvorgabe der jeweils befahrenen Staatsbahn halten. Das kommt aber andererseits dem geneigten Modellbahner entgegen. Je nach Land kamen verschiedene Loks zum Einsatz: In der hügeligen französischen Riviera ist die Lok 141 R nicht verkehrt, in Deutschland wurde die E 16, E 17, E 18 oder E 19 gern verwendet. Es gibt auch Fotos, wo dem CIWL-Zug eine E 44 vorgespannt ist. Liebhaber deutscher Dampfloks haben die Wahl zwischen den Baureihen 01, 03, 18.4-5, 38.10 oder 39. Für Diesellok-Fans bleibt die V 200 übrig.

So hat uns Arnold einen Zug präsentiert, der beim Fahrtest kleine Mängel aufwies, aber neue Farben ins Spiel brachte.

Die CIWL-Wagen wurden bei Arnold in verschiedenen Farben aufgelegt. Die Wagen der 3er Sets kosten je Fahrzeug knapp 45 €, also im gehobenen Segment.

 

Klaus Kosack

 

Literatur:

A. Mühl, 75 Jahre Mitropa, Freiburg 1992
F. Stöckl/ C. Jeanmarie, Komfort auf Schienen, Basel 1970
D. Reichard (Hrsg), Die blauen Schlaf- und Speisewagen, Düsseldorf 1976
F. Stöckl, Wagon- Lits, Wien 1984
S. Ebel, N-Katalog-Lima/Rivarossi, Würzburg 2005
G. Selbmann, Nostalgie in Braun, Blau und Creme, in NBM 3/2003, S. 16
G. Krüger- Wittmack, 75 Jahre Mitropa, EJ-Special 2/92


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