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10/2014 von Horia Radulescu

Lang, schnell und blau: die ersten UIC Z1 Sitzwagen der MÀV

Die Vorbilder MÀV GOSA-Z1

Zum Ende der 1980er Jahre beschaffte die ungarische Staatsbahn MÀV ihre ersten modernen Sitzwagen nach UIC Z1-Baumuster. Es handelte sich dabei um eine relativ kleine Serie Abteilwagen 1./2. Klasse (7 Stk., ABmz 30-91) und 2. Klasse (13 Stk., Bmz 21-91.0). Damit erhielt die MÀV ihre ersten klimatisierten Fahrzeuge, die für eine Höchstgeschwindigkeit von 200km/h zugelassen waren und somit in EC und Schnellzügen Richtung Westeuropa zum Einsatz kamen.

Die 20 UIC Z1 Abteilwagen wurden bei GOSA im (damals noch vorhandenen) Jugoslawien gebaut und noch 1989 ausgeliefert. Es handelte sich um die ersten GOSA UIC Z-Abteilwagen mit Schwenkschiebetüren (bisher für die JZ Drehfalttüren). Als Laufwerke kamen die bewährten Minden-Deutz MD 52 Drehgestelle aus (west-)deutscher Lizenz zum Einsatz. Kastenmässig basierte die Konstruktion im Wesentlichen auf den etwas älteren Eurofima-Baumustern, was auch eine grosse Ähnlichkeit mit vielen westeuropäischen Wagen der 1970er und 1980er erklärt. Die Hauptabmessungen des Kastens, dessen Form, das Dachprofil mit dem sickenfreien Unterteil wurde auch von diesen Mustern übernommen, genauso wie die Fenstereinteilung. Auf den ersten Blick glaubt man eine Art „Eurofima-Nachbau“ vor Augen zu haben. Die recht wenigen Unterschiede (anders platzierten Lüfter auf der Gangseite, Dachlüfter bei den Toiletten, andere Einteilung der Wagenschürzen, keine Regenrinnen über den Einstiegstüren, usw.) fallen erst bei genauerer Betrachtung ins Auge.

Einsatz in den ersten Jahren

Wie erwähnt, sind die Wagen am Anfang nur in Richtung Westen eingesetzt worden und erst nach Lieferung der grossen CAF-Serien aus Spanien 1993-94 kamen GOSA-Wagen auch in anderen weniger wichtigen Zügen zum Einsatz. Neben dem Einsatz auf der Verbindung Budapest Keleti – Wien (z.B. im D-Zug „Arabonna“ zusammen mit Bautzener Y/B-Wagen und Z2-Speisewagen der MAV) und ein sporadischer Einsatz im D 232/233 „Gondoliere“ nach Venedig über Wien Süd ist auch der EuroCity-Paar 62/63 „Bela Bartok“ von Budapest nach Wien und weiter auf der Westbahnstrecke nach Deutschland erwähnenswert. Hier wurde die gesamte 2. Klasse-Gruppe (5-6 Wagen) von der MÀV Gestellt (neben einen WRm Z2 MÀV und 2 x DB Avmz 207). Dabei waren oft „deklassierte“ ABmz statt Bmz anzutreffen. Als Zugloks auf der Westbahn und bis München waren 1044er der ÖBB anzutreffen, weiter ging es mit DB 103.1er.

Der bekannteste und bunteste Zug der frühen 1990er mit MÀV GOSA-Wagen war der D 262/263 „Orient Express“, der mehr als 100 Jahre lang Paris mit Mittel- und Osteuropa als regulärer Schnellzug verband (1883 bis 2009). Ab dem Winterfahrplan 1990 wurde der Lauf auf Paris Est – Budapest Keleti pu. begrenzt (weiter nach Bukarest ging es mit dem damals neu geschaffenen D 346/347 „Dacia“). Der Zug lief über Strassburg, Karlsruhe, Stuttgart, München, Salzburg und Wien. Bestimmte Wagengruppen – z.B. die der MÀV – liefen nur auf einen Teil der mehr als 2000km langen Laufes, z.B. Budapest – Stuttgart.

Der D 262 aus den Zugbildungsplan A der DB (ZpAR) im Sommer (162) und Winter (163) 1990, Scan Sammlung RSM.


Der „Orient Express“ wurde auf den ungarischen Lauf Budapest – Hegyeshalom von MÀV V43, dann bis Wien von ÖBB 1042 gezogen. Ab Wien Westbahnhof bis München übernahmen wie beim EC 62/63 ÖBB 1044 den Zug. Zwischen München und Stuttgart kam die DB 103.1 davor, dann eine DB Zweisystemlok 181.2 bis Strassburg. Schliesslich nahm eine „gebrochene Nase“ der Baureihe BB 15000 der SNCF die Garnitur bis zum Zielbahnhof Paris Est.

Nimmt man den D 262 „Orient Express“ aus dem Winterfahrplan 1990 zur Hand, dann bestand der Zug z.B. auf dem Abschnitt München – Stuttgart an einen „normalen“ Fahrplantag (ohne Bedarfwagen) aus:

Tfz: DB 103.1
Wg. 890: CFR B 20-50 Y/B Bauart Görlitz (nicht an alle Tagen)
Wg. 267: MÀV Bmz 21-91.0 (Sondermodell von DM-Toys Fleischmann 814480)
Wg. 266: MÀV ABmz 30-91 (Sondermodell von DM-Toys Fleischmann 814480)
Wg. - : MÀV WRm 88-70
Wg. 65: DB Bm 232/234/235
Wg. 103:SNCF A4c4B5c5x UIC Y
Wg. 102:SNCF/CIWL WLABm Typ MU
Wg. -:MÀV Ds UIC Y Ràba
Wg. -:SNCF Dd2s
Wg. 98: SNCF A4B6 Corail
Wg. 95: ÖBB WLABm MU 72-71
Wg. 94: SNCF B10c10ux 50-70 Corail
Wg. 93: ÖBB ABmz 30-70 UIC Z1

Mit MÀV, ÖBB, DB oder SNCF-Loks sowie Wagen aus fünf Ländern in allen möglichen Farbkombinationen verdiente der „Orient Express“ damals zu Recht die Bezeichnung „buntester Zug Europas“.

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