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10/2016 von Klaus Kosack

Fleischmanns neuer Muldenkippwagen F-z 120

Vorbild

Für den speziellen Transport von Schotter gab es bis Anfang der 50er Jahre nur die Trichterwagen der Bauart Otm. Die WLE entwickelte für den Transport nässeunempfindlicher Güter wie Schotter, Kohle, Sand und Steine in Zusammenarbeit mit der Fa. Orenstein & Koppel in Dortmund einen Muldenkippwagen, der bald darauf auch das Interesse der DB fand. Der Clou war, die Ladung nicht in einem Trichter zu transportieren, sondern fünf einzelne Mulden zu bauen, die auch einzeln entladen werden konnten. Jede Mulde hatte ein Fassungsvermögen von 4,4 m³. Nach einer Testphase entschloss sich die DB, den Wagen ebenfalls zu beschaffen und stellte ihn als Ommi 51 ab 1953 in Dienst.  Bis 1970 wurden 3905 Wagen in Dienst gestellt. Im Laufe der langen Beschaffungszeit wurde der Ommi 51 (ab 1968: F-z 120) überabeitet; die letzten Wagen waren verstärkt und hatten andere Zugstangen. Später wurden ältere Wagen der überarbeiteten Bauform angepasst. Ein Teil der noch vorhandenen Wagen wurde ab 1992 zu Dienstgüterwagen BA 165 für den Schottertransport umgezeichnet.

Drei Wagentypen wurden bei der DB beschafft: Wagen mit Handbremse (Fleischmann und Roco- Modelle), ohne Handbremse und nur mit Druckluftleitung. Die Wagen haben die Zeichnungsnummer Fwg 1098.01.1 und kosteten der DB ca. 23000 DM je Exemplar.

Bild 2 Vorbild des F-z 120 Foto: J. Clauss

Bild 2 Vorbild des F-z 120 Foto: J. Clauss

 

Das Fahrzeug besitzt fünf kippbare Mulden, die nach beiden Seiten von einem Mann bedienbar waren. Es gab zur Bedienung der Wagen extra eine Dienstanweisung. Da die Bedienung nicht ganz einfach war, waren die Wagen nur innerhalb der DB zugelassen. Es durfte nur jeweils eine Mulde gekippt werden, sonst bestand die Gefahr, dass der Wagen umkippte. Aufgrund der Höhe der Mulden konnte das Ladegut bequem in einen daneben stehenden Lkw umgeschlagen werden. Beladen werden konnten die Wagen nur von oben, z.B. über eine Schüttgutvorrichtung. Der Laderaum umfasste 22 m³ und darin konnten Güter von bis zu 27 t transportiert werden. Das Eigengewicht des leeren Wagens beträgt 12,8 t. Die Wagen waren für 80 km/h zugelassen.

Recht langlebig waren diese Wagen: Nach 53 Jahren wurde 2006 die letzten Wagen ausgemustert.

Bild 3 Fahrzeugskizze F-z 120 Quelle: DV 939 –F1, 1967

Bild 3 Fahrzeugskizze F-z 120 Quelle: DV 939 –F1, 1967

Modell

Erstmals wurde der Muldenkippwagen auf der Messe 1992 von Roco angekündigt. Der erste Wagen war ein Ommi 51 im Dekor der Epoche III. Unter der gleichen Bestellnummer gab es 8 Wagen mit verschiedenen Betriebsnummern. Außerdem gab es 4 Sets mit drei oder vier Wagen. Insgesamt hatte Roco von 1992 bis 2008  sage und schreibe 23 verschiedene Varianten herausgebracht; davon acht in Epoche III. Die letzten Sets hatten schon ein braunes Fahrgestell. Alle Roco-Wagen hatten keine Kurzkupplungskinematik. 2008 wurde bekanntlich Roco mit Fleischmann zusammengeschlossen und unter dem Label „Fleischmann“ sollten N- Fahrzeuge herausgegeben werden.

Bild 4 Wagen des Flm- Sets

Bild 4 Wagen des Flm- Sets

 

Bild 5 Vergleich mit Roco (letzte Bauart 2008)

Bild 5 Vergleich mit Roco (letzte Bauart 2008)

 

2012 erinnerte sich Fleischmann an den Wagen und kündigte ihn mit Kurzkupplung an. Dieser oder ein ähnlicher Wagen gab es bis dahin nicht im Fleischmann- Programm. Es sollten aber noch vier Jahre ins Land ziehen, bis der Wagen im Sommer 2016 ausgeliefert wurde. Hierbei hat Fleischmann die letzte Variante, den 3er Set #24032 und #24033 aus dem Jahre 2007/08 als Grundlage genommen. Das waren die ersten F-z 120 mit braunem Fahrgestell.

Bild 6 Beladung

Bild 6 Beladung

 

Bild 7 Flm Wagen einzeln

Bild 7 Flm Wagen einzeln

 

Die ausgelieferte Neuheit #845101 ist ein Set mit zwei F-z 120 Wagen mit braunem Untergestell. Diese Wagen sind der späten Epoche IV zuzuordnen.  Der erste Eindruck bestätigt, dass das Modell ziemlich exakt die Hauptmasse einhält. Wegen der verkürzten Puffer ist der Wagen um ganze 0,3 mm zu kurz. Auch die Breite ist um 0,2 mm übertroffen, hier ist die Materialstärke der Mulden verantwortlich. Die Mulden selber sind nicht funktionstüchtig, dafür aber einzeln eingehängt. Daher dürfte es Bastlern gelingen, den F-z 120 in Kippstellung umzubauen. Das Modell ist wohlproportioniert und hat ein äußerst filigranes Fachwerk als Muldenträger eingebaut bekommen. Das braune Fahrgestell besteht aus Metall, alle anderen Aufbauten aus Plastik. Die beiden Wagen tragen unterschiedliche Betriebsnummern, die Nummern 600 3 211-0 und 600 1 012-4 sind aus dem Nummernkreis der Ep. IV des F-z 120. Wie auch bei den Roco-Wagen ist die Beschriftung leicht verwischt, so dass z. B. die Bedienungshinweise an der Wagenseite nicht ganz zu entziffern sind. Auch die Beschriftung am Längsträger wurde nicht vergessen. Inhaltlich erscheint die Beschriftung inhaltlich korrekt und größenrichtig.

Ein paar Kritikpunkte trotzdem noch: In der Epoche IV hatten die Wagen eine Schienenzange, die bei beiden Wagen fehlen. Die Kurzkupplungskinematik ist raffiniert gelöst worden, nur das Ausschwenken der Kupplung ist etwas schwergängig und die Rückholfeder auf dem Fahrgestell hätte m.E. etwas unauffälliger sein können: Sie glänzt silbern. Wäre sie brüniert, würde sie weniger auffallen. Was Roco vergessen hat, fehlt auch bei der Fleischmann- Version: Auf den äußeren Streben des Fachwerks fehlen die Bremsecken. Ein wenig zu grell ist das Bedien-Handrad, das Gelb hätte m. E. ein wenig dezenter ausfallen können. 

Bild 8 verräterische Feder

Bild 8 verräterische Feder

Bild 9 KK- Konstruktion

Bild 9 KK- Konstruktion

 

Bild 10 Roco Wagen unten

Bild 10 Roco Wagen unten

 

Wie auch Roco hat Fleischmann beide Wagen als Handbremswagen nachgebildet, wobei die Handbremsbühne für den Umbau weiterer Güterwagen ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Bleibt zu hoffen, dass Fleischmann das Teil als Ersatzteil eines Tages auch einzeln anbietet. Beide Wagen sind mit Schotter beladen.

Einsatz auf der Modellbahn

Wie schon oben erwähnt, lässt sich der Wagen recht universell einsetzen, als Einzelwagen oder besser noch als ganzer Wagenzug, mit 6 bis 8 Sets. Solche Ganz-Schotterzüge gab es häufiger bei der DB. Wenn auf der Anlage noch eine Schotterverladung nach gebildet ist, kommt man um die Wagen nicht herum. In diesem Falle sollte bei einem Teil der Wagen die Schotterbeladung entfernt werden.

Fazit

Mit diesen Wagen hat Fleischmann sicherlich  einen lang gewünschten Güterwagen auf den Markt gebracht und dies in einer (dank Roco- Entwicklung) Ausführung, die kaum Wünsche hinsichtlich der Detailierung und Maßstäblichkeit  des Modelles offen lässt. Dass der Wagen nur im zweier (bzw. die WLE- Version in dreier) Sets verkauft werden, kann sicher angesichts der Tatsache verschmerzt werden, dass die Wagen auch in der Realität oft im Verband gefahren wurden.

 

Klaus Kosack

 

Die Artikel sind alle bei DM-Toys lieferbar:

https://www.dm-toys.de/liste/suche/84510.html

 

Lit.: DB DV 939d, Teil A, Ausgabe 1952

DB DV 939 F-1, Ausgabe 1967

St. Carstens, Güterwagen Bd.4 Offene Wagen der Sonderbauart, Nürnberg 2003

Carstens/Nielsen/Fleddermann, Güterwagen der DB AG, Nürnberg 2014

K. Kosack, Der F-z 120 von Roco, in Der neue N-Bahner, Febr. 1993, S. 20

H. Obermayer, Taschenbuch Dt. Güterwagen, Stuttgart 1980

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