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06/2017 von Jürgen Plack

Die 1200 der NS von Piko

Das Vorbild

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges herrschte großer Fahrzeugmangel bei den niederländischen Staatsbahnen NS. Mangels eigener Erfahrungen mit dem Bau elektrischer Triebfahrzeuge beauftragte man den amerikanischen Lokhersteller Baldwin mit der Konstruktion einer sechsachsigen Elektrolokomotive. Ursprünglich war der Kauf von 75 Maschinen geplant, gefertigt wurden dann aber nur 25 davon bei der niederländischen Fabrik Werkspoor.

1951 fanden die ersten Probefahrten statt, im Februar 1952 stellten die NS die 1201 offiziell in Dienst. Im März 1998 wurde die letzte der 3300 PS starken und 150 km/h schnellen Loks, die sowohl im Güterzug- als auch im Reisezugverkehr eingesetzt wurden, ausgemustert. Fünf Loks blieben museal erhalten.

Von Piko erschien jetzt ein Modell dieser Baureihe in der von 1971 bis 1998 üblichen Farbgebung grau/gelb (Art.-Nr. 40462).

Quelle: Wikipedia

  

Die Optik

Ein Vergleich mit Vorbildfotos zeigt, dass die Umsetzung der typisch „amerikanischen Optik“ mit den hoch liegenden Führerständen und den bulligen Vorbauten hervorragend gelungen ist, und der Gesamteindruck stimmt. Ein optisches Highlight stellen die fein gravierten, durchbrochenen Drehgestellblenden, und „weiter oben“ die seitlichen Lüftungsgitter dar. Auch die (elektrisch funktionslosen) filigranen Scherenstromabnehmer mit ihren Doppelschleifstücken können überzeugen, wenngleich sie in ihrer Ausfahrhöhe nicht einstell-, bzw. begrenzbar sind.

Die Lackierung ist über jeden Zweifel erhaben, die Farbtrennkanten sind absolut franzenfrei ausgeführt. Die vorbildlich „karge“ Beschriftung ist extrem randscharf und mit der Lupe lesbar aufgebracht. Diverse, der Verpackung beiliegende Zurüstteile für die Pufferbohle – Bremsschläuche und Heizkabel - können nur angebracht werden, wenn auf die N-Normkupplung (mit Kurzkupplungskulisse und Klipsaufnahme) verzichtet wird.

Die Technik

Die Lok fährt weich und ruckfrei an, kann extrem langsam schleichen und ist sehr gut regelbar.

Die sehr sichere Stromabnahme erlaubt auch unterbrechungsfreie Schleichfahrten über einfache und  Doppelkreuzungsweichen mit Kunststoffherzstücken. Bis hinauf zur erfreulicherweise sehr moderaten  Höchstgeschwindigkeit liegt das Modell absolut ruhig und zitterfrei im Gleis – auch in komplizierten Weichenstraßen. Die beiden im Durchmesser zu klein geratenen Schwungmassen sind kaum in der Lage, nennenswerten Auslauf zu erzeugen. Etwas unschön ist das in allen Geschwindigkeitsbereichen deutlich hörbare, leicht schnarrende Fahrgeräusch.

 

Mit einem Gewicht von 70 Gramm, sechs angetriebenen Achsen und je einem auf den inneren Achsen diagonal aufgezogenen Haftreifen, verfügt das Modell über eine auch für lange Züge ausreichende Zugkraft.

Die LED-Beleuchtung mit Lichtwechsel weiß/rot ist schon bei niedriger Geschwindigkeit deutlich zu sehen. Schade, dass das rote Schlusslicht im Analogbetrieb nicht abschaltbar ist. Für Digitalfahrer ist eine Next18- Schnittstelle eingebaut. Auch ein Sound-Decoder mit dazugehörigem Lautsprecher ist nachrüstbar.

Wartung und Pflege

Ein trauriges Kapitel! Das einzig lobenswerte an der Bedienungsanleitung ist die überaus ausführliche, bebilderte Ersatzteilliste. Für den Anlagenbetrieb wird am Ende (!) der Anleitung empfohlen, die Lok ca. 25 Minuten je Fahrtrichtung ohne Belastung einlaufen zu lassen. Geölt werden sollen bei „häufigem Fahrbetrieb“ die Achslager. Ich rate davon ab! Ölbenetzte Achsen sind hervorragende Staubfänger. Zum evtl. Schmieren von Motorlagern und Getrieben wird nichts gesagt.

Dafür wird anhand einer Zeichnung das Abnehmen des Gehäuses dargestellt. 1): Gehäuse mittig spreizen. 2): Gehäuse vorne abheben. Wo, bitteschön, soll man gegenhalten? An den Drehgestellen? Hat man die dann plötzlich in der Hand? Sind die zur Platine führenden Drähte dann vielleicht abgerissen? Fragen über Fragen, aber keine Antworten in der Anleitung!

Für die E 18 von Piko gibt es jetzt auf der firmeneigenen Homepage eine mit zwei Fotos bebilderte Anleitung zum Öffnen der Lok. Dieser Service wäre auch für die 1200 NS dringend wünschenswert. Außerdem gibt es auf der Piko-Homepage die Nummer einer Service-Hotline für technische Fragen:

03675-8972-42, erreichbar am Dienstag und am Donnerstag, jeweils von 16 – 18 Uhr. Ich bin gleich durchgekommen, ein freundlicher Mitarbeiter hat sich mein Problem angehört und mir dann verraten, wo sich im Gehäuse der Lok die Rastnasen befinden. Ein vorbildlicher Service! Danke!

 Die roten Markierungen zeigen die Position der Rastnasen:

Jetzt ist es nicht mehr besonders schwer, das Gehäuse abzunehmen. Mit dem Daumennagel an der jeweiligen Stelle leicht spreizen, und einen Pappstreifen einschieben, damit die Rastnase nicht wieder einschnappen kann. Hat man das an allen vier Raststellen gemacht, geht das Oberteil fast von alleine ab. „Aber nicht an den Drehgestellen ziehen“, wurde mir noch mitgegeben.

Das Fazit

Mit der 1200 der NS von Piko erhält der N-Bahner ein optisch wunderschönes und absolut betriebstaugliches Modell. Die UVP von 190 € (bei DM-Toys 171 €) scheint für das Gebotene noch gerechtfertigt. Wünschenswert wäre bei diesem Preis allerdings auch, dass der Kunde ein wartungsfreundlicheres Fahrzeug mit einem weniger stramm sitzenden Gehäuse und mit einer hilfreicheren Bedienungsanleitung erhält.

Da in den Niederlanden mit einem von Deutschland abweichenden Stromsystem gefahren wird, kann, wer es ganz genau nimmt, das Piko-Modell auf einer Anlage nach deutschem Vorbild eigentlich nicht einsetzen. Durchaus denkbar aber, dass einige N-Bahner das nicht so eng sehen, und die Lok trotzdem „vorbildwidrig“ einsetzen, ganz einfach weil sie ihnen gefällt. Recht haben sie!

Die NS 1200 im Shop bei DM-TOYS

 

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