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06/2018 von Klaus Kosack

Das liebe Vieh auf Reisen - neuer Verschlagwagen von Liliput

Der Vlmm(h)s 63 ist ein gedeckter Güterwagen der Sonderbauart und gehört zu den Regelgüterwagen. Er diente vorwiegend zum Transport von Kleinvieh oder auch Gemüse u.a.m. Er entstand aus Umbau älterer Verschlagwagen und war einer der wenigen Güterwagen der DB, zu dem es keinen Neubauwagen-Pendant gab. Liliput konnte mit dem Verschlagwagen eine Lücke schließen, die es nach Aufgabe des N-Programms durch Roco gab. Roco hatte den Wagen von 1978 bis 2006 im Programm. Im Laufe der Zeit brachte Roco den Wagen mit fünf verschiedenen Wagennummern in Epoche III und einmal in Epoche IV heraus. Liliput bringt den Wagen mit und ohne Bremserbühne heraus.

Vorbild

In der Landwirtschaft machte sich schon in der Frühzeit der Eisenbahn ein Bedarf zum Transport von Kleinvieh bemerkbar. So stellte die KPEV schon vor über 130 Jahren Spezialwagen für diesen Bedarf in den Dienst. Ab 1884 wurden mit der Musterzeichnung IIc1 die ersten doppelbödigen Kleinviehwagen in Dienst gestellt, von denen 260 Wagen gebaut wurden. Später wurden die Wagen vergrößert und modernisiert. Die meisten Viehwagen wurden als Verbandswagen mit der Musterzeichnung A9 mit 2134 Wagen in Dienst gestellt, die von 1913 bis 1921 gebaut wurden. 1953 besaß die DB insgesamt 894 Verschlagwagen, rd. 88% der Wagen stammten noch aus der Kaiserzeit. Das waren jedoch nur 0,35% aller Güterwagen. Da ab Mitte der 50er Jahre Umbauprogramme für Güterwagen anliefen, kamen ab 1960 auch Viehwagen zum Umbau. Aus den Fahrgestellen der alten Wagen wurden nach UIC-Grundsätzen neue Fahrgestelle gebaut und mit entsprechenden Aufbauten versehen. 1960/61 verschwanden fast alle Vorkriegs-Viehwagen; deren Zahl sank von 761 (1958) auf 17 (1962). Durch das Umbauprogramm kamen 650 (plus 1 Versuchswagen) neue Wagen von 1960 bis 1962 in Dienst. Beim Fahrgestell stand der Glmehs 50 Pate; seine Abmessungen wurden für den neuen Vlmms 63 übernommen. Die neuen Verschlagwagen bekamen die Nummern 332 000- 332 999 zugewiesen. Von den Wagen hatten 270 eine Dampfheizung und 190 eine Handbremse. Alle Wagen hatten zwei Etagen und vier Seitenwandtüren. Im Innern gab es zehn Drehtürpaare. Genutzt wurden diese Wagen zum Transport von Kleinvieh, wie Geflügel, Schafe, Kälber oder Ziegen, aber es wurden auch z.B. Kohlköpfe, Blumen u.a.m. transportiert. Im Inneren hatten die Wagen verschließbare Lamellen, damit die konnten je nach Bedarf die Lüftungsgitter an den Wänden geschlossen werden.

Fahrzeugskizze Vlmms 63- Quelle: DV 939d, 1967

Ab 1968 wurden alle Wagen zu Hbes 358 bzw. Hbers 358 (mit Dampfheizung) umgezeichnet. Jedoch nahm in der Folgezeit die Zahl der Wagen ständig ab, wobei ein Teil der Wagen zu Gbs/ Gos 245 umgebaut wurden. Grund war die Verlagerung des Kleinviehtransports auf Lkws. Ab 1980 bekamen die Wagen die neue Bauartbezeichnung Hes 358. 1992 wurden die letzten Wagen ausgemustert.

Modell

Set Vlmms 63 ohne Bremserbühne

Set Vlmms 63 mit Bremserbühne

Es ist nicht der erste Vlmms 63, der in N das Licht der Welt erblickte. Vorreiter war hier Roco, der seinen Verschlagwagen schon 1978 auf dem Markt brachte. Der Wagen hatte in seiner Produktionszeit nie eine Kurzkupplung und eine Variante mit Bremserbühne gab es auch nicht. Auch die Aufstiegsleitern zu den Türen hat Roco vergessen, die bei Liliput nachgebildet sind; wobei sogar die alufarbenen Trittstufen hat Liliput nachgebildet wurden. Dafür hatten die Wagen von Roco bewegliche Radsätze, um auch R1 zu schaffen, wohingegen Liliput zeigt, wie es auch ohne geht. Wegen der Länge der Wagen hatte der Wagen eine nach hinten versetzte Kupplungsaufnahme. Der Wagen war fast maßstäblich gehalten; nur wegen seiner Stummelpuffer war er zu kurz. Der Wagen hat ein Blechdach mit Spriegeln, diese ältere Bauform des Daches (beim Glmehs 50 verbaut) kam jedoch beim Verschlagwagen nicht mehr zu Anwendung.

Roco (rechts) und Liliput Vlmms 63

Roco (unten) und Liliput Vlmms 63 unten

Roco (rechts) und Liliput Vlmms 63 vorne

Auf der Spielwarenmesse 2017 überraschte Liliput mit der Ankündigung des Wagens mit Bremserbühne. Ein Jahr später folgte die Variante ohne Bremserbühne. Geschickt machte sich Liliput den Umstand wie beim Vorbild zu Nutze, das schon entwickelte Fahrgestell für den Glme(h)s 50 auch für den Vlmms 63 zu verbauen. Das sparte sicher Entwicklungskosten. So konnte das Fahrgestell mit und ohne Bremserbühne (ein Bremserhaus gab es für den Vlmms 63 nicht) übernommen werden. So wurden die Grundmaße (LüP und Achsstand) im Modell korrekt übernommen. Beim Vlmms 63 ist als Umbau-Güterwagen noch das Sprengwerk hinzugekommen. Das wurde als Steckteil in das Fahrwerk verbaut. An dieser Stelle musste Liliput die Form für das Fahrwerk ändern. Auch die Radsätze mit 5,6 mm Durchmesser (90 cm beim Vorbild; das Original hatte Radsätze mit 1 m Durchmesser) hat man vom Gos 245 übernommen.

Vlmms 63 mit Bremserbühne

Vlmms 63 ohne Bremserbühne

Ausgeliefert wurden die Wagen wie bei den meisten Glmehs 50/ Gos 245 in Dreierpacks:

*L260134: Vlmms 63 mit Bremserbühne, Wagennummern 332 298, 332 308 u. 332 276,

L260135: Hbes 358 mit Bremserbühne,

*L260140: Vlmms 63 ohne Bremserbühne, Wagennummern 332 389, 332 362 u. 332 405,

L260141: Hbres 356 und Hbes 358 ohne Bremserbühne.

*Wagensets lagen dem Autor zum Testen vor.

Bei den Wagennummern gibt es nichts zu meckern: Alle Nummern stammen vom Nummernkreis des Vlmms 63.

Anders als beim Glmehs 50/ Gos 245 gibt es den Wagen von Liliput nicht einzeln.

Eines muss an dieser Stelle lobend erwähnt werden: Die Wagen ohne Bremserbühne wurden erst zur Messe 2018 angekündigt und sind im Juni 2018 schon ausgeliefert worden!

Leider bietet Liliput in seinen Dreiersets nur Wagen eines Types (mit oder ohne Bremserstand) an. Bleibt zu hoffen, dass einsichtige Händler die Wagen des Sets einzeln verkaufen, was angesichts der Einzelverpackung der Wagen möglich sein sollte. Jeder Wagen des 3er Sets hat eine eigene Wagennummer.

Zurück zum Modell: Auch der neue Vlmms 63 ist wie sein Bruder, der Glmehs 50 eine Augenweide angesichts der vielen Details, die beim Modell umgesetzt wurden. Zu den technischen Details des Wagens hat der Verfasser schon zum erwähnten Glmehs 50 berichtet: Liliputs mittellanger Gedeckter

Diese Details können da nachgelesen werden, sodass sich an dieser Stelle eine Wiederholung erübrigt.

Ein bisschen detektivisches Geschick musste bei der Lösung des Rätsels angewandt werden, um die im Katalog angekündigte Aussage, es wären Wagen mit unterschiedlichen Ausführungsdetails, zu lösen. Zwei Farbänderungen fielen auf, die Farbe der Griffstangen, die bei einem Wagen schwarz gefärbt sind und zwar beim Wagen -2 in beiden Sets. Auch hat man die Leitern der Trittstufen bei diesen Wagen schwarz gehalten. Bei den anderen beiden Wagen sind Griffstangen und Leiter in braun gehalten.

Geschickt hat Liliput die Nachbildung der durchbrochenen Bretterwände gelöst: Von außen betrachtet wirken sie durchsichtig; aber das Innenfoto zeigt, dass hier ein Hauch Wand stehen geblieben ist, die an den außen stehenden Bretterfugen ganz leicht durchbrochen sind. So wurde der Filigran-Effekt der Außenwände erzielt. Ein Novum im Formenbau!

3 Wagen mit Bühnengeländer vorne

Details Kupplungsaufnahme und Befestigung

Liliput Vlmms 63 vorne

Liliput Vlmms 63 innen

Die Wagen kuppeln schon von Haus recht eng, wie Foto 13 zeigt. Wer es noch enger mag, dem sei z.B. die Kuppelstange von Modellbahn Union empfohlen, mit der Kuppelstange 13,5 mm erreicht man fast ein Puffer an Puffer fahren. Ob man damit durch alle Radien kommt, muss ausprobiert werden; sonst die nächste Größe (14 mm) wählen.

Kuppelabstand normal

Kuppelabstand Modellbahn Union Kuppelstange 13,5mm

Einsatz auf der Modellbahn

Da der Wagen meistens nur im Bedarfsfall eingesetzt wurde, wenn es Vieh oder Gemüse zu transportieren gab, sind drei Wagen denkbar, wenn Leerwagen zu einem Verlader gefahren werden mussten. Oder man fährt einen oder zwei Wagen in dem (Nah-) Güterzug und die anderen Wagen werden an einer Ladestraße abgestellt. Da sollte der Modellbahner auch Viehverschläge o.ä. bauen, damit das Ganze realistisch wirkt. Geschickte Modellbahner könnten noch eine Holzrampe bauen, um die Tiere in den zweiten Stock zu verladen. Optimal wäre es, wenn dann mindestens eine der vier Türen geöffnet wäre. Beim Modell können die Türen nicht geöffnet werden, sodass die Tür ausgesägt werden müsste. Laufschienen für die ausgesägte Tür sind vorhanden. Oder man stelle sich einen NE (Naheilgüterzug) oder Sg (Schnellgüterzug) vor, der eine größere Menge Vieh zum nächsten Schlachthof in die Großstadt fahren muss, da können auch mehrere Vlmms 63 und gedeckte Güterwagen (mit geöffneter Tür und Gitterverschlag) für Großvieh zusammen kommen. Die Wagen werden angenommen in Bahnhöfen auf der Fahrt zum Schlachthof eingesammelt.

Fazit

Hier hat sich Liliput wieder eines Regelgüterwagens angenommen, was in letzter Zeit in der N-Welt eher seltener der Fall war. Er ist hervorragend umgesetzt worden und um etliche Klassen besser als sein Roco- Vorgänger. Damit hätte er verdient, Güterwagen des Jahres 2018 zu werden. M.E. der einzige Wermutstropfen der Neuheit ist die Verkaufsstrategie von Liliput, den Wagen ausschließlich als Dreiersets nur einer Bauart (mit oder ohne Bremserstand) anzubieten, angesichts der sehr kleinen Zahlen gebauter Güterwagen. Besser wäre es gewesen, man hätte den Dreierset aus einem Wagen mit Bremserstand und zwei Wagen ohne angeboten.

Klaus Kosack

Lit.: St. Carstens/ H. U. Diener, Güterwagen Bd.2 –Gedeckte Wagen-Sonderbauarten, Nürnberg 1989

St. Cartstens et al., Güterwagen Bd.6- Bestände und Bauteile, Fürstenfeldbruck 2011

H. Lehmann/E. Pflug, Fahrzeuge der Deutschen Bundesbahn, II. Nachtrag- Teil B Wagen, Berlin o.J.

Wagen- Archiv der deutschen Reisezug- und Güterwagen, Blatt: Zweiachsiger Verschlagwagen Hes 358

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