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03/2020 von Jürgen Plack

Legende auf Schienen - Jägerndorfer ÖBB 4010 „Transalpin“

Begonnen hat die Geschichte des österreichischen 4010-Triebzuges im Jahr 1965. Damals beschafften die ÖBB drei Garnituren für ihren „Transalpin“. Ab 1966 kamen noch 12 weitere Züge dazu. Diese erhielten einen Halbspeisewagen, waren allerdings nur für den innerösterreichischen Verkehr vorgesehen. Bis 1978 wurden insgesamt 29 Einheiten in Dienst gestellt.

Als „Johann Strauß" kamen die formschönen, 150 km/h schnellen und 3400 PS starken Triebzüge von Wien aus bis Frankfurt, als „Rosenkavalier" bis München, und als „Bodensee" bis St.Gallen.

Mit ihrer eleganten Ursprungslackierung in blau und elfenbein und den auffällig rot umrandeten Scheinwerfern waren sie ein echter "Hingucker".

Nachdem sie einige Jahre nur noch im Eilzugverkehr eingesetzt waren, wurden sie 2008 ausgemustert.

Wer mehr über den 4010 und dessen Entstehung wissen will, dem sei die Seite
https://www.derstandard.at/story/1336698415744/ein-blaues-wunder-namens-transalpin
empfohlen.

Jetzt hat Jägerndorfer einen langen gehegten Wunsch vieler N-Bahner mit einem Modell des 4010 erfüllt.

Die Optik

Der Triebzug wird in einem repräsentativen, stabilen Karton geliefert.

Darin ruhen gut geschützt in einer Schaumstoffeinlage der Triebkopf, vier Zwischenwagen und der Steuerwagen. Bereits im Karton macht der Zug einen hervorragenden optischen Eindruck.

Unter Zuhilfenahme der umschließenden Folie, können die Zugteile den recht engen Aussparungen der Schaumstoffeinlage unbeschädigt entnommen werden.

Und dann gibt es viel zu genießen: Die Fahrzeuge sind hervorragend detailliert und die Kopfform von Triebkopf und Steuerwagen ist sehr gut getroffen, wie Vergleiche mit Vorbildfotos zeigen.

Die Lackierung ist sehr sauber gelungen, die zahlreichen Zierlinien, die roten Umrandungen der Frontscheinwerfer und die angespritzten Handläufe neben den Türen sind absolut "fransenfrei" ausgeführt.

Die Fronten von Triebkopf und Steuerwagen zieren Bremsschläuche, Kupplungshaken und zierliche silberne Scheibenwischer. Die zahlreichen, größenrichtigen Anschriften sind mit einer guten Lupe, bis auf die kleinsten, noch lesbar. Die Wagenabstände dürften etwas kleiner sein.

Da die Kupplungen in einer Normaufnahme stecken, sollte sich das aber z.B. mit der Fleischmann Profi-Kupplung machen lassen.

Die sehr feinen roten Dachleitungen sitzen auf braunen Isolatoren, die beiden elektrisch funktionslosen Einholm-Stromabnehmer (je einer mit breiter und einer mit "schweizer" Wippe) sind sehr filigran ausgeführt, rasten sicher ein, sind aber in ihrer Ausfahrhöhe nicht einstellbar. Hier muss der „Gummifaden-Fahrer“ wieder selbst tätig werden.

Auch „untenrum“ ist alles bestens - die Drehgestellblenden können mit ihrer plastischen Gravur überzeugen.

Das Optik-Fazit: Besser geht´s kaum.


Jetzt aber zur

Technik

Der 68 Gramm schwere Triebkopf ist für seine Aufgaben gut gerüstet: Fünfpol-Motor mit zwei Schwungmassen, vier angetriebene Achsen und zwei diagonal auf den inneren Achsen aufgezogene Haftreifen lassen gute Fahreigenschaften vermuten. Und tatsächlich enttäuschen die Testfahrten nicht.

Da man bei den Österreichern die Fahrzeuge mit Normkupplungen an Kurzkupplungskulissen ausgestattet hat, geht das Zusammenstellen der Garnitur auf dem Gleis problemlos von statten.

Bei 2 Volt setzt sich der Zug ruckfrei in Bewegung, um dann mit umgerechnet 13 km/h über die Gleise zu schleichen. Dank einer sehr sicheren Stromabnahme können ihn schon bei dieser geringen Geschwindigkeit Weichen mit Kunststoffherzstücken und /oder Kreuzungsweichen nicht zum Halten bringen. Bei etwas höheren Geschwindigkeiten macht sich auf DKWs ein leichtes Zittern des Zuges bemerkbar, ansonsten liegt er bis hinauf zur Höchstgeschwindigkeit wie das sprichwörtliche Brett im Gleis.

Dabei bleibt das angenehme Fahrgeräusch erfreulich zurückhaltend. Trotz der zwei Schwungmassen ist der Auslauf bei plötzlichem Ausbleiben des Fahrstroms bescheiden.

Das mit der Fahrtrichtung weiß/rot wechselnde Licht ist weiß schon frühzeitig sichtbar, anders beim Schlusslicht.

Soweit ist also (fast) alles in bester Ordnung – solange der Zug gezogen wird. Wenn die Garnitur mit Steuerwagen voraus unterwegs ist, entgleisten bei unserem Testmuster immer wieder einmal einzelne Wagen auf Weichen – auch in Langsamfahrt. Das könnte daran liegen, dass fast keine der Achsen das nach NEM Radsatz-Innenmaß von min. 7,4 mm erreicht.

Ein „systembedingtes" Problem bei geschobenem Zug stellt die Tatsache dar, dass er Signalabschnitte bei HP0 überfährt, und erst zum Stillstand kommt, wenn der Triebkopf in diesen Abschnitt eingefahren ist. Diese „Unart“ hat der Jägerndorfer-4010 allerdings mit den meisten Triebzügen der anderen Hersteller gemeinsam.

Wartung und Pflege

Der Zugpackung liegen zwei textlich knapp gehaltene Anleitungen bei, die beim Testmuster unter der Schaumstoffeinlage versteckt waren. Das erste Blatt enthält zunächst einige knappe Informationen zum Vorbild und einen Hinweis auf die Möglichkeit, den Triebkopf mit einem „Next Dekoder", den Steuerwagen mit einem "6 pin Dekoder" auszurüsten. Laut Anleitung muss das Modell nur „nach etwa 50 Betriebsstunden geölt werden." Wo? – Keine Text-Angaben, aber vier mit einem Tropfen versehene Pfeile deuten auf die unten freiliegenden Zahnräder der Antriebsachsen. Das Gehäuse soll zum Abnehmen "aufgeweitet werden. Nachdem der Motor wartungsfrei zu sein scheint, habe ich davon abgesehen, das Fahrzeug zu öffnen. Hilfreich ist eine ausführliche, bebilderte Ersatzteilliste. Auffällig: Haftreifen sind nicht aufgeführt. Das zweite Blatt gibt Hinweise zum Dekodereinbau in Triebkopf und Steuerwagen.

Das Fazit

Jägerndorfer hat mit dem ÖBB 4010 ein wunderschönes Triebwagenmodell auf den N-Bahn-Markt gebracht. Die Fahreigenschaften können überzeugen, solange der Triebkopf vorausfährt. Geschoben gibt es Probleme durch sporadische Entgleisungen auf Weichen. Das sollten diejenigen N-Bahner berücksichtigen, die auf ihrer Anlage einen Kopfbahnhof erstellt haben. Eine UVP von etwas über 500 Euro erscheint zunächst recht hoch, man sollte aber dabei bedenken, dass man dafür einen kompletten Zug erhält, womit sich der Preis wieder relativiert.

 

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