12/2023 von Klaus Kosack
Zur Messe 2003 brachte Fleischmann erstmals die Mitteleinsteigs- Eilzugwagen der DB heraus, die alle der Epoche IV angehören. Es waren dies der Bymb 421, ABymb 411 und BDymf 456. Dann war fünf Jahre Pause und es folgten die Wagen in Epoche III b, jedoch ohne Steuerwagen. Dieser folgte erst 2013. Nach 2011 folgten dann weitere Varianten in ozeanblau/ beige und grün, in der Mehrzahl in Epoche IV. Nach 2019 gab es wieder vier Jahre Pause und Ende 2023 erschien schließlich das zu besprechende Set (#6260011) in Epoche III b.
Die Wagen gehörten zur ersten Beschaffungsperiode der 26,4 m Wagen der jungen DB. Nach den üblichen Probewagen folgte schon ein Jahr später die Serienlieferung der Wagen: Fünf Typen wurden beschafft: BC4ymg, C4ymg, C4ymgf, CR4ymg (alle Bauart -51) und CPw4ymgf-52. Später folgten noch die beiden Bauarten AB4ymg-54 und der Prototyp Pw4ymg-54. Bis 1955 war die Beschaffung der 745 Wagen abgeschlossen. Es wurden 321 C4ymg- Wagen, 260 AB4ymg-Wagen, 51 C4ymgf- Wagen, 38 CPw4ymg, 35 CR4ymg- Wagen unter anderem beschafft.
Schon bald fanden die Wagen Einzug in den Schnellzug- Verkehr: Die DB erfand die so genannten LS-Züge, die überwiegend mit den Neubauwagen bespannt waren. Mit dem Logo „LS- Züge“ bezeichnete die DB schneller fahrende Züge (Eil- und D- Züge), die vorwiegend mit den neuen Wagen der 26,4m- Klasse ausgestattet waren. Sie warben für mehr Komfort und kürzere Reisezeiten- ohne Zuschlag. Züge mit Altbauwagen hatten in der 3. (später 2. Klasse) meistens noch Holzbänke. Aber schon nach wenigen Jahren, als genügend Schnellzugwagen der Bauarten AB4ümg-54, C4ümg-54 u.a.m. zur Verfügung standen, wanderten die Mitteleinstieger in den eigentlichen zugedachten Eilzug- Verkehr ab. Zuletzt waren diese LS- Züge 1959/60 im Kursbuch extra erwähnt. Der Halbspeisewagen CR4ümg-51 wurde fast ausschließlich im Schnellzugsverkehr eingesetzt.
Bis weit in die 70er Jahre hinein wurden die Eilzugwagen im Nebenbahnfernverkehr eingesetzt, so auch bei den so genannten Heckeneilzügen. Typische Zugbildungen waren drei bis vier B4ymg und ein bis zwei ABymg sowie je nach Bedarf ein Steuerwagen oder Gepäckwagen (häufig MPw4 oder Vorkriegsgepäckwagen). Ab Mitte der 80er Jahren wurden die Wagen auch in das neue DB- Farbschema blau-beige einbezogen und wanderten in den Nahverkehr ab. Inzwischen waren die Wagen nur noch für 120 km/h zugelassen. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre war die Ausmusterung abgeschlossen. Heute kann man die Wagen noch als Museumswagen in Koblenz- Lützel bewundern.
Die Erstausgabe der Fleischmann-Wagen war schon vielversprechend, wie die Bilder zeigen.
Alle drei Wagen haben den Laufweg Duisburg-Gelsenkirchen-Hamm. Geschmacksfrage sind die doch dicken Fensterrahmen in gold-eloxier. Das hätte man sicher etwas unauffälliger gestalten können. Selbst an der Front des Steuerwagens gibt es den auffälligen Fensterrahmen. Allen Wagen (auch alle späteren Ausgaben) gemeinsam ist, dass Wagenwand und Dach eine Einheit (= ein Spritzling) bilden. Alle Wagen haben von Anfang an eine Kurzkupplungskulisse.
2008 wurden die Wagen überarbeitet und es folgte eine Serie Epoche III b-Wagen. Die Rahmen waren diesmal silberfarben. Der Laufweg war mit Köln- Bonn- Koblenz- Mainz nach Frankfurt angegeben. Das Revisionsdatum (2003) brachte es an den Tag: Hier hatten wir es mit Museumswagen aus Koblenz-Lützel zu tun. Beim 1. Kl.-Wagen fehlte der gelbe Strich, ein Hinweis, dass die Museumswagen den Zustand um 1956/ 57 darstellen sollte. Der zugehörige Steuerwagen wurde nicht herausgebracht, wahrscheinlich deswegen, weil 2003 kein Original-Fahrzeug mehr vorhanden war. Die wurden fast alle nach 1980 umgebaut.
Der Steuerwagen folgte erst 2013, jedoch nicht als Museumswagen, sondern als Wagen der BD Hamburg in Epoche III b, aber in Serie mit einem AB- und B- Eilzugwagen.
Wenn man sich nachstehende Tabelle ansieht, kann man eine gewisse Regelmäßigkeit von Fleischmann feststellen: Die Wagen erschienen
Die Wagen erschienen in regelmäßiger Reihenfolge der Epochen IV/ III b.
Best.-Nr. |
Typ |
Epoche |
Gebaut ab |
Wagen-Nr. |
Farbe |
Bemerkungen |
8665 |
AByl 411 |
IV |
2003 |
50 80 30-11 116-7 |
grün |
KKK |
8666 |
Byl 421 |
IV |
2003 |
50 80 21-11 234-9 |
grün |
KKK |
8664 |
BDylsf 456 |
IV |
2003 |
50 80 82-11 005-9 |
grün |
KKK |
866501 |
ABymg-51 |
III b |
2008 |
30 088 Köl |
grün |
Museum KKK |
866601 |
B4ymg-51 |
III b |
2008 |
40 658 Köl |
grün |
Museum KKK |
866502 |
AByl 411 |
IV |
2011 |
50 80 30-11 032-6 |
ozeanblau/beige |
KKK |
866602 |
Byl 421 |
IV |
2011 |
50 80 21-11 141-6 |
ozeanblau/beige |
KKK |
866482 |
BDylsf 456 |
IV |
2011 |
50 80 82-11 005-9 |
ozeanblau/beige |
KKK |
866503 |
ABymg-51 |
III b |
2013 |
30 001 Ffm |
grün |
KKK |
866604 |
B4ymg-51 |
III b |
2013 |
40 518 Ffm |
grün |
KKK |
866483 |
BPw4ymgf-51 |
III b |
2013 |
99 109 Hmb |
grün |
KKK |
866504 |
ABymb 411 |
IV |
2016 |
50 80 30-11 135-7 |
grün |
KKK |
886606 |
Bymb 421 |
IV |
2016 |
50 80 21-11 178-8 |
grün |
KKK |
866485 |
BDymf 456 |
IV |
2016 |
50 80 82-11 018-2 |
grün |
KKK |
866506 |
AByl 411 |
IV |
2019 |
50 80 30-11 065-6 |
ozeanblau/beige |
KKK |
866607 |
Bymb 421 |
IV |
2019 |
50 80 21-11 119-2 |
ozeanblau/beige |
KKK |
866608 |
Bylb 421 |
IV |
2019 |
50 80 21-11 192-9 |
ozeanblau/beige |
KKK |
6260011-1 |
AB4ymg-51 |
III b |
2023 |
30 253 Esn |
grün |
KKK |
6260011-2 |
B4ymg-51 |
III b |
2023 |
40 697 Esn |
grün |
KKK |
6260011-3 |
BPw4ymgf-51 |
III b |
2023 |
99 105 Esn |
grün |
KKK |
KKK= Kurzkupplungskulisse; gelb: Anfangsserie, rosa: neues Wagen-Set KKK
Geliefert werden die Wagen in Flaschengrün der 50er Jahre; das lesbare Revisionsdatum weist das Jahr 1957 aus. D.h. die Wagen standen kurz nach der Klassenumstellung 1956 im Dienst. An den Wagennummern 30 253 (AB), 40 697 (B) und 99 105 (BPwf) ist nichts zu bemängeln. Im Gegensatz zur ersten Ausgabe der Epoche III b-Wagen hat der AB-Wagen einen dünnen gelben Strich über der 1. Klasse. Negativ ist die Tatsache zu bewerten, dass die Klo- Fenster nur geriffelt hinterlegt und nicht weiß sind. Ansonsten wurde wenig verändert.
Für die Relation Hamm (W)- Aachen Hbf sind drei Wagen für einen Eilzug etwas zu wenig. Da fehlen zwei bis drei 2. Klassewagen und evtl. ein 1./2. Klasse-Wagen. Da aber Fleischmann auf weitere Wagen verzichtet hat, muss auf frühere Ausgaben der Ep. III b zurückgegriffen werden. Da es aber wenige Wagen von Fleischmann in der Epoche gibt, muss man auf Wagen anderer Hersteller zurückgreifen. Eine Möglichkeit wären die Mitteleinstiegswagen von Arnold, die 2010 erschienen sind. Sie passen auch gut in der Höhe zu den Fleischmann- Wagen, wie nachstehendes Foto zeigt.
Hier hat Fleischmann ein Wagenset in den Handel gebracht, der so noch nie produziert worden ist. Was noch fehlt, sind Wagen der Epoche III a, also als 3. und 2./3. Klasse Wagen, wie es 1985 Arnold vorgemacht hat. Schade, dass es keine Ergänzungswagen gibt, denn m.E. sind drei Wagen für einen Eilzug durch das Ruhrgebiet zu wenig. Man kann ihn auch mit z.B. DRG-Eilzugwagen (jüngere Bauarten, z.B. Schürzeneilzugwagen von Minitrix oder Piko) erweitern. Als der Zug beim Vorbild fuhr, wurde er noch als LS-Zug deklariert und man konnte den Zug ohne Zuschlag nutzen, denn 1955 entfiel der Eilzug-Zuschlag. Hierfür nutzte die DB ein spezielles LS-Symbol im Kursbuch, das bis 1960 erhalten blieb. Das LS-Symbol beinhaltete Züge, die Neubauwagen mit gepolsterten Sitzen in der 2. Kl. an Bord hatten und wegen des geringeren Gewichts flotter unterwegs waren.
Klaus Kosack
Literatur:
Wagen für Europa- Geschichte der 26,4m.Wagen, EK – Kurier Special 74, Freiburg 2004
S. Ebel, N- Katalog/ Handbuch Arnold, Würzburg 2002
H.J. Obermayer, Taschenbuch Deutsche Reisezugwagen, Stuttgart 1978